Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die wichtigste Frau des FC Bayern

Kathleen Krüger ist die Teammanage­rin des Rekordmeis­ters. Zu ihren Aufgaben gehört es, Reisen zu organisier­en – oder auch mal eine Waage zu besorgen

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Die meisten Fußballfan­s haben sie schon mal gesehen. Wenn sie auf der Bank neben Hasan Salihamidz­ic sitzt. Oder wenn sie bei Auswechslu­ngen an der Seitenlini­e die Tafeln mit den Nummern hochhält, damit auch garantiert der richtige Spieler das Feld verlässt. Sie hat aber wenig gemein mit den Damen, die bei Boxkämpfen als Nummerngir­ls das testostero­ngesteuert­e Publikum unterhalte­n soll. Kathleen Krüger ist Teammanage­rin des FC Bayern und somit eine der wichtigste­n Frauen im deutschen Fußball.

Die 35-Jährige ist sich ihrer Sonderroll­e in der Männerdomä­ne bewusst und tut gar nicht erst so, als wären die Münchner Vorreiter eines genderkorr­ekten Vorzeigesp­ielbetrieb­s. Als Teammanage­rin ist Krüger nicht nur dafür verantwort­lich, an der Außenlinie die richtigen Nummern in die digitale Tafel zu tippen. Sie muss auch die Spieler – die sie nur „die Jungs“nennt – mitunter zu Marketinga­ktivitäten animieren. „Dann zwinkere ich verschmitz­t und versuche so, die Jungs zu überreden.“Meistens klappt es.

Aufgewachs­en in Eching bei München, spielte Krüger selbst hochklassi­g Fußball.

Für den FC Bayern absolviert­e sie 33 Bundesliga­spiele, ehe sie mit 24 Jahren ihre aktive Laufbahn beendete. Ausschlagg­ebend sei auch gewesen, dass es nur ein „nettes Taschengel­d“für den enormen Zeitaufwan­d gegeben hatte. Ein Semester Internatio­nales Management später verdiente sie besser beim FC Bayern. Nebenbei arbeitete sie im Umbekannt, feld der Frauenmann­schaft, als Uli Hoeneß sie darauf ansprach, ob sie es sich denn nicht vorstellen könne, als Assistente­n des damaligen Sportdirek­tors Christian Nerlinger arbeiten zu können. Sie konnte. Als Matthias Sammer 2012 zum Klub stieß, stieg sie zur Teammanage­rin auf.

Als solche ist sie das einzige Mitglied der Mannschaft­swhatsapp-gruppe außer den Spielern und gilt als „Seele der Mannschaft“, wie es der ehemalige Spieler Rafinha sagt. Ihr privates Umfeld hält Krüger strikt fern aus der Öffentlich­keit. Interviews gibt sie keine – außer dem Mitglieder­magazin und dem Podcast des FC Bayern. So viel immerhin ist

dass sie gerne im Dirndl auf die Wiesn geht, ansonsten aber eher zu wenig Zeit für private Unternehmu­ngen hat. Sie organisier­t die Reisen des FC Bayern. Bei internatio­nalen Auswärtssp­ielen wie dem am Dienstag in Moskau (18.55 Uhr,

reist sie einen Tag vorher an. Steht ein Beamer im Besprechun­gsraum? Muss einem Spieler noch ein Sonderwuns­ch erfüllt werden? Einer der „Jungs“hat gerne eine Digitalwaa­ge auf seinem Zimmer. Wer? Verrät Krüger natürlich nicht.

„Sie ist die, die die Mannschaft zusammenhä­lt“, berichtet Thomas Müller. Dafür brauche es „ein Helfersynd­rom“, sagt Krüger selbst. Falls ein Spieler noch einen Kartenwuns­ch für ein Spiel hat, kommt er vor dem Training in Krügers Büro. In das Büro der wichtigste­n Frau des FC Bayern. Tilmann Mehl

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