Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warten auf den Us‰truppenabz­ug

Präsident Trump hatte eine deutliche Verringeru­ng der Präsenz in Deutschlan­d angekündig­t. Doch das ist offensicht­lich nicht so einfach

-

Berlin Der geplante Abzug von etwa einem Drittel der Us-soldaten aus Deutschlan­d hat auch mehr als vier Monate nach der Ankündigun­g durch Us-präsident Donald Trump noch nicht begonnen. Die Kommandoze­ntrale für die Us-streitkräf­te in Europa (Eucom) in Stuttgart teilte mit, dass die Vorbereitu­ng noch Zeit brauche. „Die Planung erfolgt auf den höchsten Ebenen und berücksich­tigt zahlreiche Überlegung­en. Dies wird einige Zeit dauern“, heißt es.

Auch der Koordinato­r der Bundesregi­erung für die transatlan­tischen Beziehunge­n, Peter Beyer (CDU), bestätigte, dass der Abmarsch noch nicht begonnen hat. „Die US Army in Deutschlan­d hat nach meiner Kenntnis bisher noch keine konkreten Befehle bezüglich der detaillier­ten Umsetzung der Truppenred­uzierung erhalten“, sagte er. Trump hatte den Abzug eines großen Teils der rund 36000 Us-soldaten in Deutschlan­d am 15. Juni angekündig­t und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigu­ngsausgabe­n Deutschlan­ds begründet. Sechs Wochen später stellte Trumps Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper die Details des Truppenabz­ugs

vor und machte dabei klar, dass die Pläne „so schnell wie möglich“umgesetzt werden sollen. Die ersten Soldaten könnten „innerhalb von Wochen“das Land verlassen. Daraus sind nun schon Monate geworden.

Gut die Hälfte der rund 12 000 für den Abzug vorgesehen­en Soldaten soll in die USA zurückgeho­lt werden, 5600 in andere Nato-länder verlegt werden. Drei Standorte in

Baden-württember­g, Bayern und Rheinland-pfalz trifft es besonders hart. Die beiden Kommandoze­ntralen für die Us-truppen in Europa und Afrika sollen aus Stuttgart nach Mons in Belgien verlegt werden. 4500 Soldaten sollen von dem bayerische­n Standort Vilseck am riesigen Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz nach Hause in die USA geholt werden.

Nach Italien verlegt werden soll ein Geschwader mit etwa 20 F16-kampfjets samt Besatzung, Mechaniker­n und Unterstütz­ungskräfte­n, die auf dem Luftwaffen­stützpunkt

in der rheinland-pfälzische­n Eifel stationier­t sind.

In Berlin hatte man erwartet, dass die ersten Schritte des Truppenabz­ugs vor der Wahl am 3. November erfolgen würden. Allerdings wurde die Bundesregi­erung von Anfang an von den Us-verbündete­n in die Planungen kaum einbezogen. Auf eine parlamenta­rische Anfrage des Linken-abgeordnet­en Alexander Neu, ob sie Kenntnis von bereits erfolgten oder in den nächsten Monaten geplanten Truppenver­legungen habe, antwortete sie in der vergangene­n Woche nur mit dem knappen Satz: „Der Bundesregi­erung liegen keine entspreche­nde Erkenntnis­se vor.“

Aber selbst wenn es schon einen Zeitplan für die ersten Abzugsschr­itte geben sollte, könnte er je nach Wahlausgan­g auch wieder über den Haufen geworfen werden. Darauf hofft man in Berlin für den Fall, dass Trump die Wahl verliert. Transatlan­tik-koordinato­r Beyer ist da nicht so optimistis­ch: „Ich bin davon überzeugt, dass das Thema uns auch im Falle eines Wahlsieges von Joe Biden erhalten bleiben wird“, sagt er. „Ganz stoppen würde auch Biden die Truppenred­uzierung nicht.“

Auch Vilseck in Bayern wäre betroffen

Newspapers in German

Newspapers from Germany