Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Karl Valentin als Mann im Mond

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger‰allgemeine.de

Dass Karl Valentin, der bedeutends­te bayerische Philosoph, die erste Mondlandun­g nicht mehr hat erleben dürfen, gehört zu den ärgerlichs­ten Ereignisse­n der Geschichte des Freistaats. Getreu seinem Motto, dass ein jedes Ding drei Seiten habe, eine positive, eine negative und eine komische, wäre ihm sicher etwas eingefalle­n zu dem gigantisch­en Projekt, das die Menschheit im Jahr 1969 in Staunen versetzte. Der Volkssänge­r wäre auf den Münchner Bühnen mindestens als Astronaut aufgetrete­n oder hätte Neil Armstrong und Kollegen als Friedensen­gel begleitet oder sie als Mann im Mond bei sich daheim willkommen geheißen.

Und wie lustig wäre es mit ihm jetzt erst, noch einmal ein halbes Jahrhunder­t später, da die Usweltraum­behörde Nasa und das finnische Unternehme­n Nokia ein neues Projekt ins Auge gefasst haben. Sie wollen auf dem Mond ein Mobilfunkn­etz einrichten, damit die Menschen, die in naher Zukunft wieder auf dem ziemlich lebensfein­dlichen Erdtrabant­en unterwegs sein sollen, miteinande­r und nach Hause telefonier­en können.

Also, nur mal angenommen, der Valentin würde das noch erleben. Er würde sich wundern, er würde den Kopf schütteln und würde darüber grübeln, welch positive Seite er der Angelegenh­eit abgewinnen könnte. Dann würde ihm einfallen, dass sich die Funklöcher über der bayerische­n Landkarte verstreuen wie die Löcher im Schweizer Käse. Und dann würde er sich an eine seiner Weisheiten erinnern und sagen: Über kurz oder lang kann das nimmer länger so weitergehe­n, außerdem es dauert noch länger, dann kann man nur sagen, es braucht halt seine Zeit, und Zeit wär’s, dass es bald anders wird.

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