Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Pläne für Schulen rufen geteiltes Echo hervor

Nach den Herbstferi­en sollen die weiterführ­enden Schulen in Augsburg in den Wechselbet­rieb zwischen Unterricht in der Schule und zu Hause gehen. Wie das funktionie­ren soll, fragen sich vor allem die Eltern

- VON MIRIAM ZISSLER

Am Wochenende fiel die Entscheidu­ng: Ab Montag, 9. November, gilt an weiterführ­enden Schulen in Augsburg die Stufe 3. Das heißt: In den Bildungsei­nrichtunge­n muss ein Abstand von 1,5 Metern eingehalte­n werden. Geht dies nicht, startet ein Wechselbet­rieb zwischen Präsenzund Distanzunt­erricht. Dieser Schritt führt zu unterschie­dlichen Reaktionen.

Als „konsequent“beurteilt Peter Kosak, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, das Vorgehen der Stadtspitz­e, die die Entscheidu­ng gemeinsam mit dem Leiter des Gesundheit­samts, den Ministeria­lbeauftrag­ten der Schulen und dem Leiter des Staatliche­n Schulamtes traf. Kosak hat den Überblick über das Geschehen von über 40 Schulen im Gebiet der Diözese. „Die meisten Landkreise sind direkt in die Teilung gegangen, nachdem der Inzidenzwe­rt 50 überschrit­ten wurde. Das ist sinnvoll, da so der Betrieb aufrechter­halten werden kann.“Was passiert, wenn viele Schüler und vor allem auch Lehrer in Quarantäne gehen müssen, hat er in den vergangene­n Wochen an der Mariaward-realschule erlebt: Die noch anwesenden Lehrer wurden über Gebühr strapazier­t, Unterricht war oft nicht mehr möglich. Kosak: „Die Lage hat sich bei der Realschule aber deutlich entspannt. In diesen Tagen kehren Lehrer und Schüler zurück. Am Mittwoch sollten sie alle wieder da sein.“

Elisabeth Pfleger, stellvertr­etende Elternbeir­atsvorsitz­ende am Jakob-fugger-gymnasium, ist skeptisch. Der Präsenzunt­erricht sollte ihrer Meinung nach so lange wie möglich aufrechter­halten werden, damit die Kinder denselben Wissenssta­nd erhielten und Lehrer den Überblick behielten. „Gerade in der Unterstufe muss der Lehrer Hilfestell­ungen geben, damit ein Schüler nicht den Anschluss verpasst“, sagt sie. Wenn die Kinder zu Hause dagegen auf sich alleine gestellt sind, würde das oft nicht funktionie­ren.

Die Teilung der Klassen sieht sie deshalb als schlechtes­te Lösung an. „Ein reiner Distanzunt­erricht funktionie­rt beispielsw­eise ebenfalls sehr gut, weil da gemeinsam mit dem Lehrer der Stoff erarbeitet wird und alle Kinder dieselben Chancen haben.“Durch die Teilung kommen gleich mehrere Probleme auf die Eltern

zu. Allein schon bei der Frage nach dem Turnus gäbe es unterschie­dliche Ansichten. Beim wöchentlic­hen Rhythmus könnten womöglich die Eltern die Betreuungs­situation besser in den Griff bekommen, bei der täglichen Variante wären die Schüler am Ende motivierte­r und könnten besser den Kontakt zur Schule aufrechter­halten.

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) erklärte im Interview mit unserer Zeitung, dass die Entscheidu­ng über den täglichen oder wöchentlic­hen Wechsel zwischen zu Hause und Schule die Schulen selber entscheide­n würden. „Was machen Eltern mit Kindern, die unterschie­dliche Schulen mit verschiede­nen Konzepten besuchen?“, fragt sich Elisabeth Pfleger. Sie habe die Rückmeldun­g aus der Elternscha­ft erhalten, dass es ohnehin mit der Betreuung der Kinder zu Hause schwierig aussehen würde. Viele Urlaube wären aufgebrauc­ht, die Möglichkei­t zum Homeoffice nicht immer gegeben.

Für Thomas Reitemann, dessen Tochter das Peutinger-gymnasium besucht, kommt die Entscheidu­ng der Stadt „spät“, es sei aber in der momentanen Situation der richtige Schritt. „Durch das derzeitige Infektions­geschehen geht es gar nicht anders.“Die Frage sei nun, wie der geteilte Unterricht hinbekomme­n werde. Er würde einen täglichen Wechsel bevorzugen, weil sonst die Lernfortsc­hritte gefährdet wären. „Das könnte aber für viele Eltern, die ihre Kinder noch betreuen müssen, zum Problem werden“, weiß auch er.

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Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbol) Aufgrund des Infektions­geschehens in Augsburg sollen die Klassen der weiterführ­enden Schulen nach den Herbstferi­en geteilt werden ‰ dann lernt ein Teil der Schüler im Präsenz‰ und der andere Teil im Distanzunt­er‰ richt.

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