Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eltern protestieren mit Kuscheltieren gegen Maskenpflicht
Während die Aktion vor dem Augsburger Rathaus friedlich verlief, drängten am Montag Demonstranten in das Landratsamt. Was der Hausherr Martin Sailer zu dem Vorfall sagt
Etwa ein Dutzend Corona-demonstranten sind am Montagvormittag ins Landratsamt Augsburg eingedrungen. Zeitgleich tagte dort der Kreisausschuss mit den führenden Politikern des Kreistages. Bewaffnete Polizeibeamte schirmten den Eingang zum Großen Sitzungssaal ab, während die Demonstranten immer wieder „Schämt euch…“riefen und durchs Treppenhaus liefen. Zuvor hatten sie im zweiten Stock vergeblich auf einem Gespräch mit Sailer bestanden. Ihr Protest richtete sich offenbar gegen die Maskenpflicht an Schulen.
Zuvor hatten sie lautstark auf dem Prinzregentenplatz demonstriert. Polizeibeamte geleiteten die Protestler wieder aus dem Gebäude. In einer ersten Reaktion hatte das Landratsamt von einem Hausverbot für die Protestierenden gesprochen. Am Nachmittag hieß es dann, man prüfe noch ob und – wenn ja – welche rechtlichen Schritte man einleiten werde. Einen derartigen Vorfall habe er in seiner Amtszeit noch nicht erlebt, so Landrat Martin Sailer in einer ersten Reaktion. Er ist seit Mai 2008 im Amt.
Die Polizei war auch am Sonntagabend vor Ort, als vor dem Augsburger Rathaus Kuscheltiere, Spielsachen und Bilder niedergelegt sowie Kerzen angezündet wurden. Die Aktion ging von der Initiative „Eltern stehen auf“aus, die sich unter anderem gegen eine Maskenpflicht und das Abstandsgebot für Kinder in Schulen und Kitas ausspricht. Man habe damit auf die schwierige Situation von Kindern in Corona-zeiten aufmerksam machen wollen, sagt eine Mitinitiatorin, die ihren Namen nicht veröffentlicht haben will. Insbesondere die Maskenpflicht
sei nicht zumutbar. „Teilweise müssen die Kinder inklusive der Schulwege die Masken bis zu zehn Stunden am Tag tragen. Das wird den wenigsten Erwachsenen in ihrem Beruf zugemutet.“Nicht nur vor Ort, sondern auch in den sozialen Netzwerken erregte die Aktion Aufmerksamkeit.
Auf Facebook nahmen Kommentatoren Anstoß an dem Arrangement. „Sie legen Stofftiere nieder und stellen Kerzen auf – als wären ihre Kinder gestorben. Vielleicht betrauern sie aber auch ihren Realitätsverlust“, so ein Beispiel. „Wir wollten mit den Kerzen die Situation der Kinder sichtbar machen“, heißt es dagegen seitens der Veranstalter.
Am Montagmorgen sammelte die Stadt sämtliche Gegenstände vor dem Rathaus ein. Diese werden aber vorerst – bis 2. November – nicht entsorgt. Über den Kundenservice könne angefragt werden, ob man eines der Stofftiere im Depot Ost in der Johannes-haag-straße wieder abholen kann, teilt der Abfallwirtschafts
und Stadtreinigungsbetrieb mit. Abholer müssten das Spielzeug beschreiben können und die Corona-regeln einhalten.