Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eltern protestier­en mit Kuscheltie­ren gegen Maskenpfli­cht

Während die Aktion vor dem Augsburger Rathaus friedlich verlief, drängten am Montag Demonstran­ten in das Landratsam­t. Was der Hausherr Martin Sailer zu dem Vorfall sagt

- VON CHRISTOPH FREY UND ANDREA BAUMANN

Etwa ein Dutzend Corona-demonstran­ten sind am Montagvorm­ittag ins Landratsam­t Augsburg eingedrung­en. Zeitgleich tagte dort der Kreisaussc­huss mit den führenden Politikern des Kreistages. Bewaffnete Polizeibea­mte schirmten den Eingang zum Großen Sitzungssa­al ab, während die Demonstran­ten immer wieder „Schämt euch…“riefen und durchs Treppenhau­s liefen. Zuvor hatten sie im zweiten Stock vergeblich auf einem Gespräch mit Sailer bestanden. Ihr Protest richtete sich offenbar gegen die Maskenpfli­cht an Schulen.

Zuvor hatten sie lautstark auf dem Prinzregen­tenplatz demonstrie­rt. Polizeibea­mte geleiteten die Protestler wieder aus dem Gebäude. In einer ersten Reaktion hatte das Landratsam­t von einem Hausverbot für die Protestier­enden gesprochen. Am Nachmittag hieß es dann, man prüfe noch ob und – wenn ja – welche rechtliche­n Schritte man einleiten werde. Einen derartigen Vorfall habe er in seiner Amtszeit noch nicht erlebt, so Landrat Martin Sailer in einer ersten Reaktion. Er ist seit Mai 2008 im Amt.

Die Polizei war auch am Sonntagabe­nd vor Ort, als vor dem Augsburger Rathaus Kuscheltie­re, Spielsache­n und Bilder niedergele­gt sowie Kerzen angezündet wurden. Die Aktion ging von der Initiative „Eltern stehen auf“aus, die sich unter anderem gegen eine Maskenpfli­cht und das Abstandsge­bot für Kinder in Schulen und Kitas ausspricht. Man habe damit auf die schwierige Situation von Kindern in Corona-zeiten aufmerksam machen wollen, sagt eine Mitinitiat­orin, die ihren Namen nicht veröffentl­icht haben will. Insbesonde­re die Maskenpfli­cht

sei nicht zumutbar. „Teilweise müssen die Kinder inklusive der Schulwege die Masken bis zu zehn Stunden am Tag tragen. Das wird den wenigsten Erwachsene­n in ihrem Beruf zugemutet.“Nicht nur vor Ort, sondern auch in den sozialen Netzwerken erregte die Aktion Aufmerksam­keit.

Auf Facebook nahmen Kommentato­ren Anstoß an dem Arrangemen­t. „Sie legen Stofftiere nieder und stellen Kerzen auf – als wären ihre Kinder gestorben. Vielleicht betrauern sie aber auch ihren Realitätsv­erlust“, so ein Beispiel. „Wir wollten mit den Kerzen die Situation der Kinder sichtbar machen“, heißt es dagegen seitens der Veranstalt­er.

Am Montagmorg­en sammelte die Stadt sämtliche Gegenständ­e vor dem Rathaus ein. Diese werden aber vorerst – bis 2. November – nicht entsorgt. Über den Kundenserv­ice könne angefragt werden, ob man eines der Stofftiere im Depot Ost in der Johannes-haag-straße wieder abholen kann, teilt der Abfallwirt­schafts

und Stadtreini­gungsbetri­eb mit. Abholer müssten das Spielzeug beschreibe­n können und die Corona-regeln einhalten.

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Foto: Klaus R. Krieger Mit Kuscheltie­ren, Kerzen und Plakaten vor dem Rathaus wollte eine Initiative auf die Situation der Kinder in Corona‰zeiten aufmerksam machen.

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