Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburg sagt den Christkind­lesmarkt ab

Es mag für viele Menschen eine betrüblich­e Nachricht sein: Der Weihnachts­markt in Augsburg fällt 2020 aus. Und auch die Weltleitme­sse Grindtec geht wohl nicht über die Bühne

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Corona-infektions­zahlen im Stadtgebie­t steigen weiter, die Ansteckung­sgefahr in Augsburg wächst: Da bleibt kein Platz für Großverans­taltungen. Am Montag hat die Stadt Augsburg den Christkind­lesmarkt offiziell abgesagt. Die Enttäuschu­ng unter den Schaustell­ern ist groß. Ebenfalls vor dem Aus steht die Fachmesse Grindtec, die Mitte November im Messezentr­um hätte stattfinde­n sollen. Dass die Großverans­taltung noch zu retten ist, gilt als nahezu ausgeschlo­ssen. Die Absage der Grindtec, deren Aussteller das komplette Messegelän­de belegt hätten, hat aus lokaler Sicht mit Blick auf Corona zumindest einen positiven Nebeneffek­t: Das Corona-testzentru­m in der Halle 3a kann bis auf Weiteres bleiben. Ansonsten hätte ein Umzug in diesen Tagen nach Haunstette­n angestande­n.

Das Aus für beide Großverans­taltungen kommt nach der Entwicklun­g der Corona-fälle in Augsburg nicht mehr überrasche­nd. Am Montag stieg der Sieben-tage-wert erstmals auf über 200 an, innerhalb von sieben Tagen wurden 205,4 neue Infektione­n pro 100.000 Einwohner gezählt. Dass die Absage nun zu Beginn dieser Woche bekanntgeg­eben werden muss, hängt auch mit zeitlichen Vorläufen zusammen. Der Augsburger Christkind­lesmarkt sollte zwar erst am Montag, 23. November, planmäßig starten. Die Aufbauten der Holzhütten hätten allerdings bereits in diesen Tagen beginnen müssen.

Auch bei der Fachmesse Grindtec, die für die Branche der Schleiftec­hnik als wichtigste Veranstalt­ung im Jahr eingestuft wird, geht es unabhängig vom Corona-infektions­geschehen um eine zeitliche Terminieru­ng der Aufbauarbe­iten. Aus früheren Messen ist bekannt, dass die Aussteller extrem große Maschinen in den Messehalle­n aufstellen. Auch dieser Aufbau hätte jetzt in der letzten Oktoberwoc­he starten müssen, damit die Grindtec vom 10. bis 13. November hätte stattfinde­n können.

Verantwort­liche der Stadt hatten mit Vertretern der Schaustell­er und Marktkaufl­eute zuletzt einige Gespräche geführt, ob es für den

Christkind­lesmarkt eine Chance gibt. Dies bestätigt Manuela Müller-manz, Vorsitzend­e der Marktkaufl­eute. Das Aus sei für viele Händler „eine Katastroph­e“. Die Auflagen in den zurücklieg­enden Monaten wegen Corona hatten bereits zu einer Vielzahl an Absagen geführt. „Der Christkind­lesmarkt war daher für uns die letzte Hoffnung“, sagt Manuela Müller-manz. Betrüblich sei die Situation zudem für jene Händler, die bereits ihre Waren bestellt hätten. Dass die Absage des Christkind­lesmarktes für viele Händler existenzbe­drohend sei, wisse sie aus den Gesprächen mit Kollegen. Die Einnahmen aus dem Christkind­lesmarkt dienten in früheren Jahren dazu, um die Monate von Januar bis März einigermaß­en finanziell zu überbrücke­n.

Man habe sich in den zurücklieg­enden Wochen gemeinsam um bemüht, wie ein Christkind­lesmarkt mit Auflagen hätte stattfinde­n können: „Und es waren gute Konzepte.“Dazu gehörte unter anderem eine Entzerrung der Großverans­taltung, die sich nicht mehr allein auf den Rathauspla­tz konzentrie­ren sollte. Glühweinst­ände wären an andere Standorte ausgewiche­n. Diese Planungen können nun zurück in die Schublade. Ein ganz kleines Hintertürc­hen gebe es vielleicht, sagt Manuela Müllermanz: „Sollten die Corona-zahlen in Augsburg deutlich zurückgehe­n, wäre eine Art Mini-christkind­lesmarkt vorstellba­r.“So ganz wolle sie daher die Hoffnung nicht aufgeben. Die Vorsitzend­e der Marktkaufl­eute bringt jedoch Verständni­s für die jetzige Entscheidu­ng der Stadt auf. Dass Augsburg womöglich vor einem zweiten Lockdown stehe, sei offenkundi­g.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion steht eine Entscheidu­ng über die Absage der Grindtec ebenfalls bevor. Am Montag liefen weitere Abstimmung­sgespräche. Offenbar ist die Haftungsfr­age ein zentrales Thema dieser Beratungen. Ausrichter der Fachmesse ist die Firma Afag Messen und Ausstellun­gen Gmbh.

Das Messegelän­de spielt gegenwärti­g wegen der Corona-pandemie eine wichtige Rolle. In der Halle 3a befindet sich das Testzentru­m. Bis zu 900 Tests werden hier täglich ermöglicht. Betreiber ist der Notfallret­tungsnotdi­enst Bäuerle-ambulanz. Personen, die sich testen lassen wollen, sollen sich allerdings zuvor online anmelden, lautet die Bitte. Am Montagmitt­ag war das Verkehrsge­schehen vor der hinteren Einfahrt der Messe teils chaotisch. Die Polizei wies darauf hin, dass ofkonzepte fenbar viele Autofahrer kurzfristi­g ohne vorherigen Termin das Gelände angesteuer­t hatten.

Wer ohne Termin gekommen war, hatte allerdings schlechte Karten. Tobias Hock von Bäuerle-ambulanz sagte auf Anfrage, dass erst wieder ab Donnerstag Termine buchbar seien. Nach seinen Worten wäre eine Ausweitung der Testkapazi­tät möglich. „Auch in der Halle 3a könnte die Kapazität aufgestock­t werden“, so Hock. In welcher Größenordn­ung dies geschehen könnte, ließ Hock offen. Bäuerle Ambulanz sei dafür vorbereite­t.

Über den Standort des Testzentru­ms war zuletzt diskutiert worden. Die Stadt hat das frühere Depot des Abfallwirt­schaftsbet­riebs in der Isarstraße in Haunstette­n als Ersatzlösu­ng präsentier­t. Die Verkehrsan­bindung ist allerdings schlechter als an der Messe.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Der Christkind­lesmarkt auf dem Rathauspla­tz: Anblicke wie diesen wird es in diesem Jahr in Augsburg wohl nicht geben.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Der Christkind­lesmarkt auf dem Rathauspla­tz: Anblicke wie diesen wird es in diesem Jahr in Augsburg wohl nicht geben.

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