Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Er macht arme Kinder satt

Fußballpro­fi Rashford hat nicht vergessen, wo er herkommt

- VON KATRIN PRIBYL

Marcus Rashford weiß, wie es sich anfühlt, mit knurrendem Magen ins Bett zu gehen. Der 22-Jährige lebt heute als erfolgreic­her Fußballpro­fi in einem komfortabl­en Anwesen in einer der besten Gegenden Manchester­s. Doch es gab Tage, da wusste seine alleinerzi­ehende Mutter nicht, wie sie für ihre fünf Kinder etwas zu essen auf den Tisch bringen soll. Rashford war auf kostenfrei­e Schulmahlz­eiten und die Hilfe von Nachbarn angewiesen.

Der junge Mann hat das nicht vergessen und kämpft heute für die ärmsten Kinder Englands. In einem leidenscha­ftlichen Appell hatte er sich im Juni an die Regierung gewandt, die mit Beginn der Sommerferi­en die Verteilung von Essensguts­cheinen für Kinder aus bedürftige­n Familien einstellen wollte. Die Wut der Briten zwang Premiermin­ister Boris Johnson zurückzuru­dern. 1,3 Millionen Schüler erhielten auch in den Ferien Gratismahl­zeiten.

Nun ist der Streit in eine zweite Runde gegangen.

In der vergangene­n Woche stimmten die regierende­n Konservati­ven gegen ein kostenfrei­es Schulessen für bedürftige Kinder während der Herbst-, Weihnachts- und Winterferi­en – und über die Insel fegte ein Sturm der

Empörung, noch heftiger als im Juni. Rashford bat die Menschen um schnelle Unterstütz­ung. Was folgte, überwältig­te selbst ihn. Restaurant­s und Supermärkt­e, Cafés und Hilfsorgan­isationen, Städte und Gemeinden, Fast-food-ketten, Fish-&-chips-imbisse, Tanteemma-läden sowie Privatpers­onen aus ganz England meldeten sich und sicherten Hilfe zu in Form von Essen und Gutscheine­n. Und Rashford, von der Königin gerade zum Member of the British Empire ernannt, der fünfthöchs­ten Ehrenbekun­dung im Land, jubelte: „Das ist das England, das ich kenne.“

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