Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Merz ist peinlich

- MICHAEL STIFTER

Im Poker um den Cdu-vorsitz ist Friedrich Merz überzeugt, das beste Blatt auf der Hand zu haben. Deshalb setzt er alles auf eine Karte und erwartet, dass seine Gegner gefälligst mitspielen. Doch beim Pokern kommt es nicht nur auf gute Karten an, sondern auch auf gute Nerven. Und die hat Merz nicht. Seine beleidigte­n Attacken könnten das Blatt wenden.

Wieder einmal wirkt der Sauerlände­r wie ein Mann, der nur schwer damit klarkommt, dass ihn nicht alle so großartig finden wie er sich selbst. Sein Geraune, das „Establishm­ent“der Partei habe sich verbündet, um ihn aufzuhalte­n, ist nicht nur peinlich für ihn, sondern auch brandgefäh­rlich für unser Land.

So argumentie­ren Populisten und Verschwöru­ngsideolog­en, die suggeriere­n, es gebe geheime Mächte, die im Hintergrun­d die Fäden ziehen – gegen den Willen des Volkes.

Schon nach seinem Scheitern vor zwei Jahren hatten seine Leute Gerüchte gestreut, man habe Merz während seiner Bewerbungs­rede das Mikro leiser gedreht, um ihn zu schwächen. Viel wahrschein­licher: Der 64-Jährige ist ein grottensch­lechter Verlierer. Deswegen will er jetzt unbedingt der Sieger sein – selbst wenn der Preis dafür ist, dass er die Union spaltet, die immer dann stark war, wenn sie zusammenge­halten hat. „Ihr. Zermürbt. Mich. Nicht!“, dröhnt Merz und wirkt wie Trump, wenn dieser mal wieder in GROSSBUCHS­TABEN twittert.

Warum glaubt Merz überhaupt, dass seine Zustimmung­swerte in den kommenden Wochen bröckeln werden? Wegen der Verschwöru­ng? Oder eher, weil viele Bürger in der Krise spüren, dass breitbeini­ges Machtgehab­e keine Lösung ist, wenn es darauf ankommt?

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