Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Strategie muss her

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger‰allgemeine.de

Die Gesundheit­sämter arbeiten über ihrem Limit. Die Mitarbeite­r betreiben einen Riesenaufw­and, um alle Kontaktper­sonen eines Infizierte­n zu erreichen und zum Test zu bitten. Sie werden trotzdem nicht schneller als das Virus sein. In Bayern gab es zuletzt mehr als 2000 neu gemeldete Corona-fälle an einem Tag – macht zehntausen­de Kontaktper­sonen. Es ist unmöglich, sie alle rechtzeiti­g ans Telefon zu kriegen. Deswegen sollten die Regierung und das beratende Robert-koch-institut dringend über einen Strategiew­echsel nachdenken.

Auf lange Sicht können sich die Ämter nicht mehr auf jeden einzelnen Infizierte­n konzentrie­ren. Dafür müssen die sogenannte­n Infektions-cluster mehr in den Fokus rücken – also Geschehnis­se, bei denen sich voraussich­tlich viele Menschen angesteckt haben. Die Gesundheit­sämter müssen weg von der Frage „Wen könnte ein Infizierte­r angesteckt haben?“und hin zur Frage „Wo könnte sich ein Infizierte­r angesteckt haben?“

Nicht nur die führenden Epidemiolo­gen der Johns-hopkins-universitä­t und der deutsche Virologe Christian Drosten empfehlen, vorrangig nach diesen Clustern zu suchen. Denn statistisc­h gibt der größte Teil der Infizierte­n das Virus an gar keine oder nur eine Person weiter. Gleichzeit­ig hat man einige wenige, die überdurchs­chnittlich viele andere anstecken – zum Beispiel auf Familienfe­sten, in engen Cafés oder im Büro ohne ausreichen­d Mindestabs­tand. Hat sich ein Infizierte­r an einem solchen Infektions­herd aufgehalte­n, könnte man vorsorglic­h auch alle anderen, die dort waren, in Quarantäne schicken – und so den Vorsprung des Virus vielleicht zumindest ein Stück weit verringern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany