Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Trost und Lust am Montagabend
Die Reihe „30 Minuten Musik in den beiden Ulrichskirchen“geht 2020 mit Orgel und Swing zu Ende
In den Ulrichskirchen gehört der frühe Montagabend der Musik: „30 Minuten Musik“sind zu einer Tradition geworden, auf die viele Augsburger, Stammpublikum und Neuentdecker, wohl nicht mehr verzichten wollen. Im evangelischen Gotteshaus wie in der Basilika zeigt seit Jahren der Nachwuchs vom Frühsommer bis zum Herbst in den beliebten Minikonzerten die Bandbreite seines Könnens. Jetzt klang mit zwei abwechslungsreichen Programmen die Reihe 2020 aus. Sie stand heuer wegen der Corona-pandemie wie alle Konzertveranstaltungen vor enormen Herausforderungen. Doch Ende Juni konnte man wieder starten und sich, auch unter den besonderen Bedingungen, über hervorragenden Zuspruch freuen. In „30 Minuten“gab es für die Musikfans wieder Trost und Lust von und mit der Musik.
In den letzten beiden Konzerten bot der Nachwuchs eine große Spannweite der Stilrichtungen. Die Schülerinnen und Schüler der Musikwerkstatt, „Stammgast“der Reihe, zogen in ev. St. Ulrich wieder das Publikum an, mit viel familiärem Anhang. Unter der Gesamtleitung von Alexandrina Simeon gab es mit Jazz, Soul, Pop, Gospel und Medleys unterhaltsame Abwechslung. Feines Können war vor allem schon bei den Vokalisten zu hören.
An diesem Montag besetzten zwei hochtalentierte Teenager die Spielbank der großen Basilika-orgel. Leider erlaubten die aktuell verschärften Corona-bedingungen nur mehr ein Viertel der ohnehin beschränkten Plätze. So konnten sich in fast voller Inanspruchnahme des Angebots rund 50 Zuhörer über ein farbiges Programm freuen. Die 15-jährige Konstanze Würffel aus Neusäß, die erst seit zwei Jahren die Königin der Instrumente spielt, gefiel mit geschmeidig modelliertem Bach (Präludium und Fuge BWV 553), der melodiösen Freundlichkeit eines „Cantabile“von Enrico Pasini (*1935) sowie dem temperamentvollen Präludium von Markus Nickel (*1966). Der 18-jährige Augsburger Valentin Meyer imponierte mit spätromantischer Orgelkunst aus Frankreich und Deutschland. Max Regers „Passion“erklang in feinen Abstufungen. Die beliebte „Berceuse“von Louis Vierne ließ es an sanft sich wiegendem Raffinement nicht fehlen. Höhepunkt war die Toccata von Charles Dubois, die mal in barocken Bach-gestus schlüpft, mal fantasievolle theatralische Szenen ausbreitet. Wie Valentin Meyer dieses abenteuerliche Werk virtuos und farbstark realisierte, begeisterte das Publikum.
Im Mai 2021, so die veranstaltenden Ulrichs-musiker Peter Bader (kath.) und Wolfgang Kärner (ev.) wird „30 Minuten“wieder aufgenommen – hoffentlich wieder unter „normalen“Bedingungen.