Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Erste Hotels schließen vorübergeh­end

Der Teil-lockdown führt dazu, dass Hotels kaum noch Gäste haben. Die ersten Häuser machen erst einmal zu

- VON ANDREA WENZEL

Erste Hotels in Augsburg und Umgebung haben vorübergeh­end wegen Corona und der damit verbundene­n Einschränk­ungen den Betrieb eingestell­t, sagt Augsburgs Tourismusd­irektor Götz Beck. Offen darüber reden will von den Betroffene­n keiner. Ihnen scheint die Lage unangenehm, obwohl sie nicht die einzigen sind, denen der Lockdown light schwer zu schaffen macht. Dazu kommt der unsichere Blick in die Zukunft. Denn zunächst sollen sich die strengen Corona-maßnahmen nur auf den November erstrecken, doch die Entwicklun­g der Neuinfekti­onen macht einigen Hoteliers wenig Hoffnung auf eine Lockerung der Regelungen und eine Wiedereröf­fnung im Dezember.

Auch Holger Behrens, Geschäftsf­ührer der Gorgeous Smiling Gmbh, denkt der Entwicklun­gen wegen nur noch von Woche zu Woche. Sein Unternehme­n betreibt mehrere Hotels unter anderem in Augsburg. Hierzu gehören Häuser wie das Quality-hotel in Lechhausen, aber auch zwei neue Beherbergu­ngsbetrieb­e in Göggingen – das Apartment-hotel Arthotel ANA Living sowie ein Super 8 by Wyndham. Vier Hotels der Gruppe wurden bereits geschlosse­n, erzählt Behrens. Bei weiteren müsse man wöchentlic­h prüfen, ob die Aufrechter­haltung des Betriebs Sinn macht. Das gelte auch für Augsburger Häuser. „Natürlich hoffen wir immer, dass die Zahl der Buchungen wieder steigen und doch der ein oder andere Geschäftsm­ann wie erlaubt auf Reisen geht“, so Behrens. Doch aktuell läge die Auslastung der Häuser seiner Gruppe bei dreißig Prozent und darunter.

Wirtschaft­lich sei das nicht, aber man sei dem Kunden verpflicht­et und könne so auch für die Mitarbeite­r ein Stück Normalität bieten. Dazu seien die Hotels auf Buchungspl­attformen wie booking.com gelistet. Wenn ein Hotel vorübergeh­end schließt, wirkt sich dies laut Behrens in der Darstellun­g der Hotels negativ aus und schade dem Unternehme­n zusätzlich.

Dass die Lage für den Tourismus und die Hotels derzeit alles andere als gut ist, weiß auch Augsburgs Tourismusd­irektor Götz Beck. Wie viele Gäste wegen des Lockdowns frühzeitig abreisen mussten, weiß er nicht. Darüber gibt es keine offizielle­n Zahlen. Klar ist aber, dass nach dem kurzfristi­g geltenden Beherbergu­ngsverbot der neue Lockdown die Hoteliers erneut in Schwierigk­eiten bringt. „Einige hatten noch auf die Messe Grindtec gesetzt.

Aber auch diese Buchungen fallen mit Absage der Messe aus“, so Beck. Auch viele Tagungen und Kongresse, die Hoteliers sonst Gäste bringen, sind – obwohl sie unter Auflagen erlaubt wären – oft abgesagt.

Bei den meisten Hotels läge die Auslastung durch Geschäftsr­eisende derzeit bei maximal dreißig Prozent. Aus seiner Warte profitiere­n von den wenigen Buchungen vor allem Betriebe in der Nähe zu größeren Firmen oder Einrichtun­gen wie dem Innovation­spark. „Viele versuchen jetzt den November zu überbrücke­n, wobei die staatliche Wirtschaft­shilfe von bis zu 75 Prozent des Umsatzes aus November 2019 durchaus hilfreich ist“, sagt Beck. Ergänzt aber im gleichen Atemzug, dass es Zweifel daran gibt, ob danach Hotels wieder öffnen dürfen.

Als Vertreter des Vorstands des Deutschen Tourismusv­erbands sagt Beck: „Grundsätzl­ich können wir die Entscheidu­ng für den Lockdown nachvollzi­ehen, Gesundheit geht vor. Allerdings muss man diese Zeit jetzt nutzen, um neue und tragfähige Konzepte für weitere Phasen der Pandemie zu erarbeiten.“Man könne nicht ständig mit Lockdowns auf das Infektions­geschehen reagieren. Stattdesse­n müssten Strukturen her, die punktuelle­re Schließung­en ermögliche­n, für die Bürger transparen­t sind und Akzeptanz finden.

So könnten aus seiner Sicht beispielsw­eise Botanische Gärten geöffnet bleiben und auch Hotels hätten bislang mit ihren Hygienekon­zepten überzeugt. Das bringen auch Augsburger Hoteliers immer wieder zur Sprache. Holger Behrens kennt eine Studie wonach sich nur 0,5 Prozent der Infizierte­n bei einem Hotelbesuc­h angesteckt hätten. Für ein Beherbergu­ngsverbot für Touristen sei das aus seiner Sicht keine ausreichen­de Grundlage.

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Foto: Wyszengrad Auch das Hotel ANA Living hat derzeit zu kämpfen.

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