Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Espresso ist seine große Leidenscha­ft

Regionalbi­schof Axel Piper und seine Frau Sabine wohnen seit vier Monaten im Ulrichseck. Er verrät, welche Erinnerung­sstücke ihm wichtig sind, warum ein Fahrrad an der Wand hängt und woran er sich noch gewöhnen muss

- VON MIRIAM ZISSLER

Regionalbi­schof Axel Piper hat eine besondere Leidenscha­ft. Es ist seine Siebträger­maschine, der er mehrmals am Tag einen Besuch abstattet. Früher sei sein Tag mit Espressi „gepflaster­t“gewesen. Heute sei es bei Weitem nicht mehr so schlimm, verrät er. Dennoch stehe er immer noch mehrmals am Tag an seiner Maschine in der Küche. Von dort aus fällt sein Blick aus dem Fenster hinweg über das Ulrichseck, das neue evangelisc­he Zentrum am Ulrichspla­tz. Seit vier Monaten ist es auch das Zuhause von Axel Piper und seiner Frau Sabine.

Die Liebe zum Espresso hat wohl auch etwas mit seiner Liebe zu Italien zu tun, mutmaßt er. Das Ziel vieler seiner Urlaube ist Italien – diese Reisen sind stets mit einer Tradition verbunden: Kurz nach der Grenze wird ein Stopp eingelegt und Espresso getrunken, bevor die Fahrt weitergehe­n kann. Ein Bild in seinem Arbeitszim­mer zeigt den Ausschnitt einer Landkarte, mehrere Fähnchen markieren Etappen auf dem Weg von Weilheim nach Rom. Die Strecke hat er gemeinsam mit einem Freund auf dem Fahrrad zurückgele­gt. „Wir haben uns drei Wochen Zeit genommen“, berichtet er. Das Radfahren ist ebenfalls eine Leidenscha­ft des Regionalbi­schofs, ein Klein-rad, sein erstes Rennrad, hängt ebenfalls im Arbeitszim­mer an der Wand. Piper ist auch in Augsburg oft mit dem Rad unterwegs. „Ich bin viel in der Natur, fahre am Lech und an der Wertach entlang.“Freilich vermisse er die Berge. An seiner letzten Station in Weilheim, wo er 15 Jahre als Dekan gewirkt hatte, war er ihnen noch ein Stückchen näher.

Augsburg war dennoch eine Entdeckung für Axel und Sabine Piper. Seit Januar 2019 ist Axel Piper Regionalbi­schof des Kirchenkre­ises Augsburg und Schwaben. Zunächst zog das Paar in die ehemalige Wohnung des Regionalbi­schofs in die Lessingstr­aße ins Bismarckvi­ertel. „Klar hatte ich zuvor schon einmal die Fuggerei und den Goldenen Saal gesehen. Als wir aber nach Augsburg zogen, waren wir erstaunt, wie schön es ist und wie wenig wir davon kannten“, sagt er. Begeistert lernten sie ihren neuen Lebensmitt­elpunkt kennen, vor allem die Altstadt mit ihren Lechkanäle­n und Gässchen und den kleinen, inhabergef­ührten Geschäften und Handwerker­betrieben habe es ihnen angetan. Schnell fühlten sie sich in Augsburg angekommen. „Das lag zum einem an unseren sehr netten Nachbarn, die uns in der Lessingstr­aße sehr herzlich aufgenomme­n haben.“Zum anderen auch an vielen anderen Begegnunge­n mit den Augsburger Bürgern. „Die Augsburger täuschen sich. Sie meinen immer, sie gelten als muffelig und reserviert. Das stimmt aber nicht. Ich erlebe die Augsburger als unheimlich freundlich und hilfsberei­t“, sagt Axel Piper.

Auch in seiner neuen Wohnung im Ulrichseck habe das Paar gleich wieder anknüpfen können und sich mit Nachbarn getroffen, die sie über ihre Dachterras­sen hinweg kennengele­rnt haben. „Die Dachterras­se ist neben meiner Espressoma­schine mein Lieblingso­rt in der Wohnung.“Dort halte er sich oft auf, und das zu jeder Jahreszeit. „Im Winter sitze ich hier mit Pullover und dicker Jacke und trinke meinen Espresso“, sagt er. Fledermäus­e und Falken könne er von der Terrasse aus beobachten sowie den Ausblick auf die nachts angestrahl­te Ulrichsbas­ilika genießen. Das Ehepaar Piper hat sich innerhalb kürzester Zeit in seiner neuen Wohnung eingelebt. Lieb gewordene Möbelstück­e, wie ein besonderes Regal oder ein Stuhl des Großvaters helfen ihnen dabei, sich wohlzufühl­en.

Piper, der eine Zeit lang am Bodensee lebte, hat das Regal übrigens selbst gebaut. Es besteht zum Teil aus einem alten Segelboot. „Das ist eine Finn-dinghy. Als Kind bin ich damit viel gesegelt.“Als es undicht wurde, habe er es im elterliche­n Garten geschliffe­n und daraus das Regal gezimmert. Im Flur steht ein Holzstuhl seines Großvaters. „Er war Kürschnerm­eister in der ehemaligen DDR und hat sich weder mit Nazis noch mit Kommuniste­n vertragen. Das war sein Freimaurer-stuhl“, erzählt sein Enkel. Für ihn sei der Stuhl eine wichtige Erinnerung an seinen Großvater, „einen Mann, der sich gerne einmal zwischen die Stühle gesetzt hat.“Axel Piper und seine Frau Sabine, die Lehrerin ist, freuen sich über ihre schöne Wohnung, in der sie auch regelmäßig Besuch von ihren zwei erwachsene­n Kindern erhalten. Nur an eine Sache muss sich der Regionalbi­schof noch gewöhnen: Sein Büro befindet sich gerade einmal ein Stockwerk unterhalb seiner Wohnung. „Wenn ich in die Arbeit gehe, muss ich nur treppab gehen.“

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Fotos: Ulrich Wagner Regionalbi­schof Axel Piper genießt einen guten Espresso und den Ausblick von der Terrasse seiner neuen Wohnung – einer seiner Lieblingso­rte. Er kann von dort aus direkt auf St. Ulrich und Afra blicken.
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Das erste Rennrad Pipers hängt im Ar‰ beitszimme­r an der Wand.

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