Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Telefonate bis tief in die Nacht
Tennisclubs nach Öffnungsverbot im im Stress-modus
Bis tief in die Nacht hing Jakob Schweyer am Handy. „Am Donnerstag haben wir bis halb zwei Uhr nachts telefoniert und gechattet“, berichtet der 1. Vorsitzende des Tennisclubs Augsburg von seinen Gesprächen mit anderen Clubchefs aus Augsburg und der Region. Schließlich blieb ihnen nach der Allgemeinverfügung der Bayerischen Staatsregierung nur ein paar Stunden Zeit, ihre Mitglieder über die vom Freistaat für Freitag verordnete Schließung aller Tennishallen zu informieren.
Auch beim TC Schießgraben Augsburg liefen die Drähte heiß. „Abends haben wir über den Bayerischen Rundfunk per Eilmeldung erfahren, dass der Indoor-sport ab 13. November geschlossen ist. Damit hatten wir nur etwa eineinhalb Stunden Vorlaufzeit“, berichtet Tcs-vorstandsmitglied Professor Dorothee Hallerbach. „Dann haben wir versucht, uns innerhalb unseres Vorstands irgendwie abzustimmen. Glücklicherweise war unsere Clubsekretärin noch wach, sodass wir unsere Spieler und Mitglieder noch informieren konnten. Es war wirklich unsäglich“, so Hallerbach.
Die neue Schießgraben-halle an der Stadionstraße wäre am Freitag voll belegt gewesen, morgens ab 7.30 Uhr. „Es ist ein Unding, so spät abends mit einer solchen Änderung zu kommen. Und das ohne Vorlaufzeit“, übt die Juristin deutliche Kritik an der Art und Weise, wie die bayerischen Tennisclubs hier überrumpelt wurden. Zumal die neue Passage in der Allgemeinverfügung auch gleich um das entsprechende Bußgeld erweitert worden sei.
Dabei seien sich die Tennisclubs ihrer Sonderstellung während der vergangenen zwei Wochen, als bereits der nahezu restliche Hallensport bereits verboten war, sehr deutlich bewusst gewesen, betonen Hallerbach und Schweyer. Sie berichten, dass ihre Mitglieder alle Regeln diszipliniert beachtet und dafür auch Verständnis gezeigt hätten. Deshalb versteht Schweyer die neuen Regeln, die die normalen Mitglieder aussperren, den Profi-, Kaderund Schulsport aber zulassen, nicht. „Ihr könnt doch nicht in einer Schulturnhalle 30 Kinder rumhüpfen lassen und in der Tca-tennishalle zwölf Personen auf sechs Plätzen auf 4000 Quadratmetern verbieten. Wo ist denn da die Verhältnismäßigkeit?“, fragt der TCA-CHEF an die Adresse der Politiker. Als erste Reaktion auf die Anordnungen hat Jakob Schweyer beim TCA noch in der Nacht seinen Platzwart aktiviert. „Wir spielen jetzt auf den wiedereröffneten zwölf Freiplätzen.“
Auch Dorothee Hallerbach versteht die Vergleichbarkeit der Tennisclubs mit den Fitnessstudios nicht. Zudem befürchtet sie, dass die nun getroffenen Regeln zu Akzeptanzproblemen bei den Mitgliedern führen werden. „Ich habe ein Problem damit, dass Berufssportler sogar mit Trainer spielen dürfen – wahrscheinlich auch wegen der Fußballprofis. Dass aber unsere Tennislehrer, die das auch beruflich machen, in der gleichen Anlage nicht spielen und unterrichten dürfen. Das ist für mich höchst fragwürdig“, so die Juristin.