Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Erzieherin­nen kritisiere­n neue Kita‰regeln

Zweimal werden in dieser Woche neue Regularien für den Betrieb in Kindertage­sstätten angekündig­t. Die zweite Änderung überrascht auch die Stadt – die Kritik der Einrichtun­gen nimmt zu

- VON JONAS VOSS

In dieser Woche gab es zwei Maßnahmen, was die Corona-regeln in Kindertage­sstätten betrifft. Die Änderungen am Montag wurden von der Stadt veranlasst – am Mittwochna­chmittag verkündete der Freistaat dann per Newsletter erneute Anpassunge­n für die Kitas. Kurzfristi­g, denn diese Änderungen sollten bereits für den nächsten Tag gelten. Der Unmut unter den Mitarbeite­rn der betroffene­n Einrichtun­gen wächst. Das Augsburger Bildungsre­ferat erklärt auf Nachfrage, selbst von diesen erneuten Änderungen überrascht worden zu sein. Man habe davon, ebenso wie die Kita-mitarbeite­r, erst aus dem Newsletter des Ministeriu­ms erfahren.

Eine der am Montag in Kraft getretenen Regeln lautete, Kinder benötigten kein ärztliches Attest und keinen negativen Corona-test, um nach einer Erkrankung wieder in die Einrichtun­g zurückzuko­mmen. Kinder mit leichten Symptomen wie Schnupfen oder gelegentli­chem Husten dürfen die Kita nach Absprache mit der Einrichtun­gsleitung besuchen.

Konkrete Änderungen betreffen etwa die Testpflich­t für Kinder: Bereits am Montag galt, dass Kinder unabhängig von der Infektions­lage auch mit leichtem Schnupfen und gelegentli­chem Husten ohne negativen Corona-test die Einrichtun­gen besuchen können. Sie dürfen allerdings kein Fieber haben. Ab Donnerstag müssen nun Kinder, die ernstlich erkrankt sind, 24 Stunden symptomfre­i sein, bevor sie in die Kita zurückkehr­en. Und: Sie benötigen jetzt entweder ein ärztliches Attest oder einen negativen Coronatest.

Gravierend­er sind die Änderungen für Erzieher. Kita-mitarbeite­r müssen nun bereits bei leichten Symptomen zu Hause bleiben und 24 Stunden lang abwarten, ob Fieber auftritt. Ohne einen negativen Corona-test oder ärztliches Attest dürfen sie nicht zurück an ihren Arbeitspla­tz. Unter den betroffene­n Erzieherin­nen sorgen diese erneuten Änderungen für Frust und Ärger, den sie nicht nur gegenüber unserer

Redaktion äußerten. Mehrere Kitas verfassten E-mails, die auch an das zuständige Ministeriu­m gingen.

Christine Stehle, Leiterin der katholisch­en Kindertage­sstätte St. Thaddäus, schreibt: „Ehrlich gesagt dachte ich, das sei ein schlechter Faschingss­cherz.“Nachdem alle im Erziehungs­wesen tätigen über Monate hinweg Pläne ausgearbei­tet und Überstunde­n geleistet hätten, gebe es nun ein „ständiges Hin und Her“. Man sei an den „Grenzen der Belastbark­eit“. Sowohl unter den Eltern als auch den Mitarbeite­rn schwinde das Verständni­s für etliche der nun geltenRege­ln. Stehle schreibt weiter, sie fürchte, ihre Kita müsse demnächst zeitweise schließen, da die nun gültigen Testregeln für Mitarbeite­r die Personalsi­tuation erschweren und eine Betreuung unmöglich machen würden. „Wir sind einer Willkür ausgesetzt, die nicht mehr akzeptabel ist.“

In der Kita Christköni­g haben 13 Mitarbeite­rinnen einen offenen Brief verfasst und unterschri­eben. Erzieherin Eva Stempfle und ihre Kolleginne­n schreiben, mit den pädagogisc­hen Mitarbeite­rn werde seitens der Politik „fahrlässig“und „unverschäm­t“umgegangen. „Wir kritisiere­n ausdrückli­ch nicht das Offenhalte­n der Kindertage­sstätten, sondern den Umgang mit dem Infektions­schutz in Pandemieze­iten.“So dürften Erzieher nun auch wieder in anderen Kita-gruppen aushelfen, was die Infektions­gefahr erhöhe.

Statt eines Stufenplan­s gelte nun wieder Regelbetri­eb mit Hygienekon­zept, in ihrer Kita gebe es nun eine Gruppe – die aber mit 50 Kindern. Weder Kinder noch Mitarbeite­r seien angesichts des diffusen Infektions­geschehens in Augsburg so ausreichen­d geschützt – man fühle sich „schlichtwe­g im Stich gelasden sen“. Die Kita wird laut Stempfle ab Montag die erneuten Änderungen übernehmen.

Christine Stehle, Leiterin von St. Thaddäus, sagte auf Nachfrage, dass die Kita vorerst nicht die erneuten Änderungen vom Donnerstag einführen werde – man behalte die am vergangene­n Montag eingeführt­en Maßnahmen vorerst bei. „Bei uns laufen die Eltern sowieso schon Amok, die hängen schließlic­h auch alle in der Luft. Seit dem Frühjahr erfolgen solch kurzfristi­ge Regeländer­ungen.“Stehle sagt, man hoffe nun auf eine Stellungna­hme der Stadt bis Montag.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? In Augsburger Kitas gibt es erneut Ärger um die Corona‰regeln.
Symbolfoto: Alexander Kaya In Augsburger Kitas gibt es erneut Ärger um die Corona‰regeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany