Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Pfarrer, Macher und Kabarettist
Die evangelische Kirche trauert um Wolfgang Wunderer
Er war ein Mann, der nicht nur über seine Kirche, sondern auch über sich selbst lachen konnte. Nach kurzer schwerer Krankheit ist Pfarrer Wolfgang Wunderer nun im Alter von 84 Jahren gestorben. Das Evangelischlutherische Dekanat Augsburg verliere mit ihm „einen profilierten und engagierten Christen und einen herausragenden Kenner der Kirchengeschichte“.
Wunderer kam 1979 nach Augsburg, um die Feierlichkeiten zur 450-Jahr-feier der Confessio Augustana zu organisieren. Von 1980 bis 2001 war er Pfarramtsführer der Kirchengemeinde Dreifaltigkeitskirche in Göggingen, zu der Bergheim, Inningen und Leitershofen gehören. Ein Anliegen war ihm stets, ein kirchliches Angebot möglichst nah am Wohnort der Menschen zu schaffen.
In den 1980er Jahren trug Wunderer dazu bei, die Zusammensetzung des Kirchenvorstands in Göggingen jünger und weiblicher zu gestalten, indem er gezielt jüngere Frauen zur Kandidatur ermutigte. Neben der Ökumene war Bildung für Wunderer ein wichtiges Thema. Er verfügte nicht nur über umfangreiches Wissen, sondern war bestrebt, es in ansprechender Weise weiterzugeben, etwa als Schulbeauftragter im Dekanat.
Im Ruhestand engagierte sich Wunderer verstärkt in der Erwachsenenbildung. Er war Gründungsmitglied des Augsburger Freundeskreises der Evangelischen Akademie in Tutzing und organisierte Reisen, Vorträge und Tagungen. In Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Forum Annahof und der Citykirchenarbeit entwickelte er ein Konzept für evangelische Stadtführungen in Augsburg. Auch als Kirchenführer von St. Anna war er lange aktiv.
Viele kannten Wunderer auch als Kabarettist. Er war mit seiner Frau Gründungsmitglied der „Schwarzarbeiter“und Jahrzehnte im bayerischen Pfaffenkabarett „Weißblaues Beffchen“engagiert. „Wolfgang Wunderer war ein versierter Kenner der Stadtgeschichte, ein kritischer Begleiter kirchlicher Entwicklungen und ein humorvoller und zugewandter Mensch – wir werden ihn sehr vermissen“, sagt Stadtdekan Michael Thoma. Die Beerdigung findet im kleinen Kreis statt.