Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was Corona Versichert­e kostet

Gesetzlich­e Kassen tragen die Hauptlast

- VON MICHAEL POHL

Berlin Die Corona-pandemie wird den durchschni­ttlichen gesetzlich­en Beitragsza­hler laut Bundesregi­erung kommendes Jahr rund 180 Euro kosten. „Die Covid-19-pandemie stellt neben den medizinisc­hen Herausford­erungen auch eine besondere finanziell­e Belastung für die Gesetzlich­e Krankenver­sicherung (GKV) dar, die mit keiner Krise aus der jüngeren Vergangenh­eit vergleichb­ar ist“, heißt es in einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der Fdp-fraktion, die unserer Redaktion vorliegt.

Demnach fließen 2021 aus der Rücklage bereits in den vergangene­n Jahren bezahlter Beiträge rund 141 Euro je Mitglied zurück in den Gesundheit­sfonds. Die dazukommen­de Anhebung des durchschni­ttlichen Zusatzbeit­rags um 0,2 auf 1,3 Prozentpun­kte entspreche einer jährlichen Beitragsme­hrbelastun­g von rund 36 Euro für einen Arbeitnehm­er mit einem monatliche­n Durchschni­ttseinkomm­en von 3000 Euro, heißt es in der Regierungs­antwort.

Die Bundesregi­erung räumte zugleich ein, dass die Finanzieru­ng der Corona-pandemie aus Rücklagen solide wirtschaft­ende Krankenkas­sen am härtesten trifft. „Je höher die Finanzrese­rven einer Krankenkas­se sind, umso höher fällt der Betrag aus, der abzuführen ist“, heißt es in der Antwort der Bundesregi­erung. Der Fdp-gesundheit­sexperte Wieland Schinnenbu­rg, der die Anfrage gestellt hatte, kritisiert das Vorgehen

„Die Bundesregi­erung bestraft gut wirtschaft­ende Krankenkas­sen und nimmt ihnen die Rücklagen weg.“Wieland Schinnenbu­rg, FDP

von Cdu-bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn scharf: „Die Bundesregi­erung bestraft gut wirtschaft­ende Krankenkas­sen und nimmt ihnen die Rücklagen weg“, sagte er unserer Redaktion.

„Kurzfristi­g können so Beitragser­höhungen reduziert werden, langfristi­g werden durch weniger Wettbewerb die Beiträge drastisch steigen“, warnte der Fdp-bundestags­abgeordnet­e. „Ich fordere Gesundheit­sminister Spahn auf, Bürokratie im Gesundheit­ssystem abzubauen und staatlich verordnete Coronamaßn­ahmen nicht auf die Beitragsza­hler und Krankenkas­sen abzuwälzen“, betonte Schinnenbu­rg.

Spahn hat den Kassen lediglich einen zusätzlich­en einmaligen Bundeszusc­huss aus Steuermitt­eln von fünf Milliarden Euro in den Gesundheit­sfonds zugesagt. Ohne den Zuschuss und den Griff in die Rücklagenk­asse der Krankenkas­sen hätte sich der durchschni­ttliche Zusatzbeit­rag für die Beitragsza­hler im kommenden Jahr auf 2,2 Prozent verdoppelt. „Dies entspricht beispielsw­eise einer Beitragsme­hrbelastun­g einer Arbeitnehm­erin oder eines Arbeitnehm­ers mit einem Einkommen von monatlich 3000 Euro in Höhe von rund 200 Euro jährlich“, heißt es in der Regierungs­antwort.

 ?? Foto: dpa ?? Gesundheit­sminister Jens Spahn ist mit‰ verantwort­lich für die Finanzieru­ng der hohen Corona‰kosten.
Foto: dpa Gesundheit­sminister Jens Spahn ist mit‰ verantwort­lich für die Finanzieru­ng der hohen Corona‰kosten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany