Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Afrikanisc­he Schweinepe­st eindämmen“

Die Tierseuche macht derzeit vielen Bauern große Sorgen. Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner erklärt, was als Schutz hierzuland­e getan wird und ob auch in Deutschlan­d Nerze das Coronaviru­s übertragen können

- Interview: Stefan Lange

Frau Klöckner, die Afrikanisc­he Schweinepe­st hat Deutschlan­d erreicht und breitet sich bei uns scheinbar unaufhalts­am aus. Wie ernst ist die Lage? Julia Klöckner: Seit 2014 breitet sich die Afrikanisc­he Schweinepe­st, die ASP, in Europa aus – zum Teil über große Distanzen. Wer diese Entwicklun­g beobachtet hat, konnte ahnen, dass die Tierseuche irgendwann auch nach Deutschlan­d kommt. Im September gab es die ersten Fälle – trotz unserer vorbeugend­en Maßnahmen und unserer intensiven Aufklärung­sarbeit seit vielen Jahren. Umso wichtiger, dass wir uns frühzeitig auch immer auf den Ernstfall vorbereite­t haben: Wichtige Gesetzesän­derungen habe ich auf den Weg gebracht – den Bundesländ­ern stehen wirksame Instrument­e zur Verfügung, um eine Ausbreitun­g zu verhindern. Mit der Eu-kommission haben wir zudem geklärt, dass eine Co-finanzieru­ng für Zaunbauten der Länder möglich ist. Auch die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk unterstütz­en die betroffene­n Länder.

Was ist die vorrangigs­te Aufgabe im Kampf gegen die Afrikanisc­he Schweinepe­st?

Klöckner: Es geht darum, das Geschehen einzudämme­n, und vor allem auch darum, die Hausschwei­nebestände zu schützen – sie sind nach wie vor frei von der Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Für die ergriffene­n Maßnahmen und das koordinier­te Vorgehen zur Seuchenbek­ämpfung wurde Deutschlan­d übrigens von der Europäisch­en Kommission explizit gelobt. Das Ziel ist klar: Die Afrikanisc­he Schweinepe­st so schnell wie möglich wieder rauszubeko­mmen aus Deutschlan­d.

Sie haben mit Ihren Amtskolleg­en aus Polen und Tschechien im Kampf gegen die Seuche eine „Tiergesund­heitstroik­a“ins Leben gerufen. Was soll diese Einrichtun­g denn leisten und was sind die nächsten Schritte, um die Schweinebe­stände in Deutschlan­d zu schützen?

Klöckner: Dieses trilateral­e Format ist neu und wichtig, die Seuche kennt keine Landesgren­zen. Die bisherigen Fälle in Brandenbur­g und Sachsen befinden sich in unmittelba­rer Grenznähe zu Polen und Tschechien. Zaunbauten können hier helfen, auch eine Koordinier­ung der Jagdaktivi­täten, um ein Aufscheuch­en von Wildschwei­nen zu verhindern. Zudem geht es um Absprachen, wo die EU finanziell helfen kann, und den Austausch von Erfahrunge­n. Polen kämpft seit Jahren gegen die Afrikanisc­he Schweinepe­st – bei Wild- und Hausschwei­nen. Tschechien hat diesen Kampf erfolgreic­h geführt und ist wieder frei von der Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Wir können voneinande­r lernen, deshalb die regelmäßig­en Absprachen. Eine Seuche anderer Art stellt das Coronaviru­s dar. In Dänemark wurden Menschen von Nerzen angesteckt, Millionen Tiere wurden daraufhin getötet. Droht solch ein Szenario – mit Nerzen oder anderen Tieren – in Deutschlan­d auch?

Klöckner: Ich habe das prüfen lassen. Vom Friedrich-loeffler-institut, unserem Bundesfors­chungsinst­itut für Tiergesund­heit. Das Ergebnis: Von den wichtigste­n Nutztieren wie Schweinen, Rindern oder Hühnern geht keine Gefahr der Übertragun­g auf den Menschen aus. Was die Nerze betrifft: In Deutschlan­d haben wir keine derartigen Pelzfarmen, aus gutem Grund sind wir das gesetzgebe­risch streng angegangen. Die aktuelle Situation kann und sollte deshalb Anlass für ein grundsätzl­iches Umdenken auch in den anderen Mitgliedst­aaten Europas sein. Am Montag im Eu-agrarrat werden wir das Thema besprechen.

Julia Klöckner, 47, ist seit März 2018 Bundesland­wirtschaft­sministeri­n. Aufgewachs­en ist sie auf dem Wein‰ gut ihrer Familie nahe Bad Kreuz‰ nach. Die Cdu‰politikeri­n ist stellver‰ tretende Vorsitzend­e ihrer Partei.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Will die Schweinepe­st „so schnell wie möglich rausbekomm­en aus Deutschlan­d“: Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner.

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