Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wohnungspreise steigen nur in Berlin stärker
Eine Studie zeigt, dass in Augsburg die Preise für Bestandswohnungen in den vergangenen Jahren enorm angezogen haben – auch im bundesweiten Vergleich. Was das für Hausbesitzer, Käufer und Mieter bedeutet
Dass die Immobilienpreise in Augsburg nach wie vor hoch sind, weiß jeder, der sich gerade nach einem Eigenheim umsieht. Und auch die Corona-pandemie scheint daran nichts zu ändern – im Gegenteil. Die Lust nach eigenen vier Wänden sei durch die Krise sogar stark gestiegen, sagen Makler. Eine neue Immobilien-studie bescheinigt Augsburg jetzt sogar einen unrühmlichen „Spitzenplatz“unter den Städten mit dem höchsten Preisanstieg. Seit 2009 sind die Kaufpreise nur in Berlin stärker gestiegen als in Augsburg. Mit einer Verteuerung von im Durchschnitt 144 Prozent im Zeitraum von 2009 bis 2020 liegt Augsburg demnach bundesweit auf dem zweiten Platz. Spitzenreiter Berlin ist mit einer Preissteigerung von 145 Prozent nur minimal teurer geworden. Betrachtet wurden für diese Untersuchung Bestands-eigentumswohnungen. Konkret heißt das: Für eine Wohnung, die 2009 beispielsweise noch 250.000 Euro gekostet hat, müsste man demnach heute 610.000 Euro berappen.
Die 50-seitige Studie „Wohnen in Deutschland 2020 – Unterschiede zwischen Stadt und Land“wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für den Verband der Sparda-banken erstellt und untersucht die Immobilienentwicklung in Deutschland ab dem Jahr 2009. Im Untersuchungszeitraum seien die Immobilien-kaufpreise in den Metropolen durchschnittlich um 74 Prozent gestiegen, im ländlichen Umland betrug der Preisanstieg in dieser Zeit 66 Prozent. Rund um Berlin, München, Köln, Hamburg und Stuttgart seien die Preise seit 2017 sogar stärker gestiegen als in den Metropolen selbst, heißt es. Dennoch seien Immobilien im Umland der Metropolen im Schnitt noch 55 Prozent günstiger als in den Städten selbst.
Augsburg hat bei Bestands-eigentumswohnungen zwar mit die größten Preissprünge vollzogen. Bei den Preisen selbst liegt die Stadt aber nicht vorn – es geht auch noch um einiges teurer. Im Vergleich mit dem durchschnittlichen Kaufpreis für eine Bestands-eigentumswohnung in Deutschland liegt Augsburg im oberen Mittelfeld der Großstädte. 4374 Euro hat man hier laut Studie im zweiten Quartal 2020 für den Quadratmeter Wohnraum in Augsburg bezahlt – im Gegensatz zu 2394 Euro im bundesdeutschen Durchschnitt. In München, der teuersten Stadt in Sachen Wohneigentum, kostet der Quadratmeter 7220 Euro. Die Preise beziehen sich auf Wohnraum in bestehenden Gebäuden; Neubau-wohnungen und -Häuser sind noch einmal erheblich teurer.
Trotz Corona steigen die Kaufpreise weiter an – zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2020 in Augsburg um 0,71 Prozent. Die Mietpreise sind in dieser Zeit sogar um 2,81 Prozent in die Höhe geklettert. Ausweislich der Studie ist seit Beginn der Pandemie im März 2020 die Nachfrage zum Kauf von Einfamilienhäusern stark gestiegen.
Gabriele Gräf, Geschäftsstelleninhaberin des Maklerbüros Vonpoll-immobilien in Augsburg, bestätigt das: „Die Lust auf ein Eigenheim ist in Augsburg nach wie vor ungebrochen.“Angesichts von
Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen hätten gerade jetzt viele Menschen das Bedürfnis nach einem Garten und der Sicherheit einer eigenen Immobilie.
Auch als Wertanlage seien Immobilien nach wie vor beliebt – auch wenn die Käufer derzeit teilweise mit niedrigeren Renditen vorliebnehmen müssten. Denn die Mieteinnahmen kämen den Kaufpreisen längst nicht mehr hinterher. Dafür könne man angesichts der noch immer steigenden Preise auf eine Wertsteigerung des Hauses oder der Wohnung hoffen.
Von der Stadtsparkasse heißt es, solange die Zinsen nicht merklich nach oben gingen, würden die Preise stabil bleiben oder moderat steigen. „Die Menschen, die aktuell auf der Suche nach einer Immobilie sind, profitieren von deutlich niedrigeren Zinsen als vor zehn Jahren und können sich somit auch mehr Kaufpreis leisten“, sagt der Leiter der Immobilienvermittlung, Andreas Klein. Der Immobilienpreis setze sich aus Angebot und Nachfrage zusammen. „Während in den 90ern nach dem Abzug der Amerikaner das Überangebot an Wohnungen dazu geführt hat, dass die Preise gefallen sind, ist es jetzt die hohe Nachfrage, die zu höheren Preisen führt“, erklärt der Spezialist. Man könne sagen, dass die aktuelle Entwicklung
für Eigentümer positiv sei. Bezüglich der zu erzielenden Mieten sagt auch Klein, die Renditeerwartung der Anleger sinke eher, wohingegen die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt weiter hoch sei. „Viele Vermieter sind jedoch mit niedrigeren Mieten, die pünktlich bezahlt werden, zufrieden“, glaubt der Experte. Im Neubaubereich würden die Kaufpreise durch das gegenwärtige Mietniveau eher gebremst. „Wenn ein Neubau zu höheren Mietpreisvorstellungen entsteht, werden auf der anderen Seite vielleicht wieder Wohnungen zu einem niedrigeren Preis frei“, so Klein.
Insgesamt sei der Umschlag an Immobilien in Augsburg aber eher niedrig, da das Angebot weitestgehend fehle. Wenn man öffentlich zugängliche Quellen betrachte, werde in Augsburg zu wenig gebaut. Die Preisentwicklung spreche ebenfalls dafür, dass der Bedarf höher als das Angebot ist, betont der Immobilienfachmann. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Bevölkerung in Augsburg im Zeitraum der Spardastudie von rund 264.000 im Jahr 2009 auf aktuell rund 300.000 Einwohner gestiegen ist. Die Studie mahnt mehr Bautätigkeit an. „Ohne Ausweitung der Bautätigkeit wird die Wohnungsknappheit in Ballungsregionen weiter zunehmen“, ist dort zu lesen.