Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Vom Bad Boy zum Modellathleten
Schon als Kind hatte Dustin Johnson vom Masters-sieg in Augusta geträumt
Augusta Als Mann lauter Worte und großer Gefühlsausbrüche ist Dustin Johnson ohnehin nicht bekannt. Doch selbst als der introvertierte Golf-profi seinen Ball mit einem Rekordergebnis von 20 unter Par zu seinem ersten Masters-sieg versenkte, huschte nur ein schnelles, zögerliches Lächeln über sein Gesicht. Erst als er von seinem Bruder und Caddie Austin mit Tränen in den Augen umarmt wurde und ihn seine Verlobte Paulina Gretzky auf dem 18. Grün hingebungsvoll küsste, schien Dustin Johnson zu realisieren, was da gerade wirklich passiert war. Dass er im zehnten Anlauf das renommierteste Golfturnier der Welt im Augusta National gewonnen hatte, jenes Turnier, das er schon als Kind unbedingt gewinnen wollte.
„Ich war den ganzen Tag angespannt. Das Masters bedeutet mir viel. Es fühlt sich wie ein Traum an. Ich werde mich mein Leben lang daran erinnern“, gab der aufgewühlte Johnson dann doch noch einen Einblick in sein Seelenleben, als ihm Vorjahressieger Tiger Woods das berühmte Grüne Jackett überstreifte, das den Gewinnern dieses Turniers vorbehalten ist. Inklusive des attraktiven Preisgelds von zwei Millionen Us-dollar.
Zuvor hatte der Weltranglistenerste mit mehreren Rekorden die Konkurrenz staunen lassen: mit einer 68er-schlussrunde, mit nur 268 Schlägen an den vier Turniertagen und damit 20 unter Par – und mit eindrucksvollen fünf Schlägen Vorsprung. Selten wurde das Masters deutlicher gewonnen. Und das obwohl sich Dustin Johnson vor einem Monat mit dem Coronavirus infiziert hatte und in Quarantäne musste. Dennoch war er in Augusta das Maß aller Dinge. Hinter ihm platzierten sich mit 273 Schlägen der Südkoreaner Sungjae Im und Cameron Smith aus Australien auf dem geteilten zweiten Platz. Für den 36-jährigen Johnson ist es nach dem Sieg bei den US Open 2016 erst der zweite Majors-sieg in seiner Karriere. Die verlief für den in Columbia (South Carolina) geborenen Usamerikaner mit vielen Hochs, aber auch dramatischen Tiefs. So galt er lange Zeit als der Bad Boy der PGATOUR. Einer, der sein unermessliches Talent durch Drogenkonsum und Partyexzesse zu verschleudern drohte. Er wurde gesperrt, nahm 2014 eine halbjährige Auszeit und kehrte geläutert und kraftvoller denn je zurück. Zu dieser Zeit war bereits mit seiner bildhübschen Dauer-verlobten Paulina Gretzky liiert, der Tochter der Nhl-legende Wayne Gretzky. Es heißt, nur weil der Terminkalender des Glamour-paars, das zwei Söhne im Alter von drei und fünf Jahren hat, so überquillt, seien die beiden noch nicht verheiratet.
Mittlerweile fokussiert sich Dustin Johnson – in den vergangenen Jahren zum Modellathleten und Vollbart-träger gewandelt – ausschließlich auf die Familie und den Sport. Mit überragendem Erfolg. Die ihm eigene Ruhe und Hartnäckigkeit sowie seine extremen Schlagweiten hielten ihn schon 2017 über 64 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Auch momentan ist er mit Abstand die Nummer eins der Profi-golf-welt.
Mit dem Sieg beim Masters hat Johnson nun auch die Aufnahme in den elitären Club derer geschafft, die bis an ihr Lebensende das Grüne Jackett tragen und dieses Turnier mitspielen dürfen. Wie etwa der gebürtige Anhauser Bernhard Langer aus dem Landkreis Augsburg, der mit seinen mittlerweile 63 Jahren mit dem 29. Platz beim Masters brillierte. Ein weiterer Rekord, der in Augusta mit viel Ehrfurcht und Bewunderung gewürdigt wurde.