Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Uniklinik forscht zu Corona in Schulen und Kitas
Eine Studie mit 480 Kindern soll Aufschluss über die Verbreitung des Virus und die Effektivität von Hygienekonzepten geben. Warum der Standort Augsburg in diesem Zusammenhang besonders interessant ist
Die Uniklinik will in den kommenden sechs Monaten 480 Kinder und Jugendliche aus ausgewählten Kindertagesstätten und Schulen im Rahmen einer Studie auf Corona testen. Die Studie soll zeigen, ob und wie sich das Virus innerhalb von Einrichtungen ausbreitet, wie hoch die Dunkelziffer ist und wie Hygienekonzepte wirken. Dazu werden die Kinder, die freiwillig an der Studie teilnehmen, im Lauf des kommenden halben Jahres dreimal getestet.
Die Frage der Hygienekonzepte stellt sich in Augsburg in besonderem Maße, weil hier Kitas, Grund-, Mittel- und Förderschulen nach aktuellem Stand im Präsenzunterricht bleiben, Realschulen und Gymnasien seit Ende der Herbstferien wegen der sehr hohen Infektionszahlen in Augsburg hingegen bereits in den Wechsel von Präsenz- und Heimunterricht gegangen sind, sofern sich der Abstand im Klassenzimmer bei voller Klassenstärke nicht einhalten lässt. Es würden 160 Kinder aus vier bis fünf Kindergärten, 160 Kinder aus vier bis fünf Grundschulen sowie 160 Kinder aus zwei Mittelschulen, einer Realschule und zwei Gymnasien getestet, so die Uniklinik. Die Einrichtungsleiter und die Eltern müssen einverstanden sein. Im Beisein eines Elternteils wird den Kindern und Jugendlichen in der Uniklinik ein Bluttropfen aus dem Finger entnommen. Dieser Antikörpertest stellt fest, ob jemand bereits eine Infektion überstanden hat. Zusätzlich wird ein Rachenabstrich genommen, um den aktuellen Status zu untersuchen.
Das städtische Gesundheitsamt kam zuletzt aufgrund der bekannten Infektionszahlen an Schulen zum Ergebnis, dass sich das Virus innerhalb der Einrichtungen nicht groß weiterverbreitet. Ansteckungen seien zwar nicht ausgeschlossen und auch schon vorgekommen, allerdings handle es sich um Einzelfälle, so der stellvertretende Gesundheitsamtsleiter Dr. Thomas Wibmer.
Hintergrund: Im Falle einer bekannt gewordenen Corona-infektion eines Schülers wird die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt und auf das Virus getestet. Bisher gebe es unter Klassenkameraden von infizierten Schülern kaum weitere Positivfälle, so Wibmer. Nehme man das Alter von infizierten Kindern in Augsburg genau in den Blick, zeige sich, dass es keine „Sprünge“bei Kindern im Alter ab drei Jahren (Kindergartenalter) und ab sechs Jahren (Einschulungsalter) gebe. Dies lege nahe, dass der Besuch von Kitas und Schulen wohl nicht die große Rolle spiele, so Wibmer.
Allerdings gibt es bei manchen Schülern und auch Lehrern Vorbehalte.
Teils gehen Schüler mit einem mulmigen Gefühl in Schulen, zumal Kinder mit leichten Erkältungssymptomen den Unterricht weiter besuchen dürfen. Kinder mit schweren Symptomen dürfen erst 24 Stunden nach Abklingen wieder in den Unterricht. In Abweichung zur Regelung des Freistaats brauchen sie in Augsburg aber keinen negativen Coronatest. Ob Kinder kommen dürfen oder nicht, soll von den Einrichtungsleitungen entschieden werden, die teils massive Vorbehalte dagegen haben. Zuletzt forderte die Sozialfraktion einen Kriterienkatalog des Gesundheitsamtes, der Leitern von Schulen an die Hand gegeben werden kann.