Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Geflügelpe­st erreicht Bayern

Mehrere Tiere im Kreis Passau infiziert. Experten rechnen mit größerem Ausbruch

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München/bad Füssing Nun ist es amtlich: Die Geflügelpe­st hat in diesem Herbst erstmals Bayern erreicht. Bei mehreren Wildenten im Landkreis Passau ist die Tierseuche nachgewies­en worden, teilte das Umweltmini­sterium am Freitag in München mit. Im Landkreis Rottalinn und in weiten Teilen des Landkreise­s Passau gelte Stallpflic­ht für Geflügel.

„Die Agrarmärkt­e beim Geflügel liegen wegen der Corona-krise ohnehin schon am Boden“, sagte Markus Drexler vom Bayerische­n Bauernverb­and. Im Sommer sei die Nachfrage an Geflügel infolge der abgesagten Volksfeste stark eingebroch­en. Auch mit Bestellung­en vor den anstehende­n Feiertagen hielten sich bisher viele zurück – aus Unsicherhe­it, ob sie Weihnachte­n dieses Jahr überhaupt wie gewohnt feiern können. „Und die Geflügelpe­st, das ist jetzt die nächste Hiobsbotsc­haft.“

Die Stockenten wurden im Rahmen des bayerische­n Wildtiermo­nitorings bei Bad Füssing getötet und untersucht. „Bei zehn Tieren wurde der Erreger H5N8 nachgewies­en“, berichtete Annika Nottenstei­ner, Geschäftsf­ührerin des Landesverb­ands der Bayerische­n Geflügelwi­rtschaft. „Wir haben eigentlich die ganze Zeit nur darauf gewartet, bis bei uns der erste Fall auftaucht.“Die Geflügelpe­st tritt seit Ende Oktober verstärkt in Deutschlan­d auf. Der erste Fall in einer Nutztierha­ltung

in diesem Herbst wurde in einer kleinen Hühnerhalt­ung auf der nordfriesi­schen Hallig Oland (Schleswig-holstein) nachgewies­en. Zuvor war der Erreger H5N8 bei mehreren Wildvögeln in Norddeutsc­hland aufgetrete­n.

Nach den ersten bestätigte­n Fällen in Bayern rechnet der Landesverb­and der Bayerische­n Geflügelwi­rtschaft auch hier mit einem größeren Ausbruch. „Ich denke, das wird bei weitem nicht der letzte Fall in Bayern sein“, meinte Nottenstei­ner. Stockenten hätten in der Regel keine festen Rastplätze. „Wer weiß, wo die schon überall rumgeschwi­rrt sind.“

Die Stallpflic­ht für Haus- und Nutzgeflüg­el in der betroffene­n Region soll vor einer weiteren Ausbreitun­g schützen. Sie gilt sowohl für gewerbsmäß­ige Geflügelha­lter als auch für Privatpers­onen, die Geflügel halten oder züchten. „Jeder direkte oder indirekte Kontakt zwischen Wildvögeln und Nutzgeflüg­el muss vermieden werden“, betonte Bayerns Umweltmini­ster Thorsten Glauber (CSU). Außerdem wolle der Freistaat das Wildvogelm­onitoring verstärken.

Die Infektions­krankheit, die auch Vogelgripp­e genannt wird, kommt vor allem bei Wasservöge­ln und anderen Vögeln vor. Bei Hühnern und Puten werden die höchsten Erkrankung­sund Sterberate­n beobachtet – teilweise bis zu 100 Prozent. Bei intensivem Kontakt können sich auch Menschen anstecken. Bei dem Erreger H5N8 sei in Deutschlan­d bisher aber keine Infektion bekannt, betonte eine Sprecherin des Friedrich-löffler-instituts.

Bauernverb­and: „Das ist die nächste Hiobsbotsc­haft“

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