Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lage in Flüchtlingseinrichtungen bleibt angespannt
In Augsburgs Unterkünften sind aktuell über 550 Menschen in Quarantäne. Seit Wochen sind mehrere Einrichtungen abgeschottet, immer wieder kommt es zu Ärger unter den Bewohnern
Die Corona-situation in den Augsburger Flüchtlingseinrichtungen ist nach wie vor angespannt. Bereits vor zwei Wochen standen sechs von der Regierung von Schwaben betreute Unterkünfte unter Quarantäne, an dieser Zahl hat sich nichts geändert. Allerdings sind es nun teilweise andere – es handelte sich, Stand Mittwoch, um die Gemeinschaftsunterkünfte in der Schüle-, Otto-, Zusam- und in der Eichleitnerstraße sowie das Behördenzentrum in der Aindlinger Straße und die Anker-dependance in der Steinernen Furt. Ebenfalls unter Quarantäne befindet sich die Einrichtung in Inningen – dort wohnen wie vorgesehen die mit Corona Infizierten – und die Unterkunft im Kobelweg. Dort ist ein ganzes Stockwerk für die Kontaktpersonen von positiv Getesteten eingerichtet.
Nach Angaben der Regierung von Schwaben gab es, Stand Mittwoch, 129 infizierte Personen in von der Behörde betreuten Einrichtungen.
Das ist im Vergleich zu vor zwei Wochen mehr als das Dreifache an Infizierten in Unterkünften der Regierung von Schwaben. „Vereinzelt“würden diese Männer und Frauen milde Erkältungssymptome zeigen, einige Geflüchtete seien inzwischen genesen, zwei Personen befinden sich im Krankenhaus. Zumindest bei Letzteren hat es keine Steigerung im Vergleich zu vor 14 Tagen gegeben.
Die Infizierten leben nun zum Teil in der eigens dafür eingerichteten Unterkunft in Inningen – teilweise leben sie aber auch vor Ort in ihren Unterkünften, getrennt von anderen Bewohnern in sogenannten Isolierzimmern. Das Zusammenleben von Infizierten und Nicht-infizierten sowie die teilweise seit Wochen andauernde Quarantäne sorgt immer wieder für Unmut unter den geflüchteten Menschen.
Das führt nach Auskunft der Polizei immer mal wieder zu Polizeieinsätzen. Wie die Regierung von Schwaben erklärt, liege die Ursache für solche Einsätze – allein zwei in den vergangenen zehn Tagen- „im Wesentlichen in der Unzufriedenheit unter den Bewohnern mit der Dauer der Quarantäne“. Nachdem man den Menschen die Hintergründe der Maßnahmen erneut erklärt habe, habe sich die Lage vor Ort wieder beruhigt.
In allen Flüchtlingsunterkünften im Stadtgebiet befinden sich, Stand Mittwoch, 559 Personen in Quarantäne – die Menschen leben in ihren Unterkünften, teilweise aber auch in der dafür vorgesehenen Einrichtung im Kobelweg. Insbesondere die Quarantäne stellt für Geflüchtete eine große Belastung dar: Nach Auskunft von in der Flüchtlingshilfe Tätigen sind viele der Bewohner auf Hilfen bei der Jobsuche und anderen bürokratischen Angelegenheiten angewiesen, in Quarantäne-einrichtungen können Helfer aktuell keine Arbeit vor Ort leisten. Bewohner und Helfer äußerten vor Kurzem gegenüber unserer Redaktion, die Corona-situation stelle auch eine große psychische Belastung dar, da die Menschen oft auf engem Raum zusammenleben müssten und die Ansteckungsgefahr fürchteten.
Auch der Internetzugang, wichtig auch für Home-schooling oder Anträge, ist oftmals nur per Handy gegeben. Anfang November beschloss daher der Jugend-, Sozial- und Wohnungsausschuss, die technischen Voraussetzungen für einen Internetanschluss in Gemeinschaftsunterkünften zu schaffen. Um den unmittelbaren Zugang zum weltweiten Netz, also auch die Finanzierung, müssten sich die Bewohner selber kümmern.