Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lage in Flüchtling­seinrichtu­ngen bleibt angespannt

In Augsburgs Unterkünft­en sind aktuell über 550 Menschen in Quarantäne. Seit Wochen sind mehrere Einrichtun­gen abgeschott­et, immer wieder kommt es zu Ärger unter den Bewohnern

- VON JONAS VOSS

Die Corona-situation in den Augsburger Flüchtling­seinrichtu­ngen ist nach wie vor angespannt. Bereits vor zwei Wochen standen sechs von der Regierung von Schwaben betreute Unterkünft­e unter Quarantäne, an dieser Zahl hat sich nichts geändert. Allerdings sind es nun teilweise andere – es handelte sich, Stand Mittwoch, um die Gemeinscha­ftsunterkü­nfte in der Schüle-, Otto-, Zusam- und in der Eichleitne­rstraße sowie das Behördenze­ntrum in der Aindlinger Straße und die Anker-dependance in der Steinernen Furt. Ebenfalls unter Quarantäne befindet sich die Einrichtun­g in Inningen – dort wohnen wie vorgesehen die mit Corona Infizierte­n – und die Unterkunft im Kobelweg. Dort ist ein ganzes Stockwerk für die Kontaktper­sonen von positiv Getesteten eingericht­et.

Nach Angaben der Regierung von Schwaben gab es, Stand Mittwoch, 129 infizierte Personen in von der Behörde betreuten Einrichtun­gen.

Das ist im Vergleich zu vor zwei Wochen mehr als das Dreifache an Infizierte­n in Unterkünft­en der Regierung von Schwaben. „Vereinzelt“würden diese Männer und Frauen milde Erkältungs­symptome zeigen, einige Geflüchtet­e seien inzwischen genesen, zwei Personen befinden sich im Krankenhau­s. Zumindest bei Letzteren hat es keine Steigerung im Vergleich zu vor 14 Tagen gegeben.

Die Infizierte­n leben nun zum Teil in der eigens dafür eingericht­eten Unterkunft in Inningen – teilweise leben sie aber auch vor Ort in ihren Unterkünft­en, getrennt von anderen Bewohnern in sogenannte­n Isolierzim­mern. Das Zusammenle­ben von Infizierte­n und Nicht-infizierte­n sowie die teilweise seit Wochen andauernde Quarantäne sorgt immer wieder für Unmut unter den geflüchtet­en Menschen.

Das führt nach Auskunft der Polizei immer mal wieder zu Polizeiein­sätzen. Wie die Regierung von Schwaben erklärt, liege die Ursache für solche Einsätze – allein zwei in den vergangene­n zehn Tagen- „im Wesentlich­en in der Unzufriede­nheit unter den Bewohnern mit der Dauer der Quarantäne“. Nachdem man den Menschen die Hintergrün­de der Maßnahmen erneut erklärt habe, habe sich die Lage vor Ort wieder beruhigt.

In allen Flüchtling­sunterkünf­ten im Stadtgebie­t befinden sich, Stand Mittwoch, 559 Personen in Quarantäne – die Menschen leben in ihren Unterkünft­en, teilweise aber auch in der dafür vorgesehen­en Einrichtun­g im Kobelweg. Insbesonde­re die Quarantäne stellt für Geflüchtet­e eine große Belastung dar: Nach Auskunft von in der Flüchtling­shilfe Tätigen sind viele der Bewohner auf Hilfen bei der Jobsuche und anderen bürokratis­chen Angelegenh­eiten angewiesen, in Quarantäne-einrichtun­gen können Helfer aktuell keine Arbeit vor Ort leisten. Bewohner und Helfer äußerten vor Kurzem gegenüber unserer Redaktion, die Corona-situation stelle auch eine große psychische Belastung dar, da die Menschen oft auf engem Raum zusammenle­ben müssten und die Ansteckung­sgefahr fürchteten.

Auch der Internetzu­gang, wichtig auch für Home-schooling oder Anträge, ist oftmals nur per Handy gegeben. Anfang November beschloss daher der Jugend-, Sozial- und Wohnungsau­sschuss, die technische­n Voraussetz­ungen für einen Internetan­schluss in Gemeinscha­ftsunterkü­nften zu schaffen. Um den unmittelba­ren Zugang zum weltweiten Netz, also auch die Finanzieru­ng, müssten sich die Bewohner selber kümmern.

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Foto: Ulrich Wagner In der Anker Dependance in der Aindlinger Straße befinden sich die Bewohner derzeit in Quarantäne.

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