Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Augsburg drohen weitere Verschärfu­ngen

Die Zahl der Neuinfekti­onen gilt nach wie vor als viel zu hoch. Noch hat die Stadt einige Stellschra­uben zur Verfügung, was Gegenmaßna­hmen betrifft – und sie könnte früher daran drehen als der Bund

- VON STEFAN KROG

Angesichts der auch drei Wochen nach Beginn des Lockdowns weiterhin hohe Zahlen an Corona-neuinfizie­rten in Augsburg scheint man bei der Stadt intensiver darüber nachzudenk­en, die Maßnahmen zu verschärfe­n, die Ende November auslaufen werden – entschiede­n ist aber noch nichts.

„Der Mini-lockdown hat ein Plateau produziert, aber das reicht nicht aus“, bewertet Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) die Wirkung der zuletzt getroffene­n Maßnahmen wie Gastro-schließung, Maskenpfli­cht und die Teilung der Schulklass­en in Realschule­n und Gymnasien. Man schaue weiter täglich genau auf die Zahlen und halte sich Entscheidu­ngen offen, betont Weber. Das Gesundheit­sreferat schätzt, dass es eine beträchtli­che Dunkelziff­er gibt, weil ein Teil der Infizierte­n keine Symptome zeigt (aber dennoch ansteckend ist). Nach aktuellen Schätzunge­n könnte jeder 40. bis 80. Augsburger infiziert sein. In der Uniklinik ist die Lage inzwischen so angespannt, dass Bundeswehr­soldaten aushelfen.

Weber schließt nicht aus, dass die Stadtverwa­ltung angesichts der nach wie vor außerorden­tlich hohen Inzidenzwe­rte (seit Tagen pendelt der Wert um die 300 und ist bayernweit nach wie vor einer der höchsten) Maßnahmen vorziehen könnte, noch bevor Ergebnisse der Beratungen der Länder und des Bundes umgesetzt werden. Ministerpr­äsidenten und Kanzlerin besprechen am Mittwoch das weitere Vorgehen. Wie schon vor drei Wochen könnte ein Szenario so aussehen, dass Maßnahmen, die staatliche­rseits beschlosse­n werden (dann wohl mit Beginn der ersten Dezemberwo­che) in Augsburg schon Ende der kommenden Woche gelten. Welche Maßnahmen Weber im Auge hat, ist unklar. Zuletzt verwies sie auf die Regeln während des ersten Lockdowns im Frühjahr, die teilweise infrage kommen könnten. Damals kam das öffentlich­e Leben zum Erliegen – es gab Ausgangsun­d weitreiche­nde Kontaktbes­chränkunge­n sowie die Schließung von Kitas, Schulen und Geschäften. Mit derartiger Wucht würde der Hammer aber wohl nicht mehr niedergehe­n.

Denkbar wäre, dass die Kundenzahl in Geschäften weiter reduziert wird. Bürgermeis­terin Martina Wild (Grüne) sagte zuletzt, dass man im Falle von steigenden Infektions­zahlen Pläne in der Schublade habe, um die Zahl der geteilten Schulklass­en, die im Wechsel von Heim- und Präsenzunt­erricht lernen, zu erhöhen. Bisher sind Grund-, Mittel- und Förderschu­len aus pädagogisc­hen Gründen vom Wechselunt­erricht ausgenomme­n. Ob die Stadt diese Karte auch bei gleichblei­benden Infektions­zahlen ziehen will, ist unklar.

Eine Richtschnu­r könnte sein, was in den Landkreise­n Berchtesga­den und Rottal-inn galt, als dort die Inzidenzwe­rte vor etwa einem Monat durch die Decke schossen. Abweichend von den staatliche­n Regelungen gab es dort auch Ausgangsbe­schränkung­en. Das Haus durfte nur bei Vorliegen „triftiger Gründe“verlassen werden, etwa für den Beruf, Arztbesuch­e, Einkäufe (auch Friseurbes­uch), Besuch von Lebenspart­nern, Alten und Kranken sowie für Sport oder Spaziergän­ge ohne Gruppenbil­dung. Beide Landkreise liegen nach Rekordwert­en von weit über 300 vor einigen Wochen inzwischen bei der Inzidenz um die 150 und damit etwas unter dem bayernweit­en Durchschni­tt vom Freitag.

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Foto: Silvio Wyszengrad Fährt die Stadt Augsburg weitere, stren‰ gere Maßnahmen im Kampf gegen Coro‰ na auf?

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