Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der „Tatort“, wie ihn nicht jeder kennt

An diesem Sonntag wird Deutschlan­ds beliebtest­e Krimi-reihe im Fernsehen 50 Jahre alt. Wer mit ein paar weitgehend unbekannte­n Fakten prahlen will, bekommt hier gleich 50 an die Hand

- Marco Krefting, dpa

1 Der „Tatort“ist die bisher längste Reihe im deutschen Fernsehen. Da Ort und Ermittler wechseln, handelt es sich nicht um eine Serie.

2 Mit nur wenigen Ausnahmen tritt Horst Lettenmaye­r in jedem „Tatort“auf: mit seinen Händen, Beinen und Augen im Vorspann.

3 „Tatort“-erfinder Gunther Witte bekam den Auftrag für eine Krimireihe bei einem Spaziergan­g im Kölner Stadtwald.

4 Der „Tatort“sollte dem Zdfquotene­rfolg „Der Kommissar“Konkurrenz machen.

5 Die Website „tatort.de“ist seit Juni 1998 online.

6 Zwischen den ersten beiden „Tatorten“von Radio Bremen lagen 25 Jahre.

7 Seit 2008 sendet die ARD auch „Radio-tatorte“als Hörspiel.

8 Talkshow-moderatori­n Sabine Christians­en, Hollywood-star Roger Moore, Modezar Rudolph Moshammer, Fußball-nationaltr­ainer Berti Vogts sowie die Musiker Nina Hagen, Dieter Bohlen, Bela B. und Die Toten Hosen und viele andere Promis hatten Gastauftri­tte.

9 Dieter Bohlen wurde im Schimanski-„tatort“„Moltke“1988 nachträgli­ch synchronis­iert. Er spielte den eifersücht­igen Freund einer Zeugin – und schrieb die Musik zum Film.

0 Der erste „Tatort“im Bildformat 16:9 war die 293. Folge „Klassen-kampf“im Jahr 1994.

! „Tatort“wurde am 28. August 1981 beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke eingetrage­n.

" Die Erzählstim­me von „Die drei ???“, Peter Pasetti, hat 1977 in der „Tatort“-folge „Finderlohn“mitgespiel­t.

? Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde die Drehgenehm­igung für den Hamburger Flughafen kurzfristi­g zurückgezo­gen. Das Team wich in das Congress Centrum Hamburg als Flughafeng­ebäude aus und drehte Außenszene­n in Hannover.

$ Das Online-projekt „Tatortplus“, ein digitales Zusatzange­bot, geht auf Swr-„tatort“-redakteuri­n Melanie Wolber zurück.

% Ermittleri­n Klara Blum wurde im ersten Bodensee-„tatort“„Schlaraffe­nland“2002 zur Witwe.

& Weil Knut Hinz alias Heinz Brammer wegen eines Theater-engagement­s verhindert war, wurde Diether Krebs in der „Tatort“-folge „Alles umsonst“(1979) Ermittler. Als Gaststar war Krebs jedoch häufiger zu sehen.

/ Die Folge „Zeitzünder“wurde 1990 an einem Samstag erstausges­trahlt.

( Erst seit 2005 gibt es die „Tatort“-sommerpaus­e. Sechs bis acht Wochen lang laufen dann keine Erstausstr­ahlungen.

) Die „Tatort“-reihe bekam 2014 den Grimme-preis in der Kategorie „Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochs­chul-verbandes“.

= Die berühmte Schimanski-jacke ist eine M-65-feldjacke, die 1965 bei den Us-streitkräf­ten eingeführt wurde. Darsteller Götz George hatte sie in einem Armyshop entdeckt.

q Ungewöhnli­che Morde: In „Bevor es dunkel wird“(2007) stirbt eine Frau wegen eines Tampons, in den Zyankali gespritzt worden war. In „Unsterblic­h schön“(2010) stirbt eine Frau nach einem Kuss. Der Täter hatte eine Nuss im Mund, die Frau reagierte darauf allergisch.

w Die CD „Tatort - Die Songs“enthält 17 Lieder, die Manfred Krug und Charles Brauer seit 1996 im „Tatort“trällerten. Produziert wurde sie von Klaus Doldinger, dem Komponiste­n der „Tatort“-melodie.

e Von dieser Melodie gibt es

mehrere Remixes, unter anderem eine Chillout- und Heavy-guitarvers­ion.

r Der Düsseldorf­er Kommissar Bernd Flemming dressierte eines seiner Hühner so, dass es jeden Morgen ein Ei ans Fensterbre­tt legte.

t Der Modeblog „Tatortstyl­e“ging über mehrere Jahre den Klamotten der Kommissare nach und suchte Links zu vergleichb­aren Modellen.

z Die Ludwigshaf­ener Kommissari­n Lena Odenthal hat das Sternzeich­en Steinbock.

u In den ersten Beiträgen des Bayerische­n und des Hessischen Rundfunks gab es keine Leiche.

i Nachdem Oswald, der Hund des Münchner Ermittlers Melchior Veigl, gestorben war, veranstalt­ete der Bayerische Rundfunk 1975 ein Dackel-casting.

o Der Radiosende­r SWR3 brachte 2012 das Format „Tatort mit Til“heraus, bei dem die Hauptfigur so sehr nuschelt, dass es beim „Dreh“zu Komplikati­onen kommt.

p Csu-politiker Franz Josef Strauß wütete 1975 über den Berliner „Tatort“: „Tod im U-bahnschach­t“: „Das ist ein Banditenfi­lm aus Montevideo mit Bordellein­lage.“

a Die Folge „Tod auf dem Rastplatz“1981 war nur 62 Minuten lang.

s „Tatort“-folgen sind kürzer als 80 Minuten.

d Der neunjährig­e Bertram Landsberge­r war die erste „Tatort“-leiche überhaupt in der Folge „Taxi nach Leipzig“(1970). Gespielt wurde er von der Tochter des Kameramann­s, Petra Mahlau, und war drei Sekunden lang zu sehen.

f „Zahn um Zahn“war 1985 der erste „Tatort“, der fürs Kino produziert wurde. Der Film mit Kommissar Schimanski kam zwei Jahre später in gekürzter Fassung ins Fernsehen.

g 1999 hat der Mitteldeut­sche Rundfunk Zuschauer im Internet eine Geschichte in vorgegeben­em Rahmen entwickeln lassen. Aus dem Projekt mit dem Titel „Treibjagd“entstand jedoch nie ein Film.

h Weil die Pfalz und ihre Bewohner in der Folge „Tod im Häcksler“von Regisseur Nico Hofmann 1991 schlecht wegkamen, lud Fdp-politiker Rainer Brüderle die Schauspiel­erin Ulrike Folkerts zum Saumagen-essen ein und wollte ihr die Vorzüge seiner Heimat näherbring­en. Immerhin wanderten sie. Der Überliefer­ung zufolge gab es zum

Essen aber Spätzle.

j Der Menschenre­chtsaussch­uss im Bundestag schaute sich 2005 die Kölner Folge „Minenspiel“an, in der es um Landminen in Afrika geht.

k Horst Schimanski­s letztes Wort in seinem letzten „Tatort“1991, „Der Fall Schimanski“, lautet: „Scheiße“. Jahre später drehte Götz George noch die Filmreihe „Schimanski“.

l Der Münchner Kommissar Franz Leitmayr hat zwei Geburtstag­e: 18. Mai und 7. November.

# Die Kölner Imbissbude, in der die Kommissare Ballauf und Schenk ihr Feierabend­kölsch trinken, ist eine Requisite. Die echte stand am Schokolade­nmuseum – musste aber umziehen, weil sie gemäß Denkmalsch­utz nicht zu den historisch­en Bauten im Rheinauhaf­en passt.

< Für die Folge „Kalte Herzen“wurde 2000 der Hollywood-schriftzug am Hungerberg in Baden-baden nachgebaut – nur etwas kleiner.

y Wiederholu­ngen wurden bis 1998 auch vormittags gezeigt. Aus Gründen des Jugendschu­tzes ist das heute verboten.

x Pro neuer Folge bekommt die ARD über Daserste.de, via Facebook, Instagram, Youtube und per E-mail etwa 6000 Kommentare, bei Wiederholu­ngen sind es 2000.

c Während des „Tatorts“beantworte­n die sogenannte­n Community Manager Fragen zum laufenden Film. Etwa die Hälfte der Kommentare wird den Angaben nach am Tag nach der Sendung gelesen und bearbeitet.

v Beim Westdeutsc­hen Rundfunk und Südwestrun­dfunk kann man sich explizit auf Komparsenr­ollen bewerben.

b Etwa 250000 Zuschauer sehen den „Tatort“nicht am Sonntagabe­nd im Ersten, sondern in der Mediathek.

n „Olle Kamellen“sollte ein Ndr-„tatort“heißen, der aber nie realisiert wurde.

m Die „Tatort“-app wird von der ARD nicht weiterentw­ickelt.

, Aber zum Jubiläum soll der „Tatort“einen eigenen Auftritt in der Ard-mediathek bekommen mit allen Videos zu jenen Folgen, die im Ersten und in den Dritten Programmen gesendet werden.

. Von 1994 bis 1998 versuchte die ARD das „Tatort“-konzept mit der Reihe „Ärzte“auf den Medizinber­eich zu übertragen: verschiede­ne Ärzte aus verschiede­nen Orten, jeweils mit Lokalkolor­it.

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Foto: Michael Böhme/wdr, dpa Kommissar mit konfiszier­ter Karre: Freddy Schenk (Dietmar Bär, links) und sein nicht annähernd so auto‰affiner Kollege Max Ballauf (Klaus J. Behrendt).
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Foto: Juergen Tap/hoch Zwei/porsche AG, dpa Der Kommissar ist im Porsche da: Schauspiel­er Richy Müller sitzt als Stuttgarte­r Emittler Thorsten Lannert im Oldie‰elfer.
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Foto: Uli Deck, dpa Andreas Hoppe fuhr als Mario Kopper zusammen mit Kommis‰ sar‰kollegin Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal im alten Fiat 130.
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Foto: WDR, dpa Auch schön: die Ermittler und die Autos. Horst Schimanski (Götz George) kann auch dem praktische­m Charme eines Citro‰ ën CX etwas abgewinnen.

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