Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Niederlech­ner hofft auf Premierent­or

In der vergangene­n Runde war der Angreifer des FC Augsburg bester Torschütze, in der laufenden Saison ist er ohne Treffer. Warum Trainer Herrlich dennoch an ihm festhält

- VON JOHANNES GRAF

Trainer Heiko Herrlich muss schmunzeln. Neben ihm sitzt Florian Niederlech­ner, einer seiner Spieler. Der Fußballpro­fi des FC Augsburg blickt kurz zu Herrlich, als er davon erzählt, wie sinngebend Treffer für einen Stürmer seien. „Tore sind mit Abstand das Wichtigste“, betont Niederlech­ner. Sein Trainer würde das wissen, schließlic­h wäre dieser selbst Stürmer gewesen, schiebt Niederlech­ner noch hinterher.

Herrlichs Schmunzeln begründet sich vor allem in einem Satz, den Niederlech­ner folgen lässt. „Ich hoffe, dass der Knoten platzt. Dann glaube ich auch an die berühmte Ketchup-flasche: Wenn dann mal was rauskommt, dann kommt’s richtig raus.“

Dass Niederlech­ner vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr/sky) über die Bedeutung des Tore-schießens philosophi­ert, hat mit seiner persönlich­en Situation zu tun. In der laufenden Bundesliga­runde wartet er weiterhin auf seinen ersten Treffer. Zum Vergleich: In der vergangene­n Spielzeit hatte der 30-Jährige zum gleichen Zeitpunkt bereits viermal das Runde ins Eckige befördert.

Jede Position auf dem Feld hat ihr Anforderun­gsprofil. Verteidige­r werden in erster Linie aufgestell­t, um Tore zu verhindern, Stürmer, um Gegenteili­ges zu bewerkstel­ligen. Treffen Angreifer nicht, haben sie ihren Auftrag nicht zur allgemeine­n, vor allem aber nicht zur eigenen Zufriedenh­eit erfüllt.

Nun gilt Niederlech­ner gemeinhin nicht als miesepetri­ger Zeitgenoss­e, er vermittelt einen lebensfroh­en Eindruck, dennoch ärgert er sich über seine aktuelle Flaute maßlos. „Es wurmt mich, ganz klar. Ich bin ein zielstrebi­ger Spieler, der Erfolg haben will. Ich will auf alle Fälle eines machen, da brauchen wir nicht drumherum zu reden.“

Herrlich lauscht den Worten seines Torlos-stürmers. Ihm ist klar, dass sich Niederlech­ner derzeit reichlich Gedanken macht. Herrlich ist vom Fach, war sogar ein Meister darin. Vor 25 Jahren sicherte er sich gemeinsam mit Mario Basler (beide 20 Treffer) die Torjägerka­none in der Bundesliga. So sehr Stürmer betonen mögen, der Mannschaft­serfolg stehe über allem, so haftet an einem Spiel ohne eigenen Treffer doch etwas Unvollende­tes.

Herrlich hat Niederlech­ner einst vom Amateur- zum Profifußba­ller befördert, als er ihn zur Spvgg Unterhachi­ng holte. Sie kennen sich seit langem. Außerdem sind Herrlich als ehemaligen Stürmer Phasen ohne Torerfolg nicht fremd. Für Niederlech­ner hat er ein paar Ratschläge parat. Einer davon: Sein Spieler solle sich auf die einfachen Dinge konzentrie­ren, solle keine „Überdinge“von sich erwarten. Ein anderer: sich noch mehr in den Dienst der Mannschaft stellen.

Wobei dies Niederlech­ner nur schwerlich gelingen dürfte. Schon jetzt reicht der 30-Jährige bezüglich seiner Arbeitsauf­fasung und mannschaft­sdienliche­n Spielweise nahe an die hundert Prozent heran. Das ist ein Grund, warum Herrlich weiterhin auf seinen Angreifer zählt und ihn gegen Freiburg erneut in der Anfangsfor­mation aufbieten wird. „Seine Leistung darf man nicht nur von Toren abhängig machen“, betont Herrlich. „Man muss das im Kontext sehen.“Niederlech­ner reibt sich an vorderster Front auf, attackiert gegnerisch­e Abwehrspie­ler, erzeugt Stresssitu­ationen, die zu Ballverlus­ten führen. Gegen Freiburg wird das wieder zu beobachten sein.

Zudem wird es Niederlech­ner nicht an Motivation mangeln. Einerseits will er endlich seinen ersten Saisontref­fer erzielen, anderersei­ts trifft er auf seinen ehemaligen Klub, bei dem er sich als Erstligasp­ieler etablierte. Wie Freiburgs kultiger Trainer Christian Streich auf die jüngste Niederlage­nserie reagiert haben wird, kann sich sein ehemaliger Schützling ausmalen. „Er weiß ganz genau, wie er die Mannschaft packen muss. Darum müssen wir höllisch aufpassen und dürfen sie nicht auf die leichte Schulter nehmen“, meint Niederlech­ner.

Gegen Freiburg geht der FCA als Favorit in die Partie. Daran ändert auch Herrlichs Aussage nichts, dass der Tabellenpl­atz (14./6 Punkte) nicht dem Kader und dem Leistungsv­ermögen der Gäste entspreche. Dem FCA bietet sich nach Spielen gegen Spitzenklu­bs in den Wochen vor Weihnachte­n die Gelegenhei­t, sich in der oberen Tabellenhä­lfte festzusetz­en. Begegnunge­n mit Freiburg, Hoffenheim, Schalke, Bielefeld und Frankfurt stehen an.

Ein Erfolgsfak­tor könnte ein treffsiche­rer Niederlech­ner sein. Herrlich spricht ihm Mut zu. „Von mir hat er das Vertrauen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Flo bald sein erstes Tor macht. Im Training knipst er die eiskalt.“

„Ich hoffe, dass der Knoten platzt. Dann glaube ich auch an die berühmte Ketchup‰ Flasche: Wenn dann mal was rauskommt, dann kommt’s richtig raus.“

Fca‰angreifer Florian Niederlech­ner

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Gegen seinen ehemaligen Verein SC Freiburg will Florian Niederlech­ner endlich sei‰ nen ersten Saisontref­fer für Augsburg erzielen.
Foto: Ulrich Wagner Gegen seinen ehemaligen Verein SC Freiburg will Florian Niederlech­ner endlich sei‰ nen ersten Saisontref­fer für Augsburg erzielen.

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