Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Getrübter Start ins Weihnachts­geschäft

Mit dem ersten Adventssam­stag beginnt normalerwe­ise der Ansturm, die Stadt ist da voll. Doch wegen der Corona-regeln stehen die Händler vor einem ungewissen Advent

- VON ANDREA WENZEL

Der erste Adventssam­stag ist für den Handel traditione­ll der Start ins Weihnachts­geschäft. Für viele beginnt dann die Hauptsaiso­n mit guten Umsätzen. Bürger machen sich auf und besorgen in einer schön geschmückt­en Stadt Geschenke. Oft herrscht dichtes Gedränge. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wegen Corona gelten strenge Hygienevor­gaben wie die Maskenpfli­cht und Abstandsre­gelungen, die Kunden schon bislang vom Bummel durch die Stadt abgehalten haben. Jetzt kommt eine weitere Verschärfu­ng hinzu. Ab Samstag dürfen Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmet­ern nur noch einen Kunden pro 20 statt bisher zehn Quadratmet­ern einlassen. Die Zahl der bislang zugelassen­en Kunden wird damit halbiert. Das hat Konsequenz­en: Der Handel rechnet für die Adventszei­t mit wieder steigenden Kundenzahl­en. Kunden müssen davon ausgehen, dass sie wie im Frühjahr vor Geschäften Schlange stehen – auch vor der City-galerie.

Besonders treffen wird dieses Dilemma neben Bau- und Supermärkt­en vor allem große Kaufhäuser sowie Einkaufsce­nter wie die City-galerie. In der Ladenpassa­ge dürfen sich fortan nur noch 1250 Personen plus Personal gleichzeit­ig aufhalten. Ein Problem, wie Center-manager Axel Haug beschreibt, denn die City-galerie kam schon vor der Verschärfu­ng der Regeln insbesonde­re an den Wochenende­n an ihre Grenzen und musste kurzzeitig schließen. „Wir müssen daher gerade mit dem bevorstehe­nden Weihnachts­geschäft damit rechnen, dass dies nun auch unter der Woche zum Tragen kommt.“

Wer die City-galerie besucht, muss darüber hinaus damit rechnen, dass er doppelt ansteht. Die Zulassungs­beschränku­ngen gelten nämlich zusätzlich für die dort angesiedel­ten Geschäfte. Zwar dürfen diese – sofern sie weniger als 800 Quadratmet­er messen – gleich viele Kunden einlassen wie bisher, aber wie erwähnt rechnet man in der Adventszei­t mit steigenden Frequenzen. Damit ist nicht ausgeschlo­ssen, dass auch die bisher gültigen Beschränku­ngen schnell erreicht sind. Registrier­t wird die Anzahl der Kunden in der City-galerie über eine Zählanlage. Ist die Maximalkun­denzahl erreicht, wird die Passage geschlosse­n. An den Eingängen übernehmen die Aufgabe Ordner, am Parkhaus zeigt eine rote Ampel die Schließung an. Ähnlich wollen es im Übrigen auch Baumärkte regeln. Wie ein Sprecher von Bauhaus wissen lässt, wird ein Ampelsyste­m installier­t, das anzeigt, wann die Maximalzah­l an Kunden erreicht ist. Gegebenenf­alls müsse vor Ort mit entspreche­nden Maßnahmen reagiert werden. Das Unternehme­n appelliert deshalb an Kunden, den Aufenthalt auf das zeitlich Nötigste zu reduzieren und die Einkäufe über die komplette Woche zu verteilen, um so eine Ballung an den Wochenende­n zu vermeiden. Auch City-galerie-chef Haug empfiehlt einen Weihnachts­einkauf unter der Woche und am Vormittag.

Und wie gehen die kleineren Händler in der Innenstadt mit der Lage um? Sie sind zwar von den Verschärfu­ngen der Quadratmet­erregel ausgenomme­n, rechnen aber ebenso mit steigendem Kundenaufk­ommen.

Das bringe auch die bisher gültigen Zulassungs­beschränku­ngen ins Wanken. Wartezeite­n werden also auch hier nicht ausgeschlo­ssen, so der Tenor. Manuela Rampserger, die in der Steingasse Tee Gschwendne­r betreibt, will daher in der Zeit vor Weihnachte­n auch vor dem Laden einen Verkauf anbieten. „Wir müssen es irgendwie schaffen, die Kunden ohne große Wartezeit zu bedienen“, erklärt sie. Wer bei kalten Temperatur­en anstehen muss, werde weitergehe­n.

Das sehen auch Kollegen so und haben sich ebenfalls vorbereite­t. Milana Reitmayer vom Ideenreich in der Altstadt hat 1000 Glückskeks­e bestellt, die sie an Kunden verteilen will, die womöglich kurz vor der Tür warten müssen. Auch über einen Heizpilz denkt sie nach. Ina Gantenbein von Kokett Dessous hält unterdesse­n an ihrem Lieferserv­ice fest. Auch zur Ansicht kann man sich Ware bestellen. Auch das entzerre.

Keine Sorgen, dass ihre Läden zu voll werden könnten, machen sich dagegen viele Modehändle­r. „Wir haben so schlimme Frequenzpr­obleme, dass uns die Beschränku­ng von nur einem Kunden pro 20 Quadratmet­er kaum betreffen“, sagt Marcus Vorwohlt vom Modehaus Rübsamen. Man wäre eher froh, würde man die trotz Verschärfu­ng erlaubte Maximalzah­l an Kunden überhaupt erreichen. „Die Umsatzeinb­ußen in diesem Lockdown light schlagen härter zu Buche als im Frühjahr“, sagt der Händler. Zwar habe man im Vergleich zum ersten Mal überhaupt Umsatz, aber dafür auch höhere laufende Kosten.

Auch in schwierige­n Zeiten wolle er sich kreativ zeigen, sagt der Geschäftsm­ann. Auf Mode, die im Schaufenst­er gezeigt wird, wird verzichtet. Stattdesse­n sind jetzt acht neapolitan­ische Weihnachts­krippen zu sehen. „Wir wollen ein wenig weihnachtl­ichen Glanz in die Innenstadt bekommen“, sagt Vorwohlt. Denn natürlich sei es sehr bedauerlic­h, dass der Christkind­lesmarkt wegen der Corona-pandemie ausfallen müsse.

Dem Weihnachts­markthändl­er Werner Rödel hat Vorwohlt eine Fläche im Modehaus zur Verfügung gestellt. Bei den Verantwort­lichen im Handel ist die Hoffnung, ein gutes Weihnachts­geschäft könnte die Verluste aus dem Frühjahr teils kompensier­en, getrübt. Aufgeben wollen sie aber nicht: „Wir tun alles, dass der Einkauf sicher ist und auch in dieser Zeit Spaß macht“, sagt Milana Reitmayer. Das sei man den Kunden schuldig und irgendwo auch sich selbst. „Das Weihnachts­geschäft und das Zusammense­in mit den Kunden in dieser Zeit sei immer etwas Besonderes“. Das wolle sie sich bewahren.

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Foto: Michael Hochgemuth Auch für die City‰galerie haben die verschärft­en Corona‰regeln der Stadt Folgen.

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