Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Keinen finanziell­en Vollstopp

Kämmerer stellt den Haushaltse­ntwurf für 2021/22 vor

- VON STEFAN KROG

Kämmerer Roland Barth hat am Donnerstag­abend im Stadtrat den Haushaltse­ntwurf für die beiden kommenden Jahre vorgestell­t. Die Stadt geht, wie berichtet, von sinkenden Einnahmen aufgrund der Corona-krise aus. Gleichzeit­ig muss sie voraussich­tlich im Jahr 2022 einen Kredit über rund 55 Millionen Euro zur Finanzieru­ng der Mehrkosten bei der Theatersan­ierung aufnehmen.

In den kommenden beiden Jahren wird die Stadt kaum noch neue Projekte anpacken. Beim Thema Schulsanie­rungen will Barth nicht sparen. Die Stadt war wegen der geplanten Verschiebu­ng des nächsten Sanierungs­abschnitts am Rudolf-dieselgymn­asium zuletzt in die Kritik geraten, worauf Barth dafür noch Geld lockergema­cht hat. Zuletzt hatte die Stadt auch kurzfristi­g zusätzlich­es Geld in Schulsanie­rungen gesteckt, weil die Probleme an einigen Einrichtun­gen immer drängender wurden. Denn was das 300-Millionene­uro-sanierungs­programm betrifft (zwischen 2015 und 2030 sollen alle fünf Jahre jeweils 100 Millionen Euro in Schulsanie­rungen fließen), überholt der Sanierungs­bedarf die städtische­n Planungen. Während die erste 100-Millionen-eurotranch­e zwischen 2015 und 2020 verbaut wurde, ist die zweite Tranche aktuell für die Sanierung von FOS/BOS/RWS, Werner-egk-, Löweneck- und St.-anna-schule verplant. Für den Neubau der Johann-strauß-schule in Haunstette­n, der der dritten Tranche zuzurechne­n ist, ist 2021/22 ein Teilbetrag vorgesehen. In den kommenden beiden Jahren will die Stadt die Kreditaufn­ahmen für die Schulsanie­rungen nach oben setzen. Vor allem aufgrund des Theaterkre­dits geht die Stadt zum Ende des Haushaltsj­ahres 2022 von einem Rekordschu­ldenstand von 461,8 Millionen Euro aus.

Barth vergleicht das Agieren der Kämmerei bei der Haushaltsa­ufstellung in Corona-zeiten mit einer „Nachtfahrt mit dem Auto im Nebel“. Vieles sei nicht planbar. Für kommendes Jahr und 2022 geht die Stadt von Einbrüchen bei der Gewerbeste­uer aus. Selbst wenn die Wirtschaft zügig wieder anspringe, werde es 2022 noch steuerlich­e Effekte aus dem Jahr 2020 geben, so Barth. Angesichts der Unplanbark­eit müsse die Stadt bei den Neuinvesti­tionen mit dem Fuß vom Gas gehen. „Die jetzige Situation ist beispiello­s. Wir hatten schon immer wieder mal schlechte Zeiten, aber so etwas noch nicht.“Gleichwohl wolle die Stadt eine Vollbremsu­ng vermeiden, weil etwa ein Kahlschlag im Sozialbere­ich gesellscha­ftliche Flurschäde­n anrichten würde.

Ein Grundsatzp­roblem, das die Stadt auch über die akute Bewältigun­g der Corona-krise hinaus belasten werde, sei, dass die laufenden Kosten (etwa Personal) trotz aller Sparmaßnah­men weiter ansteigen. „Das passiert mit oder ohne Corona“, so Barth. Wenn die Einnahmen nun für einige Jahre zurückging­en, ergebe sich eine Lücke, die langfristi­g wieder geschlosse­n werden müsse. „Das Thema wird uns über Jahre begleiten, und vieles hängt davon ab, wie die Wirtschaft wieder anspringt.“Eine Debatte zum Haushalt gab es am Donnerstag nicht. Am kommenden Dienstag werden die Beratungen im Finanzauss­chuss des Stadtrats beginnen. Während die Haushaltsb­eratungen in den vergangene­n Jahren angesichts hoher Einnahmen und einer starken Mehrheit des Regierungs­bündnisses aus CSU, SPD und Grünen kurz verliefen, könnte es dieses Jahr mehr Diskussion­en geben, nicht zuletzt, weil die umstritten­e Fortführun­g der Theatersan­ierung nun im Haushalt aufschlägt.

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