Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Corona-krise: Im Sommer ist zu wenig passiert

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger‰allgemeine.de

Es steht außer Frage: Die Mitarbeite­r im Gesundheit­samt, egal ob sie von der Stadt kommen oder zur Unterstütz­ung von der Bundeswehr, leisten gerade sehr viel. Sie sitzen an einer wichtigen Stelle, wenn es darum geht, die Pandemie zumindest zu begrenzen. In Finnland, das bisher relativ gut durch die Corona-krise gekommen ist, verweist man stolz auf die gute Kontaktnac­hverfolgun­g, die dabei geholfen habe. In Augsburg ist die Bilanz der Corona-detektive ganz offensicht­lich nicht so gut. Die einzelnen Mitarbeite­r können dafür nichts. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) liegt falsch, wenn sie etwa Stadträten, die auf Missstände hinweisen, unterstell­t, sie würden damit die „sehr beeindruck­ende Leistungsb­ereitschaf­t“der Mitarbeite­r untergrabe­n.

Darum geht es gar nicht. Es geht um die Frage, ob alles dafür getan wurde und wird, das Gesundheit­samt so aufzustell­en, dass es seinen Aufgaben in der Pandemie zumindest annähernd gewachsen ist. Und hier steht zumindest ein Fragezeich­en im Raum. Natürlich kam die zweite Welle der Pandemie im Oktober mit großer Wucht, natürlich kann man sich nicht auf alles vorbereite­n. Und natürlich ist Augsburg auch ein Stück weit von Land und Bund und deren Vorgaben abhängig. Das Augsburger Gesundheit­samt ist ja nicht das einzige, das förmlich überrollt wurde. Es gibt bundesweit Berichte über fehlende Ausstattun­g und teils sogar noch immer Zettelwirt­schaft – das ist in Augsburg zum Glück ja immerhin Vergangenh­eit.

Aber die Frage, ob man zu spät und zu zögerlich reagiert hat, die muss sich die Stadtregie­rung weiter stellen lassen. Im Sommer ist ganz offensicht­lich nicht allzu viel geschehen, um sich für den „schwierige­n Winter“, von dem jetzt immer wieder die Rede ist, zu rüsten. Das kann man auch nicht einfach so abhaken und den Blick nach vorne richten. Man muss zumindest dazulernen für die Zukunft. Hier gilt die alte Weisheit: Wer appelliert, man möge jetzt besser nach vorne schauen, der hat meist hinten etwas zu verbergen.

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