Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Arrivederc­i Verbrenner

Der Fiat 500 hatte schon immer die Extraporti­on Charme. Im neuen Modell findet man sie vor allem unter der Motorhaube: Dort säuselt ein Elektromot­or. Sogar in der Reichweite ist der Kleine ganz groß

- VON RUDOLF BÖGEL

Que bello! Wie schön! Auch die neue Generation des Fiat 500 hat Eroberer-qualitäten. Der kleine Casanova aus Turin wurde zwar äußerlich nur mit leichten Federstric­hen überarbeit­et. Der eigentlich­e Charme steckt unter der Motorhaube: Arrivederc­i Verbrenner, ciao Elektromot­or! Nach der Testfahrt sind wir hingerisse­n: Das flotte 118-Ps-flüster-triebwerk ist an sich schon überzeugen­d. Die mehr als 300 Kilometer große Reichweite rückt den Kleinwagen jedoch ganz nah an die Alltagstau­glichkeit.

Aussehen ist in Italien mindestens so wichtig wie die inneren Werte. Der neue Cinquecent­o sieht aus wie der alte. Nur feiner. So wurden die Frontschei­nwerfer geteilt, der obere Lichtbogen sitzt jetzt wie eine Augenbraue auf der Motorhaube. Der 500er-schriftzug prangt mitten im Kühlergril­l und die hinteren Heckleucht­en formen ein E für Elektro. Im Inneren hat der Zwerg aus Turin zugelegt: In der Länge und Breite um rund sechs, in der Höhe um drei Zentimeter. Das Interieur ist stylisch und individuel­l gestaltbar. Hie und da finden sich optische Gimmicks. Zum Beispiel die im Handyfach eingestanz­te Silhouette von

Man könnte ihn auf einem Tiramisu‰teller wenden

Turin – der Geburtssta­dt des Cinquecent­o.

Und so fährt sich der schicke Lifestyler: Der 500er ist so wendig – der könnte fast auf einem Tiramisute­ller umdrehen. 9,7 Meter sind es tatsächlic­h. Damit ist der Wagen gut gerüstet für die City. Das Fahrwerk ist komfortabe­l – aber einen Tick zu schwammig. Bei schlechten Wegen fühlt man sich wie auf hoher See bei starkem Wellengang. Munter reagiert hingegen die E-maschine, die in drei Sekunden Tempo 50 erreicht und damit den Fahrer in der Stadt zum Ampelkönig macht.

Den forschen Druck aufs Strompedal muss man im Gegensatz zum Verbrenner nicht beim Verbrauch büßen. Denn beim Bremsen holt sich der 500er Energie zurück. Vor allem beim One-pedal-driving. Auf der höchsten Rekuperati­onsstufe verzögert der Motor so stark, dass man kaum mehr bremsen muss. Damit öffnen sich neue Fahrspaß-dimensione­n, die bislang nur Hausmeiste­rn auf Aufsitz-rasenmäher­n vorbehalte­n waren. Das Beste: Dank Energierüc­kgewinnung erhöht sich die städtische Reichweite von 300 auf 400 Kilometer. Damit dürften die meisten Menschen eine Woche ohne Steckdose schaffen.

Kaum alltagstau­glich ist das Laden. Über den Haushaltsa­nschluss dauert es bei leerem Akku über 15 Stunden. An einer Wallbox geht es schneller. Mit bis zu 11 kw ist die Batterie in rund vier Stunden wieder voll. Aber Vorsicht! Wegen der Schieflast-verordnung stehen im trauten Heim kaum mehr als 4,6 kw zur Verfügung. Das heißt, der 42-kw-akku meldet erst in knapp über 10 Stunden volle Zellen. Mit einem 85-kw-schnelllad­er ist der Fiat in 35 Minuten bis zu 80 Prozent gefüllt. Anders gesagt: Der 500er „tankt“in fünf Minuten 50 Kilometer Reichweite. So lange, wie man an der Bar für einen guten Espresso braucht.

Bei den Karosserie­varianten kann der Kunde das neue 3+1-Modell wählen. Auf der Beifahrers­eite gibt es eine Zusatztür, die sich wie beim Ur-500er anno 1957 nach hinten öffnet. Durch die fehlende Trennsäule lässt sich die hintere Sitzreihe leichter nützen. Mit der Montage eideutsche­n nes Kindersitz­es etwa oder zum Verstauen der Wochenende­inkäufe. Dieses Extra kostet extra – genau 2000 Euro.

Die Entdeckung der Stille ist bei einem Elektroaut­o eine verblüffen­de Erfahrung. Nur Wind- und Rollgeräus­che. Mit einer Ausnahme. Bis Tempo 20 lässt der Fiat 500 von sich hören. Muss er auch, damit Fußgänger den kleinen Italiener nicht übersehen. Während bei anderen der künstliche Elektro-sound zwischen Star Wars und Avengers angesiedel­t ist, heißt es bei den Turinern: Spiel mir das Lied vom Oscar-preisträge­r. Die Melodie stammt nämlich vom Film-komponiste­n Nino Rota („Der Pate“) und klingt wie das Happy-end eines Liebesfilm­s. Das passt zum neuen Fiat 500 – der soll ein Auto zum Verlieben sein.

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Fotos: FCA Stylisch, wendig, sauber: So ist man heute in der City unterwegs. In einem Auto wie dem Fiat 500 kann der Elektromot­or seine Stärken ausspielen. Und auf das Aussehen kommt es natürlich auch an.
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Raffiniert: eine dritte gegenläufi­g nende Türe – aber nur eine. öff‰
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Am Schnelllad­er ist der Fiat 500 in nur 35 Minuten wieder voll.
 ??  ?? Das Interieur des neuen Fiat 500 bietet mehr Platz und mehr Schick.
Das Interieur des neuen Fiat 500 bietet mehr Platz und mehr Schick.

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