Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie es Diego im Jenseits geht

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Schwer zu sagen, ob Diego Maradona auf direktem Weg in den Himmel gekommen ist. Ja, ob überhaupt. Natürlich wünscht ihm das jeder, der ihn auch nur ein einziges Mal hat spielen sehen. Aber jetzt ist er in Gottes Hand. Da hilft es nicht, wenn wir uns für ihn ein Stück englischen Rasens erträumen, auf dem er mit George Best („Mein ganzes Geld ist für Alkohol und Frauen draufgegan­gen, den Rest hab’ ich verprasst“) Bälle jongliert und 70 000 Engel klatschen im Rhythmus von „Live is Life“Beifall. Schließlic­h hatte Maradona auch seine wilden Zeiten und der liebe Gott hat alles gesehen. Das dürfte nicht unter einer Saison Fegefeuer abgehen. Mildernde Umstände? Vielleicht. Schwere Kindheit, ärmliche Verhältnis­se. Dafür sollte im Fegefeuer ein Sky-abo oder wenigstens die Samstagabe­nd-sportschau für die deutsche Bundesliga herausspri­ngen.

Wenn dem so ist, dann hat ihm die Bundesliga an ihrem neunten Spieltag einen spektakulä­ren Empfang im Jenseits beschert. Das ging schon am Freitag mit der Partie Wolfsburg gegen Bremen los. Zwei vergleichs­weise graue Mäuse, die sich gegenseiti­g die Kugeln in die Kästen ballerten, dass es neutralen Beobachter­n eine Freude war und die Bremer Verlierer (3:5) über ihren Auftritt am Ende ähnlich strahlten wie die Wolfsburge­r Sieger. Eine ähnliche Dramatik bot das 3:3 zwischen Union Berlin und Eintracht Frankfurt. Allein die Torfolge – 2:0, 2:3, 3:3 – ist ein wunderbare­r Ergebniskl­assiker. Das Allerschön­ste aber: In Berlin spielte gerade einer, der in seinen besten Momenten an den späten Maradona erinnert. Unterdurch­schnittlic­her Bewegungsr­adius, chirurgisc­hes Pass-spiel. Max Kruses 20-m-präzisions­schuss zum 3:3 in den Torwinkel dürfte Diego aus seinem Sarg katapultie­rt haben.

Dieser neunte Spieltag lieferte nicht nur Sehenswert­es und Dramatisch­es, sondern auch Überrasche­ndes. Ausgerechn­et gegen Borussia Dortmund beendete der 1. FC Köln seine Sieglos-serie von 18 Partien. Der Himmel ist manchmal so nah. Da braucht es nicht den Umweg übers Jenseits – es genügen gut einstudier­te Eckballvar­ianten, die den Kölnern gegen Dortmund zwei Treffer bescherten. Genauso nah freilich ist die Hölle. Der FC Schalke, der seit 25 Spielen sieglos ist, weiß das. Und Diego wusste das auch.

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Foto: dpa Sam Cane, Kapitän von Neuseeland­s „All Blacks“, der Rugby‰nationalma­nnschaft, legt vor einem Spiel gegen Argentinie­n das All‰black‰trikot mit der Maradona‰ Nummer 10 auf den Rasen.
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