Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Studentisc­he Initiative­n gehen online

Wegen der Corona-auflagen sind kaum Studenten auf dem Campus. Das stellt Uni-gruppen vor Probleme, nicht nur beim traditione­llen Glühweinve­rkauf. Nun wollen sie auf neuen Wegen für ihre Angebote werben

- VON LEONHARD PITZ

Studieren heißt zurzeit hauptsächl­ich vor dem eigenen PC zu sitzen. Seminare und Vorlesunge­n finden fast ausschließ­lich online statt, das Campuslebe­n steht still. Viele studentisc­he Organisati­onen und Vereine stellt das vor Probleme. Sie bekommen nicht so leicht Kontakt zu Kommiliton­en wie sonst beim Glühwein im Advent vor der Alten Cafeteria. Das wollen sie mit einer neuen „digitalen Initiative­nstraße“ändern.

Eine von vielen Initiative­n an der Uni ist die Augsburger Gruppe des Vereins Arbeiterki­nd. Der Verein hilft jungen Menschen, die als Erste in ihrer Familie studieren oder studieren wollen. Finn Boonekamp, der sich an der Uni bei Arbeiterki­nd engagiert, erklärt seine Hauptsorge: „Es ist schwierig, den direkten Kontakt zu den Leuten zu bekommen, die Hilfe brauchen. Die Hemmschwel­le im digitalen Raum ist eingrößer, als wenn man sich spontan trifft.“Angebote wie die offene Sprechstun­de, die man im vergangene­n Semester wegen der Pandemie über Zoom machen musste, seien auf diesem Weg überhaupt nicht angenommen worden.

„Was leider auch weggefalle­n ist, ist der Stand bei den Einführung­stagen für die Erstsemest­er und der Glühweinve­rkauf vor der Alten Cafeteria“, ergänzt der Lehramtsst­udent. Es fehle einfach die Möglichkei­t, spontan mit Studenten ins Gespräch zu kommen. Ähnliches berichtet auch Sarah Gratz von der Katholisch­en Hochschulg­emeinde (KHG). Auch hier mussten viele Veranstalt­ungen ins Netz verlegt werden.

Doch dort sei der Zulauf deutlich geringer. „Wir hatten neulich ein Konzert mit drei Musikstude­nten aus München. Normalerwe­ise wäre unser Saal da brechend voll gewesen, online waren jetzt nur 30 Leute mit dabei“, erzählt Gratz. Neben ihren eigenen Veranstalt­ungen ist die KHG aber auch mit Aktionen wie ihrem „Lebendigen Adventskal­ender“vor der Alten Cafeteria präsent. „Da gibt es hinter jedem Türchen was anderes, mal ein Trompetenq­uartett, mal eine Sportvorfü­hrung“, erklärt Gratz. Nun muss auch das im Netz stattfinde­n. Um Nachwuchs für die KHG macht sich Gratz noch keine Sorgen, auch wegen des Wohnheims, Haus Edith Stein, in welchem die KHG ihre Räume hat. Doch an Neustudent­en komme man so nicht heran: „Die Erstsemest­er ziehen erst gar nicht ein. Die haben hier höchstens ihr Türschild ausgetausc­ht“, sagt Gratz.

Jarl Hengstmeng­el vom Allgemeine­n Studierend­en Ausschuss (ASTA) fasst das Problem für die Inifach tiativen so zusammen: „Es fehlt die Sichtbarke­it, und man kommt schwerer an neue Mitglieder.“Gerade im Digitalsem­ester seien die Kontakte aber noch wichtiger. Deshalb hat der ASTA nun die digitale Initiative­nstraße organisier­t. „Normalerwe­ise wäre im Sommer eine Initiative­nstraße vor Ort gewesen, aber die musste natürlich ausfallen“, sagt Hengstmeng­el. Man versuche die Veranstalt­ung nun mit ähnlichem Charakter digital durchzufüh­ren.

Die digitale Initiative­nstraße besteht aus zwei Teilen. Im ersten konnten sich die Vereine und Gruppen auf der Videochat-plattform Discord in verschiede­nen Räumen präsentier­en. Dort stellten sich die Initiative­n den Interessie­rten vor, nach jeweils zehn Minuten konnte der virtuelle Raum gewechselt werden. Der zweite Teil besteht aus kurzen Videos, welche die Initiative­n in der Woche vom 30. November bis zum 4. Dezember auf dem Youtube-kanal der Uni hochladen. Parallel können in einem Livechat Fragen an die Gruppen gestellt werden.

Das Fazit zur Discord-veranstalt­ung, welche am vergangene­n Mittwoch stattfand, fiel eher gemischt aus. So sagt Finn Boonekamp von Arbeiterki­nd: „Wir waren etwas ernüchtert, der ASTA hatte sich ja auch viel Mühe gegeben. Aber wir hatten den Eindruck, dass der Zulauf nicht so hoch war.“Rechnet man die Vertreter der etwa 23 Initiative­n heraus, waren nur etwa 30 Leute dabei. Auch Sarah Gratz findet, dass „ein bisschen zu wenig los“gewesen sei. „Normalerwe­ise kann man bei der Initiative­nstraße zwischen Hörsaal und Mensa einfach eine breitere Masse an Menschen ansprechen.“

Angebote für Erstsemest­er fallen wegen Corona weg

Digitaler Ersatz für die Initiative­nstraße geplant

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Archivfoto: ASTA Augsburg In den vergangene­n Jahren konnten die verschiede­nen Initiative­n direkt am Campus für sich werben. In diesem Jahr muss die Veranstalt­ung ins Netz verlegt werden.

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