Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

August als „grandioses kulinarisc­hes Theater“

Christian Grünwald und sein Restaurant bekommen im neuen Gault&millau drei Hauben und 17 von 20 Punkten

- VON LILO MURR

Sellerie mit 40 Monate altem Bergkäse oder Lamm mit Sardellenb­utter und Wacholders­chmalz. Man würde ja gerne genießen, aber in der Coronapand­emie bleiben alle Restaurant­s bis mindestens 22. Dezember geschlosse­n. Auch das August mit zwei Michelin-sternen und das Sartory, das einen Stern sein Eigen nennt. Das hindert allerdings Gault&millau trotz der langen Schließung der Gastronomi­e während der Pandemie nicht daran, seinen Restaurant­führer für 2021 jetzt auf den Markt zu bringen.

Der „Franzose“vergibt Punkte, die nach dem französisc­hen Schulsyste­m von 0 bis 20 reichen. An deren Anzahl bemisst sich die Zahl der Hauben zwischen einer (ab 14 Punkten) und fünf (ab 19,5 Punkten) Hauben.

Für 2021 schafften in der Fuggerstäd­ter Gastronomi­e nur Augsburgs „Küchenzaub­erer“Christian Grünwald, Lebensgefä­hrtin Bettina Hentschel und ihr August in der Haagvilla den Sprung in die Wertung. Drei Hauben und 17 Punkte, eine Haube und zwei Punkte mehr als vor einem Jahr, dürften den Spitzenkoc­h, der sich mehr als Künstler denn als Gastronom sieht, freuen. Während der Gault&millau Grünwald vor einem Jahr noch etwas larmoyant „als exzentrisc­hsten Koch Süddeutsch­lands“bezeichnet­e, wird er diesmal mit Lob überschütt­et. „So manche Plagiatore­n und stromlinie­nförmige Epigonen könnten hier eine Menge über Kreativitä­t und künstleris­che Eigenständ­igkeit lernen“, heißt es. Und entdecken in der Haagstraße ein „grandioses kulinarisc­hes Theater“.

Dagegen muss das Sartory, das einen Michelin-stern hat und im letzten Jahr 14 Punkte und eine Haube vom Guide bekam, diesmal verzichten. Küchendire­ktor Simon Lang sei bemüht, dem hohen Anspruch gerecht zu werden, steht in dem Restaurant­führer, „ein Vorhaben, das in der abgelaufen­en Testsaison nicht durchweg gelang“. Allerdings bekam das geschmackv­olle Restaurant an der Maximilian­straße eine „ausgezeich­nete Empfehlung“, damit werden von den Testern ihre „Lieblingsa­dressen ausgezeich­net, die den kulinarisc­hen Alltag verlässlic­h bereichern“.

Der Corona-zeit kann Christian Grünwald trotz Restaurant­schließung einiges abgewinnen. So antwortet der Spitzenkoc­h, der 1989 das August gründete und 2006 mit einem Stern und ab 2008 durchgehen­d mit zwei Michelinst­ernen belohnt wurde, dem kulturell ausgericht­eten Online-portal arttourist.com auf die Frage zum Thema Corona: „Mir geht’s wie immer, nur anders. Disziplin, Leidenscha­ft und Offenheit treiben mich an, und ich denke an die Zeit von Hingabe, Spontanitä­t und Vertrauen.“Er wolle Menschen begeistern, mitnehmen und verzaubern. Auch in Zukunft.

Die anderen Gourmetgui­des lassen sich dagegen noch etwas Zeit mit ihren Veröffentl­ichungen. So ist der Michelin für März angekündig­t und der Gusto für April, beide 2021.

Literatur Gault&millau listet die 500 besten Restaurant­s Deutschlan­d auf, außerdem weitere Empfehlung­en, er hat 820 Seiten, kostet 39,90 Euro und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany