Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Aufregung um den Thai-könig

Maha Vajiralong­korn ist schon seit Mitte Oktober in Thailand. Dort kämpft er mit scharfen Protesten. Seine Politik mit Freibier und Pornoseite­n-verbot ist aber auch recht bizarr

- VON HOLGER SABINSKY‰WOLF

Bangkok/augsburg Dass der thailändis­che König den überwiegen­den Teil des Jahres in Bayern verbringt und diese Aufenthalt­e auch mal mit allerlei seltsamen Eskapaden krönt, ist inzwischen bekannt. Doch nun hält sich der Monarch mit den vielen Marotten schon seit etlichen Wochen in seinem eigentlich­en Heimatland auf und versucht, auf seine ihm eigene Weise zu regieren: mit Freibier und Pornoseite­n-verbot.

Seit Monaten verschärfe­n sich die Proteste in Thailand gegen Maha Vajiralong­korn, 68, und die deutsche Bundesregi­erung hat neulich auch eine deutliche Warnung an den Regenten ausgesproc­hen. Beides dürften Gründe dafür sein, dass Rama X, wie er sich als König nennt, bereits seit Mitte Oktober in Thailand weilt. In diplomatis­chen Kreisen rechnet man nicht mit seiner Rückkehr nach Bayern vor dem neuen Jahr. So lange war er noch nie weg. Kehrt der Thai-könig seinem geliebten Bayern womöglich für immer den Rücken?

Maha Vajiralong­korn hat dieses Mal sogar seinen Sohn Dipangkorn nach Thailand geholt. Der 15-Jährige lebt eigentlich dauerhaft im Freistaat. Er wohnt in der Villa des Königs in Tutzing am Starnberge­r See und geht auf die Freie Waldorfsch­ule Isartal in Geretsried. Doch am 12. Oktober ließ Rama X. seinen einzigen ehelichen Sohn und Thronfolge­r nach Thailand ausfliegen. Ein Airbus A 345 der Royal Thai Airforce brachte den Prinzen vom Münchner Flughafen nach Bangkok. Dort muss Dipangkorn nun auch an offizielle­n Zeremonien mit seinem Vater teilnehmen. Will Maha Vajiralong­korn nach außen das Bild einer intakten und starken Königsfami­lie vermitteln, um die Kritiker zu besänftige­n?

Sein sonstiges Regierungs­handeln hat die Proteste nicht verstummen lassen, und das ist auch nicht so recht überrasche­nd. Zum einen hat er, offiziell zum Schutz der moralische­n Gesinnung seiner Landsleute, die Erotikseit­e „Pornhub“und 190 weitere Pornoseite­n in Thailand abschalten lassen. Das rief scharfe Proteste der Nutzer solcher Seiten hervor. Zudem soll laut Bild-zeitung noch etwas ganz anderes hinter dem Verbot stecken: Angeblich sind Schmuddelf­ilme seiner königliche­n Hoheit persönlich im Internet aufgetauch­t, die ihn mit seiner Exfrau Srirasmi zeigen. Sie ist die Mutter von Dipangkorn, Rama X. hat sie aber verstoßen. In einer Szene kriecht die damalige Ehefrau während der Party zu ihrem 30. Geburtstag fast nackt über den Boden und isst mit dem königliche­n Lieblingsp­udel Foo-foo Torte um die Wette.

Die andere Verfügung des Thaikönigs mutet kaum weniger grotesk an: Wer sich ein gelbes T-shirt als Zeichen der Königstreu­e überzieht und für die Monarchie demonstrie­ren geht, bekommt neben einem warmen Essen und umgerechne­t 27 Euro auch Freibier. Vielleicht hat er sich diese Taktik für den vorpolitis­chen Raum ja sogar in Bayern abgeschaut. Doch Spaß beiseite. Denn angeblich verfolgt der Monarch nach Medienberi­chten einen perfiden Plan: Die betrunkene­n Königstreu­en sollen die seit Monaten friedlich gegen die Regierung und das

Königshaus protestier­enden Demonstran­ten provoziere­n, damit bei eventuell auftretend­en Randalen umso härter gegen sie vorgegange­n werden kann.

Ziemlich harte Nummer, die Maha Vajiralong­korn da in seinem Heimatland abzieht. In Bayern fällt er meist eher durch seine skurrilen Outfits, Rundflüge in seiner Luxus-boeing, große Shoppingto­uren oder Fahrradaus­flüge auf. Zuletzt wohnte der thailändis­che König ja als einziger Gast mit einer großen Entourage im Luxushotel „Sonnenbich­l“in Garmisch-partenkirc­hen. Alles in allem ist der schwerreic­he König kein unangenehm­er Gast, der dazu eine Menge Geld in Bayern ausgibt.

Dennoch war ihm auch der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) neulich auf die Füße getreten. Natürlich habe er dessen „Treiben“in Deutschlan­d im Blick, sagte Maas und drohte für den Fall rechtswidr­iger Handlungen mit sofortigen Konsequenz­en. Im Kern geht es um die Frage, ob der Thai-könig von Bayern aus sein Land regiert und dabei auch Dinge tut, die nicht mit deutschem Recht vereinbar sind. Todesurtei­le unterzeich­nen zum Beispiel. Bisher gibt es aber laut Auswärtige­m Amt keine belastbare­n Hinweise auf rechtswidr­iges Verhalten. Die Linke im Bundestag ist da skeptisch. Sie hatte deshalb beim Wissenscha­ftlichen Dienst des Bundestags ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das hat ergeben, dass die Bundesregi­erung nur sehr begrenzte Möglichkei­ten hat, die Aufenthalt­e von Rama X. zu kontrollie­ren. Er sei zwar privat hier, gelte aber als Staatsober­haupt. Als Ultima Ratio bliebe nur eine Ausweisung.

Die ist aber ebenso unwahrsche­inlich wie die Vorstellun­g, dass der König Bayern künftig fernbleibt.

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Foto: Getty Images Die thailändis­che Königsfami­lie bei einer religiösen Zeremonie Mitte Oktober: König Rama X. (rechts), seine Erstfrau und Königin Suthida (Mitte) sowie sein Sohn Dipang‰ korn.
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