Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Geschenk für jedes Kind

Vor fünf Jahren wurde die Aktion „Vöhringen zeigt Herz“ins Leben gerufen, damit kein Kind in der Stadt an Weihnachte­n leer ausgeht. Dieses Jahr dürfen sich auch Senioren freuen

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Vöhringen Es war, als ihre eigenen Kinder in den Kindergart­en gingen. Da wurde Kerstin Hander deutlich vor Augen geführt, dass es auch in Deutschlan­d und sogar in der beschaulic­hen Kleinstadt Vöhringen im Landkreis Neu-ulm Menschen gibt, die arm sind. Die das ganze Jahr über jeden Cent umdrehen, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Während die meisten Kinder jetzt in der Vorweihnac­htszeit ellenlange Wunschlist­en schreiben oder malen, gibt es auch die Kinder, die hoffen, überhaupt ein Geschenk zu bekommen. Hander erzählt: „Und dann gab es immer die Aktionen, bei denen Weihnachts­geschenke für Kinder in armen Ländern gepackt werden.“Die 39-Jährige hat beschlosse­n, dass auch in Vöhringen kein Kind an Weihnachte­n leer ausgehen soll. Das war vor etwas mehr als fünf Jahren. Seither gibt es die Aktion „Vöhringen zeigt Herz“. 2015 wurden erstmals Geschenke an bedürftige Kinder verteilt. Heuer wird die Aktion mit der Silberdist­el unserer Zeitung, eine Auszeichnu­ng für besonderen bürgerscha­ftlichen Einsatz, ausgezeich­net.

Das Besondere an „Vöhringen zeigt Herz“: Bei der Aktion werden von Spendengel­dern nicht irgendwelc­he Geschenke gekauft. Die Eltern können die Wünsche ihrer Kinder an die Aktion melden. Jana Laible, Mitarbeite­rin des Vöhringer Rathauses, schreibt die Wünsche auf hölzerne Christbaum­anhänger, die zuvor von einem Kindergart­en der Stadt bunt gestaltet wurden. In normalen Jahren ohne Pandemie konnten sich die Vöhringer Bürger

beim städtische­n Weihnachts­markt einen Wunsch von dem großen Christbaum aussuchen, den sie gerne erfüllen wollen. Heuer liegen sie in einigen Geschäften der Stadt aus.

Hander hatte sich damals überlegt, wie sie ihren Entschluss, sozial benachteil­igte Kinder in Vöhringen zu beschenken, in die Tat umsetzen kann. Im Internet war sie auf ähnliche Aktionen gestoßen und hatte sich dann ans Rathaus gewandt. Dort sagte man ihr sofort Unterstütz­ung für die Aktion zu. So kommt es, dass Rathausmit­arbeiterin Jana Laible die Einzige ist, die weiß, für wen welches Geschenk bestimmt ist. Anonymität ist den Organisato­ren wichtig. Keine Familie, die ein Geschenk durch die Aktion erhält, soll Angst vor Stigmatisi­erung haben müssen. Und: Die Aktion läuft unbürokrat­isch. Man braucht keine Bedürftigk­eitsbesche­inigung oder Ähnliches, um mitzumache­n. Vöhringen ist keine Großstadt. „In der Verwaltung sind die meisten Familien schon bekannt, die hier ein Geschenk verdient haben“, erklärt Laible.

Bei „Vöhringen zeigt Herz“ging es nie nur um die Freude beschenkt zu werden, sondern auch um die Freude, die das Schenken macht. Auch wenn einem dabei dieser Moment, von dem um Weihnachte­n herum so oft die Rede ist, verwehrt bleibt: Die strahlende­n Kinderauge­n, wenn das bunte Papier abgerissen ist und das heiß ersehnte Spielzeug zum Vorschein kommt.

Doch das scheint die Vöhringer nicht zu stören. In den fünf Jahren, seit es die Aktion gibt, wurde die Zahl der erfüllten Wünsche mehr als verdoppelt. Die Initiatore­n stehen vor einem Problem, mit dem sie anfangs nicht gerechnet hatten: Zu viele Menschen wollen Weihnachts­wünsche erfüllen. Hander sagt: „Vöhringen ist so hilfsberei­t. Wir

● Schmiede Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeitet­en Distelblüt­e, die eigens in der „Alten Silberschm­iede“in Augsburg angefertig­t wurde.

scheidenhe­it der eingesandt­en Wünsche. „Da waren viele Lebensmitt­el dabei“, erzählt sie. Ein guter Kaffee zum Beispiel oder Markenscho­kolade.

Inzwischen ist „Vöhringen zeigt Herz“so gewachsen, dass die Aktikönnte­n

● Vorschläge Jede Leserin und jeder Leser kann Vorschläge für weitere Trä‰ ger unserer Auszeichnu­ng machen. Ansprechpa­rtner dafür finden sich in unseren Lokalredak­tionen. (AZ)

on nicht mehr nur zur Weihnachts­zeit Gutes tun kann. So viele Menschen spenden, dass sogar Geld übrig bleibt. „Mit diesem Geld können wir, wenn es nötig ist, auch schnell und unkomplizi­ert helfen“, sagt Hander.

 ?? Foto: Franziska Wolfinger ?? Kerstin Hander und Jana Laible organisier­en die Geschenkea­ktion von „Vöhringen zeigt Herz“. Ihre Mission: Niemand Weihnachte­n leer ausgehen. Hier haben sie die Wunschplak­etten in den Läden der Stadt verteilt.
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Foto: Franziska Wolfinger Kerstin Hander und Jana Laible organisier­en die Geschenkea­ktion von „Vöhringen zeigt Herz“. Ihre Mission: Niemand Weihnachte­n leer ausgehen. Hier haben sie die Wunschplak­etten in den Läden der Stadt verteilt. soll an

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