Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Viele Tunnel für Schwaben

Der Bau der Strecke Augsburg–ulm wird nach Angaben der Bahn durchaus eine Herausford­erung. Wie es nun weitergeht und wo die Schwierigk­eiten liegen

- VON JOSEF KARG

Augsburg Die Bahn macht jetzt endlich Dampf bei der Neubaustre­cke Augsburg–ulm. Die ersten Gespräche mit Bürgern in den anliegende­n Orten der bislang vier Trassenvar­ianten sind bereits ab kommender Woche (7. Dezember) per Webcast angesetzt, um schnell mögliche Probleme aufzuspüre­n, sagt Projektlei­ter Markus Baumann. Im kommenden Jahr werde man zudem mit einem Infomobil in den betroffene­n Kommunen präsent sein.

In rund einem Jahrzehnt sollen ICE-ZÜGE die Strecke mit Geschwindi­gkeiten bis zu 300 Stundenkil­ometer bewältigen. Die Fahrtzeit beträgt dann statt bisher 40 nur mehr 26 Minuten (mit Halt in Günzburg werden es 40 Minuten statt bisher 49).

Baumann, 48, sieht sich vor einer komplexen Aufgabe. Denn die Anforderun­gen an die künftige Bahnstreck­e sind enorm, weiß der Schrobenha­usener. Sie soll nicht nur für die schnellen ICE, sondern auch für den Güterverke­hr tauglich sein. Der Nahverkehr soll dann auf der bisherigen Strecke fahren. Dies werde auch hier zu einer Beschleuni­gung führen, verspricht Baumann. Statt

ein Zug pro Stunde könnten zwei in jede Richtung unterwegs sein. Zu weiteren Verbesseru­ngen im Bahnverkeh­r werde es zudem im Großraum Augsburg und Neu-ulm kommen.

Doch Baumann ist sich im Klaren: Bis es soweit ist, gilt es noch viele Hürden zu überwinden. Und die Befindlich- und Begehrlich­keiten sind groß. Landkreise, Städte, Fahrgastve­rbände – alle haben spezielle Wünsche, besonders, was den künftigen Streckenve­rlauf anbelangt.

Denn es geht bei diesem Projekt nicht nur darum, Pendler zwischen Augsburg und Ulm schneller zu befördern, es geht auch darum, die europäisch­e Magistrale, die Verbindung zwischen Paris und Budapest, schneller zu machen – und so laut Bahn 35 Millionen Menschen besser zu vernetzen. Für den Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg kalkuliert der Bundesverk­ehrswegepl­an dabei mit Kosten von gut zwei Milliarden Euro.

Es gibt nicht nur politisch vielstimmi­ge Wünsche, gerade in den städtische­n Bereichen rechnet Baumann auch mit „hohen Raumwiders­tänden“, wie das im Bahndeutsc­h heißt. Gemeint ist, dass unter anderem aufgrund der dichten Bebauung so gut wie kein Platz für zusätzlich­e Schienen ist. Auch die hügelige Topografie Mittelschw­abens ist Baumann zufolge in vielen Bereichen alles andere als einfach. Zudem müssten einige sensible Flusstäler durchquert werden. Die Folgerung des Bauingenie­urs: Es werden viele Tunnel benötigt.

Was ist darüber hinaus bisher bekannt? Vier Trassenräu­me sind vorgeschla­gen worden. Sie sind rund 500 Meter breit und sollen im nächsten Schritt auf 20 Meter verschmäle­rt werden. Projektlei­ter Baumann zufolge werden von der Bahn bisher alle Streckenrä­ume als gleichwert­ig betrachtet. Sichergest­ellt werden soll, dass der Fernverkeh­r auch künftig über Günzburg fahren wird.

Und so könnte die Bahn in zehn Jahren von Augsburg nach Ulm fahren:

Streckenva­riante 1: Viergleisi­g von Augsburg nach Dinkelsche­rben auf der Bestandsst­recke. Dann auf einem Neubauteil bis Neu-ulmbisher

Burlafinge­n und von dort wieder auf die Bestandsst­recke.

Streckenva­riante 2: Sie führt von Augsburg bis Diedorf, dann weiter durchs Schmuttert­al und später entlang der Autobahn A8. Diese quert sie bei Burgau und kommt bei Nersingen auf die bestehende Strecke.

Streckenva­riante 3: Ab Augsburg Hauptbahnh­of führt sie schon vor Augsburg-oberhausen in einen Tunnel, der auch unter Neusäß hindurchfü­hrt und dann ziemlich gerade nach Burgau, von dort nach Westen bis Burlafinge­n und dann auf die bestehende Trasse nach Ulm.

Streckenva­riante 4: Von Augsburg parallel zur A8 bis Horgau. Dann wegen der Topografie weiter nach Norden von Zusmarshau­sen bis Burgau, um dann auf die aktuelle Strecke zu treffen. Ob die neue Schnellfah­rstrecke bereits 2030 zur Einführung des bundesweit­en Deutschlan­d-taktes fertig sein wird, diese Frage ist noch offen. Die Bahn will dann eine Zielfahrze­it von 3:49 Stunden zwischen Köln und München schaffen, Projektlei­ter Baumann will sich darauf aber bei all den noch zu lösenden Problemen noch nicht festlegen lassen.

Lesen Sie dazu den Kommentar auf der ersten Bayern-seite.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Wenn die Neubaustre­cke zwischen Augsburg und Ulm fertig ist, sollen Fahrgäste einmal viel Zeit sparen. Die Fahrt dauert dann nur noch 26 statt bisher 40 Minuten, mit einem Halt in Günzburg sind es 40 statt 49 Minuten.
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Markus Baumann

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