Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die eine freut’s, den andern langweilt’s

Die „Regierungs­befragung“zu Corona stößt bei Beteiligte­n auf ein gemischtes Echo

- VON ULI BACHMEIER

München Nicht immer hat Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) Freude mit ihren Abgeordnet­en. An diesem Mittwoch aber lächelt sie zufrieden. Die erste „Regierungs­befragung“zur Corona-politik ist gerade recht zivilisier­t über die Bühne gegangen und Aigner lobt ausdrückli­ch die „äußerst große Disziplin“. Befürchtun­gen, dass eine Neuauflage der vor Jahren abgeschaff­ten „Fragestund­e“zu undiszipli­nierten Wortgefech­ten im Plenum führen könnte, haben sich an diesem Nachmittag nicht bestätigt.

Der schwäbisch­e Spd-abgeordnet­e Harald Güller – ein „alter Hase“im Parlament, der schon vor 26 Jahren erstmals in den Landtag gewählt wurde – erlebt das rund 70-minütige Frage-antwort-spiel zwischen Abgeordnet­en und Regierungs­mitglieder­n etwas anders. „Das ist ja fast wie früher“, sagt er, „da kannst du als Abgeordnet­er fragen, was du willst – die Damen und Herren von der Regierung sagen sowieso nur, was sie wollen.“

Beides stimmt, nun ja, ein bisserl. Tatsächlic­h haben Aigner und die

Mitglieder des Landtagspr­äsidiums sich einige Mühe gegeben, die alte „Fragestund­e“, die wegen fortgesetz­ter Langeweile Mitte des Jahres 2011 abgeschaff­t worden war, zu neuem, etwas schwungvol­leren Leben zu erwecken. Anders als früher müssen die Abgeordnet­en ihre Frage nicht vorab schriftlic­h einreichen. Dies soll dazu führen, dass die Ministerin­nen und Minister spontane Antworten geben, ohne dass vorher ein Heer von Ministeria­lbeamten an gefälligen Formulieru­ngen feilt. Und auch die Rechte der Opposition wurden unter Aigner gestärkt. Die Redezeit und die Zahl möglicher Fragen ist für jede der sechs Fraktionen gleich – unabhängig von ihrer Größe.

Für Schwung im Parlament sorgt das nicht zwangsläuf­ig. Viele Fragen, die aus den Reihen der Abgeordnet­en gestellt werden, sind von der Regierung im Grundsatz längst beantworte­t. Oft geht es um Details.

Warum Lehrer nicht, wie versproche­n, Ffp-2-masken, sondern Masken zweiter Wahl bekommen, will Gabriele Triebel (Grüne) wissen. Kultusmini­ster Piazolo antwortet: Weil nicht alle Lehrer Ffp2-masken wollen. Die anderen Masken aber seien „qualitativ gleichwert­ig“. Bernhard Seidenath (CSU) sorgt sich um die Ausgleichs­zahlungen für kleine Krankenhäu­ser. Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml antwortet, man setze sich dafür in Berlin ein. Dominik Spitzer (FDP) regt ein Corona-modellproj­ekt für den Hotspot Passau an. Huml sagt, dass das vermutlich nicht viel bringt, weil schon ausreichen­d Tests zur Verfügung stehen. Einigermaß­en weit aus dem Fenster lehnt sich nur Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Auf Frage von Gerd Mannes (AFD) sagt er: „Ich hoffe, dass unsere Maßnahmen so weit greifen, dass wir im Januar in der Gastronomi­e erste Öffnungssc­hritte sehen.“In die Zwickmühle gerät keiner der Minister. Vielleicht nächste Woche. Vielleicht auch nicht.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Abgeordnet­e fragen, Minister antworten: Auch Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) musste bei der Regierungs­befragung Stellung beziehen.

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