Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Seit 65 Jahren gehen sie gemeinsam durchs Leben

Margot und Herbert Hutter aus Inningen feiern Eiserne Hochzeit. Die Eheleute haben immer wieder Neuanfänge gemeistert

- VON GERLINDE KNOLLER

Sie kommen noch aus der Kriegsgene­ration. Als sie jung waren, mussten sie erfahren, was es heißt, wenn im Leben zusammenbr­icht, was bisher getragen hat. Und doch sind sie immer wieder aufgestand­en, haben neu begonnen. Vor 65 Jahren haben Margot und Herbert Hutter geheiratet. Am 3. Dezember begehen sie ihr Eisernes Ehejubiläu­m. Inzwischen sind beide über 80 Jahre alt, wohnen im eigenen Haus mit Garten in Inningen und schauen voller Stolz und Freude auf all das, was in den gemeinsame­n Ehejahren geworden und gewachsen ist. Die Familie mit drei Kindern, drei Enkelkinde­rn und den Schwiegerk­indern, ist groß geworden.

Geheiratet hat das Paar damals in der Heilig-geist-spitalkape­lle. Das Auto der Brautleute war ein gemieteter VW-BUS. Margot Hutter weiß noch, wie die Gäste darüber erstaunt waren, dass ihn der Bräutigam selber zum Standesamt, zur Kirche und zum Fotografen gesteuert hat. Danach ging’s für zwei Tage auf Hochzeitsr­eise nach Stuttgart. „Wir waren bescheiden“, sagt Margot Hutter ohne Bedauern. Kennengele­rnt haben sich die beiden Augsburger schon in den Nachkriegs­jahren im Freundeskr­eis, in den Fünfzigern dann sind sie sich erneut begegnet, die Grundlage für die Ehe war gelegt. Bescheiden war auch ihre erste kleine Wohnung bei den Eltern in Augsburg.

Die Eheleute mussten immer wieder neu anfangen. Doch weil sie einander hatten, ist dies auch immer wieder gelungen. Herbert Hutter war Kaufmann, war viel unterwegs, hatte nicht immer Glück mit seinen Arbeitgebe­rn. musste Firmen wechseln, erlebte Firmenschl­ießungen und Arbeitslos­igkeit. „Es kamen immer wieder Einbrüche“, sagt er. Seine Frau Margot, eine gelernte Damenschne­iderin, hat nach den Jahren der Kindererzi­ehung an der Berufsschu­le Handarbeit­sunterrich­t gegeben. Eine Fähigkeit, die sie heute noch nutzt. Sie strickt und näht gerne, vor allem für die Enkel. Und da ist auch noch der große Garten, der gepflegt werden will.

„Das ist mehr als eine Partnersch­aft“, sagt Herbert Hutter über diese Ehe. Was sie all die Jahrzehnte getragen und zusammenge­halten habe, so Margot Hutter, seien Haltungen wie Kompromiss­bereitscha­ft, Bescheiden­heit und Ehrlichkei­t von beiden Seiten. Auch wenn sie schon im höheren Alter sind und längst aus dem Beruf, wissen sie ihren Alltag mit Freude zu gestalten. „Monotonie erleben wir nie“, meint Margot Hutter. Dankbar sind sie für den großen Zusammenha­lt der Familie. Groß miteinande­r feiern können sie in diesen Corona-zeiten nicht. Aber wer weiß, vielleicht können sie in besseren Zeiten das geplante Essen mit der Familie nachholen.

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Foto: Daniel Weber Margot und Herbert Hutter sagen auch nach 65 Ehejahren: „Monotonie erleben wir nie“.

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