Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Us‰truppen bleiben in Deutschlan­d

Demokraten und Republikan­er im Us-kongress blockieren Trumps geplanten Abzug der Soldaten und fügen dem Noch-präsidente­n auch in anderen Streitpunk­ten eine herbe Niederlage zu. Wie die Reaktionen hierzuland­e ausfallen

- VON KARL DOEMENS

Washington Der Us-kongress will den vom amtierende­n Präsidente­n Donald Trump geplanten Truppenabz­ug aus Deutschlan­d vorerst blockieren. Das geht aus dem Entwurf für den Verteidigu­ngsetat hervor, auf den sich Demokraten und Republikan­er geeinigt haben. Danach muss das Verteidigu­ngsministe­rium erst noch darlegen, ob ein solcher Abzug überhaupt im nationalen Interesse der USA wäre. Frühestens 120 Tage danach dürfte die Zahl der in der Bundesrepu­blik stationier­ten Soldaten die Grenze von 34500 unterschre­iten. Trump hatte im Juni den Abzug von 12000 Soldaten angekündig­t und das mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigu­ngsausgabe­n Deutschlan­ds begründet.

Washington Der Präsident schießt aus allen Rohren. „Ich werde mein Veto einlegen“, twitterte Donald Trump am Freitag – und zwar gleich mehrfach. Doch helfen wird ihm das wahrschein­lich nichts: Republikan­er und Demokraten im Kongress sind entschloss­en, sich den Wünschen des abgewählte­n Präsidente­n mit einem Gesetzespa­ket zum Us-verteidigu­ngshaushal­t zu widersetze­n – und lachender Dritter könnte ausgerechn­et Deutschlan­d sein: Der von Trump angekündig­te Truppenabz­ug ist damit wohl fürs Erste gestoppt.

Die in Deutschlan­d stationier­ten rund 34500 Us-soldaten seien als Abschrecku­ng gegen russische Expansions­bestrebung­en und zur Unterstütz­ung von Einsätzen im Nahen Osten, in Afrika und in Afghanista­n wichtig, heißt es in dem mehr als 4500 Seiten starken Paragrafen­werk. Vor einer Reduzierun­g der in Deutschlan­d müsse der Verteidigu­ngsministe­r zunächst in einem Bericht ans Parlament darlegen, dass der Schritt im nationalen Interesse liegt. Erst nach einer Frist von 120 Tagen dürfe dann gehandelt werden.

Das Gesetzespa­ket, auf das sich Demokraten und Republikan­er in beiden Kammern des Kongresses einigten, soll nächste Woche von Repräsenta­ntenhaus und Senat verabschie­det werden. Da Trump nur noch sechs Wochen im Amt ist, kann er die geforderte­n Bedingunge­n für die Truppenred­uzierung nicht erfüllen. Sein Plan wäre also blockiert. Allerdings kann Trump in der Angelegenh­eit ein Veto einlegen. Der Kongress scheint aber entschloss­en, diesen Einspruch zu überstimme­n, wozu eine Zweidritte­lmehrheit erforderli­ch wäre. Und die steht nach amerikanis­chen Medienberi­chten.

Die Entscheidu­ng des Kongresses bedeutet eine demütigend­e Niederfür den Noch-präsidente­n. Im Sommer hatte Trump die Truppenred­uzierung als vermeintli­che Strafe für den „säumigen Zahler“Deutschlan­d angeordnet, der zu wenig für Verteidigu­ng ausgebe und Russland durch Gas-importe unterstütz­e. Einige Wochen später legte der inzwischen gefeuerte Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper konkrete Pläne vor: Rund 12000 amerikanis­che Soldaten sollten aus Deutschlan­d abgezogen werden. Betroffen wären besonders Standorte bei Stuttgart und in der Eifel gewesen. Etwa 5600 Soldaten sollten in andere Nato-staaten wie Italien, Belgien und Polen verlegt werden. Der Rest wäre in die USA zurückgeho­lt wortruppen­stärke den. Die Vorhaben waren bei Militärs und auch in Trumps eigener Partei auf heftige Kritik gestoßen.

Freilich ist die Blockade der Truppenred­uzierung nur Teil eines viel größeren Konflikts zwischen dem Präsidente­n und dem Kongress. In dem Militär-etat, mit dem 732 Milliarden Dollar für das kommende Jahr freigegebe­n werden, ist nämlich auch die Umbenennun­g von Kasernen mit den Namen von Konföderie­rten-generälen enthalten. Trump hatte gefordert, dieses Vorhaben zu streichen. Außerdem hatte er zuletzt plötzlich verlangt, dass an das Paragrafen­werk eine sachfremde Vorschrift angehängt werden müsse, die den sozialen Netzwerken erhebliche Haftungsri­siken aufbürdet.

Beide Ansinnen wurden vom Republikan­er James Imhofe, dem Vorsitzend­en des Senatsvert­eidigungsa­usschusses, klar zurückgewi­esen. Umgekehrt fügten die Parlamenta­rier einen Paragrafen ein, der innerlage halb von 30 Tagen Sanktionen gegen die Türkei wegen deren Kauf von S-400-raketen in Russland verlangt. „Das ist sehr traurig für unser Land“, wetterte Trump bei Twitter über die Änderungen und behauptete: „Das ist nicht, was unser Land will.“

In Deutschlan­d hingegen stieß die Blockade des Truppenabz­ugs auf erfreute Reaktionen. Die Signale seien „für die Nato und die transatlan­tische Partnersch­aft vielverspr­echend“, lobte Jürgen Hardt, der außenpolit­ische Sprecher der CDU/ Csu-fraktion. „Wir würden uns freuen, wenn die amerikanis­chen Soldaten in Bayern bleiben“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU).

Der rheinland-pfälzische Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) erklärte, sein Land wisse um die strategisc­he Bedeutung des amerikanis­chen Engagement­s und stehe „zur Präsenz der Us-soldatinne­n und Soldaten im Land“.

„Wir würden uns freuen, wenn die amerikanis­chen Soldaten in Bayern bleiben.“

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder

 ?? Foto: Armin Weigel, dpa ?? Der Us‰kongress will den von Präsident Donald Trump geplanten massiven Abzug amerikanis­cher Soldaten aus Deutschlan­d vorerst blockieren. Im Bild ein Us‰soldat bei einer Übung in der Nähe des Truppenübu­ngs‰ platzes Grafenwöhr.
Foto: Armin Weigel, dpa Der Us‰kongress will den von Präsident Donald Trump geplanten massiven Abzug amerikanis­cher Soldaten aus Deutschlan­d vorerst blockieren. Im Bild ein Us‰soldat bei einer Übung in der Nähe des Truppenübu­ngs‰ platzes Grafenwöhr.

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