Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Notbetrieb in der Tennishalle
Der TCA versucht die Krise zu meistern
Am Freitagvormittag hat Platzwart Nevzet Suljic die Heizung in der Sechsfach-tennishalle des TC Augsburg hochgedreht. Eigentlich ist seit der Lockdownverschärfung am 13. November Tennisspielen in der Halle verboten. Doch es gebe Ausnahmen, sagt Tca-vorstand Jakob Schweyer. „Kaderspieler und Spieler, die dem Profitum zugeordnet werden, wie auch unsere Zweitliga-männer dürfen trainieren.“
So hat der TCA wenigstens ein paar Einnahmen durch die Hallengebühren. Jeden Euro kann der Tennisklub gebrauchen, um den millionenschweren Neubau und den normalen Vereinsbetrieb zu finanzieren. Zwar kommen auch durch den neuen Head-shop im Vereinsheim ein paar Geldscheine in die Vereinskasse, doch nach den neuerlichen Corona-einschränkungen kann der TCA seine Finanzplanungen in den Papierkorb werfen. Wie viele andere Tennisklubs auch.
Zumal auch längst nicht klar ist, wie die Unterstützung durch den Bund und den Freistaat aussehen wird. „Wir sparen an allen Ecken und Enden, aber je länger der Lockdown dauert, desto spannender wird es bei uns, wie bei allen anderen Tennisklubs wohl auch“, sagt Schweyer. Der langjährige Software-vertriebsmanager ist es gewohnt, schlechte Nachrichten immer noch optimistisch zu verkaufen.
Dabei schien sich nach dem totalen Lockdown im Frühjahr alles zum Guten zu wenden. Unter Einhaltung von strengsten Hygienebestimmungen, so mussten selbst die Abziehbesen nach jeder Nutzung desinfiziert werden, durften die Vereinsmitglieder ab dem 11. Mai im Freien spielen. An den Mannschaftsrunden nahm der TCA nicht teil. Dennoch stieg die Mitgliederzahl über die Schallmauer von 1000.
Eigentlich ein Grund zum Feiern, doch Corona ließ das nicht zu. Derzeit liegt die Zahl bei 1068. „Streng genommen hat uns das Covid19-virus geholfen. Aufgrund der Corona-pandemie sind viele Leute nicht in den Urlaub gefahren und haben dafür mit dem Tennis neu oder wieder begonnen“, erzählt Schweyer. Später dann, in der Hallensaison, waren die Abozahlen auch ganz nach dem Geschmack des TCA. „Es gab Tage, da hatten wir von acht Uhr bis 23 Uhr die Bude voll. Die Leute hatten Spaß und Ablenkung von der Corona-krise.“Doch Mitte November kam der Tiefschlag. Nachdem ein Fitnessstudio, das schließen musste, auf Gleichbehandlung mit dem Indoorsport, der noch erlaubt war, geklagt und Recht bekommen hatte, wurde Hallensport komplett verboten.
Schweyer kann diese Maßnahme, wie viele Vereinsvorstände, nicht nachvollziehen. „Wir hatten, wie die meisten Sportvereine, ein Hygiene-konzept, unsere Mitglieder hielten sich penibel daran. Kein Verein war, meines Wissens, ein Hotspot. Jetzt wird Hand an den Rasenmäher gelegt und eine Stufe tiefer alles ohne jegliche Differenzierung abrasiert. Das verstehe ich nicht“, sagt er frustriert.
Derzeit versucht der Funktionär seinen Verein in täglicher Kleinarbeit um die sich immer wieder auftürmenden finanziellen Klippen zu manövrieren. Trotz aller Probleme denkt Schweyer auch an die sportliche Zukunft. So steht das Zweitligamänner-team, das, sollte es die Corona-entwicklung zulassen, am 11. Juli 2021 mit dem Heimspiel gegen den TC Wolfsberg Pforzheim startet. Auch das Schwaben Open, das Atp-challenger-turnier, das 2019 erstmals auf der Tca-anlage am Siebentischwald stattfand, ist terminiert. Es soll vom 8. bis zum 15. August ausgetragen werden. Und für die Sommerrunde meldet der TCA, die Frist endet am 10. Dezember, fast 40 Klubmannschaften.
Schweyer hofft, dass der Freibetrieb auf der Anlage im Frühjahr wieder starten kann. Dass die Mitgliederzahl dann immer noch auf dem Rekordstand sein wird, glaubt er aber nicht. „Wir bekommen jetzt schon wieder Kündigungen, weil die Halle für den Normalspieler zu ist und keiner so recht weiß, wie es weitergeht.“Das Covid-19-virus ist halt einfach hinterhältig.