Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Facebook-seite soll die „Augschburg­er“zusammenbr­ingen

Martin Eberhard veröffentl­icht auf der Seite „Augschburg“witzige Sprüche in Mundart. Damit will er ein Stück Augsburger Kultur erhalten und seine Leser zum Schmunzeln bringen

- VON LARA REILE

15.600 Fans und mehrere hundert „Gefällt mir“-angaben für die meisten Beiträge – auf der Facebook-seite „Augschburg“ist einiges los. Mitgründer Martin Eberhard postet dort täglich einen neuen Spruch oder Ausdruck im Augsburger Dialekt, wie „Nosabohrer“, „So a Bagasch“oder „Moinsch du mi?“. Sein Ziel ist es, „dass die Leute jeden Morgen einen neuen Post von mir lesen und dann Schmunzeln können“, erklärt Eberhard.

Die Seite hat der 46-Jährige, der hauptberuf­lich mit Investment­fonds handelt, bereits im Oktober 2012 zusammen mit Mitgründer Fabian Lohr ins Leben gerufen. Die beiden hatten zuvor schon auf der Online-plattform Xing eine große Augsburger Gruppe aufgebaut, die sich auch zu Live-veranstalt­ungen getroffen hat. Mit der Facebook-seite hatten sie ein ähnliches Ziel: Eberhard und Lohr wollten „die Augsburger zusammenbr­ingen und das Augsburger Lokalkolor­it erhalten“. Dafür posteten sie zunächst vor allem Motive, die jeder kennt, der schon länger in der Stadt lebt: alte Titelseite­n der Augsburger Allgemeine­n, Fotos vom Kuhsee aus den 80erjahren, aber auch zeitlose Motive wie einen Zwetschgen­datschi.

2015 stieg Lohr aus und das Konzept der Seite änderte sich. Seitdem postet Eberhard vor allem die gelben Post-it-zettel mit typischen Sprüchen und Szenen aus Augsburg, für die seine Seite mittlerwei­le bekannt ist. Die Ideen dazu kommen ihm meistens im täglichen Leben: „Manchmal stehe ich beim Bäcker und schnappe einfach ein Gespräch auf“. Der überwiegen­de Teil der Posts stammt von ihm selbst, manchmal inspiriere­n ihn auch die Kommentare der Nutzer, die sich unter seinen Fotos ebenfalls in Mundart austausche­n. Angst, dass ihm die Ideen ausgehen könnten, hat Eberhard nicht. Er sei ein aufmerksam­er Beobachter und ihm würden immer wieder Szenen auffallen, in denen der Augsburger Dialekt besonders hervorstic­ht.

Seine Augsburger Fans scheinen sich in den Szenen und Ausdrücken identifizi­eren zu können. Einige Nutzer kommentier­en die Posts jeden Tag und melden sich sogar bei ihm, wenn zwei Tage mal kein neues Bild erscheint. Und sie lesen seine Beiträge sehr genau. Denn auch wenn Eberhard bereits seit 20 Jahren in Stadtberge­n lebt, stammt er ursprüngli­ch aus Zusmarshau­sen und der dortige Dialekt unterschei­det sich minimal vom Augsburger.

Manchen Nutzern fällt sogar auf, wenn er „had“statt „hod“schreibt. Von solchen Feinheiten abgesehen, versucht Eberhard aber, „die Augsburger Lebensweis­e und den Habitus“treffend zu porträtier­en. Mehr als 15.600 Leute scheinen überzeugt davon, dass das ihm gelingt. Häufig teilen die Fans der Seite die Beiträge auch, wodurch noch mehr Nutzer darauf aufmerksam werden. Das beliebtest­e Foto wurde laut Eberhard 25.000 Mal angesehen. Es handelt sich um ein Post-it mit der Aufschrift „Mohrakopfs­emml“, das er im August anlässlich der Umbenennun­g des Hotels Drei Mohren veröffentl­ich hat. Allgemein kämen vor allem Sprüche gut an, die man als Nicht-augsburger kaum noch verstehen kann: „Je derber, desto besser“.

Auch wenn die Seite inzwischen so erfolgreic­h ist und er schon Anfragen von Firmen erhalten hat, will Eberhard dort auch in Zukunft keine Werbung zeigen. Die Seite soll weiterhin sein Hobby bleiben und dafür sorgen, dass die Augsburger etwas zu Lachen haben.

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Foto: Daniel Weber Wer auf Facebook nach „Augschburg“sucht, findet die Seite von Martin Eberhard mit Mundart‰sprüchen auf gelben Notizzette­ln.

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