Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sie rappen gegen Gewalt
Die beiden Schwestern Nina und Lala Wörle setzen sich mit ihrer Musik für Frauenrechte ein. Was sie antreibt und warum sie sich auch vorstellen können, eines Tages Kinderlieder zu machen
Nina und Lala Wörle sind Schwestern und in Augsburg aufgewachsen. Gemeinsam sind sie das Musiklabel „Freshe Wäsche“. Einer ihrer neuen Songs ist „In Meiner Welt“. „Als wir dieses Lied fertig hatten, wollten wir damit etwas Gutes tun“, erzählt Nina. Daraus entstand die Aktion „Setze dein Pflaster. Gegen häusliche Gewalt.“Jedes virtuell gekaufte Pflaster unterstützt den Verein Frauenhauskoordinierung, der Gewalt gegen Frauen zu verhindern sucht und stetig bessere Hilfen für misshandelte Frauen und deren Kinder anstrebt.
„Setze dein Pflaster“zeigt im Videoclip, dass „jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von psychischer und/ oder sexualisierter Gewalt betroffen und jede vierte mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren Partner wird“. Die jungen Frauen, die ihr genaues Alter nicht preisgeben wollen, geben sich nachdenklich: „Die häusliche Gewalt gegen Frauen ist in der Corona-pandemie noch gestiegen. Sie sind gefangen in der Gewalt“. Dazu kommt, dass die Frauenhäuser überlastet sind. „Wir haben deshalb Kontakt zur Frauenhauskoordinierung aufgenommen und gefragt, wie wir helfen können.“Den Rapperinnen liegt die Gleichberechtigung am Herzen: „Es gibt Unterschiede zwischen Mann und Frau. Trotzdem soll kein Geschlecht über dem anderen stehen. Wir sind alle Menschen, egal ob Mann oder Frau.“Ihr Produzent Philipp Lopp sagt über das musikalische Duo: „Sie leben einen gesunden Feminismus.“Lala setzt eins oben drauf: „Feminismus kann nur gesund sein“.
Nina und Lala Wörle haben noch viel vor. „Wir lieben Rap und Hiphop, wollen aber kein Label versprühen und können uns auch vorstellen, Schlager und Kinderlieder zu machen. Wir wollen viel mehr zeigen, dass jeder jeden Tag sein kann, wer er will und sich ausleben kann.“Sie wollen einen „Open Mind“senden, wie sie es nennen. Bisher finanzieren sie alles selbst und arbeiten hart dafür. Nina Wörle geht an Schulen und hilft bei der Berufsorientierung, ist Klavierlehrerin, hat ein eigenes Forschungslabor zu KI Künstlicher Intelligenz, ist an der Universität als wissenschaftliche Hilfskraft mit an Bord und verdient sich bei Norma an der Kasse etwas dazu. „Nur am Wochenende tauche ich komplett in die Musikszene ab“, lacht sie. „Wir leben für unsere Musik und wollen einfach machen.“Lala Wörle wohnt inzwischen in Wien und studiert als Konzertfach Kirchenorgel bei Professor Martin Haselböck, gibt wie ihre ältere Schwester Klavierunterricht und betreut Menschen mit Behinderung.
Zwei Powerfrauen, die in ihrem Video „In Meiner Welt“surreal in zeitliche und seelische Welten eintauchen. „Sie gehen darin durchaus an ihre Grenzen“, weiß Ignaz Engelmann, den Nina und Lala „Die Mutter“nennen, da er all ihre kreativen Ideen erkennt, mitträgt und umsetzt. Vegane, unverarbeitete Ernährung, unter anderem bestehend aus Zitronen und rohen Pilzen gehört zu ihnen ebenso wie Harnisch-ausstellungen auf Ibiza zu veranstalten. Sie sind eine neue Generation junger Frauen. Selbstbewusst und frei im Geist. Genau das wünschen sie allen Frauen dieser Welt, dass sie frei und ohne Angst ihr Leben leben dürfen.