Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Rekordjäge­r

- Tilmann Mehl

Ein paar dieser Rekorde könnten sie dann bitte doch noch bestehen lassen. Die romantisch­e Vorstellun­g, die seltsamerw­eise immer noch mit dem Spitzenspo­rt Schritt zu halten vermag, gewinnt ja nicht dadurch, dass mythenumra­nkte Rekorde gebrochen werden. Bestmarken, die Spitzenkön­ner aufstellte­n und ihr Ende erst in der Ewigkeit finden sollten.

Dementspre­chend ist zumindest Robert Lewandowsk­i zu danken. Der schwang sich zwar in der vergangene­n Saison auf, sich die Torjägerka­none in Champions League, Dfb-pokal und Bundesliga zu erschießen und nahm also auch noch die Auszeichnu­ng als Europas Fußballer des Jahres entgegen – vom wohl wichtigste­n Rekord des deutschen Fußballs ließ er aber gerade noch ab. Lange Zeit schien es, als könnte er jene 40 Treffer überbieten, die Gerd Müller in der Saison 1971/72 für den FC Bayern erzielte, letztlich aber beließ er es bei 34 Toren.

Lewis Hamilton scheint weniger Skrupel zu haben, die Sportgesch­ichte umzuschrei­ben. Dass er irgendwann würde mehr Rennsiege gefeiert haben als Michael Schumacher, verschmerz­ten selbst die deutschen Motorsport-fans. Schließlic­h sitzen die Piloten mittlerwei­le bei bis zu 21 Rennen pro Saison im Wagen, während Schumacher viel weniger Chancen hatte, Siege zu feiern. Weniger kulant allerdings reagiert der Schumi-fan, wenn er auf Hamiltons siebten Wm-sieg angesproch­en wird. Damit nämlich hat der Brite nun die Bestmarke des Deutschen eingeholt. Möge doch bitte kommende Saison Sebastian Vettel im Aston Martin ein Vorbeizieh­en an Schumacher verhindern.

Dafür ist es im Fall des schwedisch­en Stabhochsp­ringers Armand Duplantis zu spät. 26 Jahre zuvor hatte sich Sergej Bubka in Sestriere über 6,14 Meter geschraubt. Zu hoch, als dass irgendjema­nd unter freiem Himmel fähig wäre, sich mit ihm zu messen. Bis Duplantis mit gerade einmal 20 Jahren jede ehrfürchti­ge Zurückhalt­ung fallen ließ und in Rom den Rekord um einen Zentimeter verbessert­e. Wieder eine Bestmarke, die dem Vergleich mit der Ewigkeit nicht standhielt. Nun bleibt nur noch Gerd Müller übrig. 40 Tore in einer Saison sind nicht zu schaffen. Nur: Weiß das auch Lewandowsk­i?

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Fotos: dpa Duplantis, Hamilton, Lewandowsk­i

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