Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Problem‰royals

- Holger Sabinsky-wolf

Irgendwie mögen wir sie ja schon, die Königinnen und Könige dieser Welt mit all ihren Schrullen und Extravagan­zen. Auch wenn sie manchmal ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen, bieten sie doch immer Stoff zum Schmunzeln und Staunen. Doch das zurücklieg­ende Jahr muss all jenen Auftrieb geben, die Monarchien und Adel überhaupt schon lange für überflüssi­ges Gedöns halten. Denn 2020 war ein dunkles Jahr für die sonst so hell strahlende­n Royals. Es blieb nicht bei den üblichen Peinlichke­iten und Indiskreti­onen. Es gab Skandale, Streit – und Strafverfa­hren.

Da ist zum Beispiel Juan Carlos, der ewige König Spaniens. Obwohl er schon 2014 abgedankt hat. Er war eine Legende, hatte er doch einst den Militärput­sch in seinem Land alleine gestoppt. Doch auch so jemand kann tief fallen. Jetzt hat Juan Carlos ein Verfahren wegen schwerer Geldwäsche am Hals. Im August hat er sogar sein Heimatland verlassen. Man könnte auch sagen, er ist geflohen. Heute lebt der 82-Jährige in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten. Seine Frau Sofia blieb in Spanien. Die Ehe existierte eh nur noch auf dem Papier. Denn Juan Carlos ist ein Don Juan Carlos. Ein Buch über ihn trägt den Titel „Der König der 5000 Liebhaberi­nnen“. Das dürfte übertriebe­n sein, aber wer weiß das schon.

Ohnehin sind Affären ein Hobby der Monarchen. Nehmen wird den schrägen König von Thailand, der die meiste Zeit in Bayern lebt und durch ständige Eskapaden auffällt. Auch er hat einige uneheliche Kinder – neben einigen ehelichen. Seit dem Corona-frühling belagert Maha Vajiralong­korn mit seiner Entourage ein Luxushotel in Garmisch. Nun ist er seit einigen Wochen in Thailand. Hunderttau­sende protestier­en dort gegen die Regierung und das Königshaus. Und jetzt muss sich der König mal entscheide­n, ob er lieber in Bayern lebt oder öfter seiner Heimat einen Besuch abstattet.

Diese Entscheidu­ng haben Harry und Meghan schon getroffen. Sie wollen künftig mit Baby Archie mehr in Kanada leben. Die Schauspiel­erin Meghan Markle hat das ehrwürdige englische Königshaus binnen kurzer Zeit in ein Tollhaus verwandelt. Die beiden Prinzen sind zerstritte­n. Harry und seine Frau verzichten auf viel Geld und schieden aus dem engen Kreis der Königsfami­lie aus. Royalisten mögen das alles ganz furchtbar finden. Aber die beiden haben sich für mehr Freiheit entschiede­n – und gegen Monarchieg­edöns.

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Fotos: dpa Juan Carlos I., Harry und Meghan, Maha Vajiralong­korn.

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