Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Trainertyp­en

- Tilmann Mehl

In diesem Geschäft, das ja verniedlic­hend als „schnellleb­ig“bezeichnet wird, ist der Blick 14 Jahre zurück der Blick in ein anderes Zeitalter. Der FC Bayern war tatsächlic­h noch nicht Dauermeist­er, Felix Magath ein sehr gut beleumunde­ter Bundesliga-trainer und Jürgen Klinsmann Initiator eines Sommermärc­hens. Joachim Löw durfte ihm assistiere­n, Jürgen Klopp erklärte im Fernsehen, was sich der Jürgen und der Jogi so gedacht haben und Hansi Flick fungierte neben Lothar Matthäus als Co-trainer von Giovanni Trapattoni in Salzburg. Wenig ließ damals darauf schließen, wer 2020 die drei bedeutends­ten deutschen Trainer sein sollten – und aus welchem Grund?

Dem Bundestrai­ner Löw schien im Januar noch ein freudvolle­s Jahr bevorzuste­hen. Sein Team hatte sich freigemach­t von der Schmach der Russland-wm, Jérôme Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels galten als Artefakte einer vergangene­n Zeit.

Weil aber Flick als Profiteur des Kapriolen schlagende­n Profifußba­lls plötzlich als Trainer des FC Bayern unbesiegba­r zu sein schien, geriet Löw in Erklärungs­not. Mit Müller und Boateng bahnten sich die Münchner den Weg zum Triple – der Bundestrai­ner aber konnte nur zuschauen. Bundesliga und Europapoka­l – Ja. Länderspie­le: Nein. Corona hat auch den Fußball gespalten. Als Löw seine Mannen dann wieder versammeln durfte, blieb erst die Leistung aus und dann die Tv-quote. Eines Testspiela­bends sahen mehr Leute bei „Bares gegen Rares“Ramsch verhökern als einen deutschen Sieg gegen Tschechien.

Löw geht – auch nach dem 0:6 gegen Spanien – auf seine Zielgerade als Bundestrai­ner und Flick würde als Favorit auf die Nachfolge gelten, so er denn nicht in München unentbehrl­ich wäre. Klopp wäre ein weiterer Kandidat. Ob sie den aber jemals wieder aus Liverpool ausreisen lassen? Nachdem er 2019 die Champions League gewann, holte er nun auch noch erstmals seit 30 Jahren wieder die Meistersch­aft mit dem Klub. Er genießt somit nach Mainz und Dortmund nun schon in der dritten Stadt einen Status, der Löw hierzuland­e nirgendwo zuteil wird. Dabei war er es doch, der mit den Deutschen Weltmeiste­r wurde. Der Flick zu seinem Assistente­n machte.

Ach, dieser Fußball. Geschichte­n schreibt der, kann man sich nicht ausdenken. Darum: Gar nicht erst ausmalen, was in 14 Jahren sein könnte.

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Fotos: dpa Löw, Klopp, Flick.

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