Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Kandidaten

- Michael Stifter

In der CDU fängt das Jahr mit einem Ende an. Dem Ende der Ambitionen von Annegret Kramp-karrenbaue­r auf das Kanzleramt. So richtig angekommen war sie nie in ihrer Rolle als Parteichef­in und so tritt die Saarländer­in im Februar die Flucht noch vorne an und stellt ihren Posten zur Verfügung. Nach all den Jahren mit Angela Merkel und AKK sollen jetzt mal wieder die Männer ran. Am besten die aus Nordrhein-westfalen. Das finden zumindest drei Männer. Aus Nordrhein-westfalen. Ins Rennen um den Cdu-vorsitz steigen ein: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Die drei firmieren fortan als „Die Kandidaten“– und das wird auch noch so sein, wenn das Jahr in ein paar Tagen Platz macht für ein neues. Corona wollte es so.

Eigentlich sollte ja schon im April der neue Parteichef gewählt werden. Doch die Pandemie verhindert nicht nur den ersten Anlauf, sondern auch einen zweiten im Dezember. Statt einer kurzen und schmerzlos­en Angelegenh­eit entwickelt sich der Dreikampf zur zähen Angelegenh­eit, in der jeder der drei Herren auf seine eigene Art zu punkten versucht.

Armin Laschet ist eh immer in den Schlagzeil­en, weil er als Ministerpr­äsident ja Corona bekämpfen muss. Er will sich als Manager beweisen, was angesichts der Rekord-infektions­zahlen in seinem Bundesland allenfalls mittelgut gelingt. Friedrich Merz bringt sich selber in die Schlagzeil­en, weil es ja sonst keiner macht. Mit seiner Attacke auf das „Establishm­ent“(wohlgemerk­t das der eigenen Partei), das sich gegen ihn, den Liebling der Basis, verschwore­n habe, bringt er zumindest Abwechslun­g in die Nachrichte­nlage. Ob er seine eigene Lage damit verbessert hat, ist wieder eine andere Frage. Und Norbert Röttgen? Der macht immerhin Schlagzeil­en, weil er in der Nacht der Uspräsiden­tschaftswa­hl als Experte für Außenpolit­ik in sämtlichen deutschen Fernsehstu­dios gleichzeit­ig zu sein scheint. Kann aber auch eine optische Täuschung nach dem stundenlan­gen Starren auf rote und blaue Bundesstaa­ten gewesen sein.

Jedenfalls geht das Jahr nun zu Ende und – das war nun wirklich nicht zu erwarten – Annegret Kramp-karrenbaue­r ist noch immer Cdu-vorsitzend­e. Zumindest auf dem Papier. Denn in der Praxis hat Angela Merkel den Job ja längst wieder selbst übernommen.

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