Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Viel Verantwort­ung für die Abwehr

Innenverte­idiger Jeffrey Gouweleeuw trägt beim FCA die Kapitänsbi­nde. Als er zuletzt fehlte, übernahm Nebenmann Felix Uduokhai. Der empfand das als Ehre und hat große Ziele

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Heiko Herrlich wird sich wieder die Frage stellen: Welche Abwehrform­ation passt diesmal am besten? Gegen Köln und Bielefeld war eine Dreierkett­e die ideale Lösung, die zu zwei 1:0-Siegen geführt hat. Gegen den VFB Stuttgart zuletzt allerdings ging die Dreierform­ation bei der 1:4-Heimnieder­lage schief. Nun müssen die Augsburger am Samstag bei Werder Bremen antreten. Mit Dreier- oder Viererkett­e? Heiko Herrlich antwortet auf diese Frage immer sehr zurückhalt­end. Er werde sich mit seinem Trainertea­m die nötigen Gedanken machen und letztlich den zum Gegner und der eigenen Spielidee passenden Plan entwickeln.

Reece Oxford, zuletzt mehrfach als Innenverte­idiger eingesetzt, wurde da im Interview mit unserer Redaktion schon deutlicher. Der Engländer hält die Dreierkett­e für das passende System. Er fühle sich da jedenfalls wohler. „Die Dreierkett­e passt zu unseren Fähigkeite­n“, sagte Oxford. Damit meint er sich und die Nebenleute Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai. Zuletzt gegen Stuttgart allerdings hatte

Gouweleeuw gefehlt. Er ist normalerwe­ise Kapitän und alleine schon durch das Tragen der Binde in einer herausgeho­benen Position. Umso schwerer fiel es dem Niederländ­er, das wilde Treiben in der Fca-defensive gegen Stuttgart von außen miterleben zu müssen. „Zuzuschaue­n macht keinen Spaß, vor allem wenn man sieht, dass die Mannschaft Schwierigk­eiten auf dem Platz hat“, sagte Gouweleeuw. Er forderte aber auch: „Wir müssen positiv bleiben. Wir können es besser und das werden wir gegen Bremen zeigen. Es ist wichtig, dass wir gegen Mannschaft­en, die unter uns oder auf Augenhöhe stehen, punkten. Das wollen wir auch gegen Bremen machen.“Eine klare Ansage.

Gegen Stuttgart hatte Gouweleeuw­s Nebenmann in der Verteidigu­ng das Amt als Kapitän übernommen: Felix Uduokhai. Ein anderer Innenverte­idiger also als Stellvertr­eter für den Niederländ­er. Auf der Defensive ruht beim FCA viel Verantwort­ung. Für Uduokhai war diese Geste von Trainer Heiko Herrlich eine Bestätigun­g für seine Entwicklun­g beim FCA. „Es war eine sehr große Ehre, ich bin dankbar für das Vertrauen vom Verein und vom

Trainer“, sagte Uduokhai, dessen Fähigkeite­n als Innenverte­idiger weit über Augsburg hinaus bekannt sind. So wurde er im November für die Nationalma­nnschaft nominiert, bekam dort aber noch keine Einsatzzei­t. Er erlebte das 0:6 gegen Spanien von der Tribüne aus mit, was letztlich wohl nicht die schlechtes­te Entwicklun­g war. Die Zeit beim Nationalte­am hat dem 23-Jährigen jedenfalls gefallen. Nun wünscht er sich mehr davon. „Mein Ziel ist es, mich bei der Nationalma­nnschaft zu etablieren. Ich will nicht, dass die Nominierun­g im November ein einmaliger Ausflug war“, sagt er der Sport Bild. Und: „Die EM oder die Olympische­n Spiele wären ein Traum, und es ist mein Ziel, eines der Turniere spielen zu dürfen.“Ganz abwegig scheint dieser Gedanke nicht. Kann doch Uduokhai mit seinen Fähigkeite­n mächtig punkten: ein starker linker Fuß, was bei Innenverte­idigern auf Topniveau nicht so häufig vorkommt, seine Ruhe und Übersicht sowie das Kopfballsp­iel. Tugenden, die freilich auch beim FCA stark gefragt sind. Egal, ob Herrlich mit einer Dreier- oder Viererkett­e spielen lässt.

Einig ist sich Uduokhai mit seinem Kapitän über die Ziele am Samstag. Ein Sieg, nichts weniger soll es sein. „Wir wollen etwas gutmachen und angreifen“, versprach er, „es ist ein sehr, sehr wichtiges Spiel.“Gegen Stuttgart hatte Herrlich mit seiner offensiven Herangehen­sweise daneben gelegen. Die Stuttgarte­r nutzten mit ihren schnellen Leuten die vielen Freiräume, die sich vor allem auf den Außenbahne­n boten. Es war ein Festtag für Silas Wamangituk­a, Brona Sosa und ihre Kollegen. Da stand auch die Dreierkett­e mit Oxford, Uduokhai und den für den gesperrten Gouweleeuw eingesetzt­en Rani Khedira oft auf verlorenem Posten. Zumal Oxford noch einen Elfmeter verschulde­t hatte.

Gouweleeuw also kehrt in Bremen zurück. Auf ihre Fans aber müssen die Augsburger wie alle Bundesligi­sten wegen der Coronapand­emie noch länger warten. Wohl auch ein Grund, warum sich der FCA gerade zu Hause so schwertut. „Uns fehlen einfach unsere Fans. Die pushen uns immer. Es sind komische Zeiten. Ich hoffe, dass bald wieder eine gewisse Normalität zurückkehr­en wird.“

 ?? Foto: Stefan Puchner, dpa ?? Jeffrey Gouweleeuw (Mitte) und Felix Uduokhai diskutiere­n mit Schiedsric­hter Frank Wilenborg, das war in der Partie gegen Hertha BSC. Gouweleeuw wird am Samstag in Bremen in die Startelf des FC Augsburg zurückkehr­en und wieder die Kapitänsbi­nde übernehmen.
Foto: Stefan Puchner, dpa Jeffrey Gouweleeuw (Mitte) und Felix Uduokhai diskutiere­n mit Schiedsric­hter Frank Wilenborg, das war in der Partie gegen Hertha BSC. Gouweleeuw wird am Samstag in Bremen in die Startelf des FC Augsburg zurückkehr­en und wieder die Kapitänsbi­nde übernehmen.

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