Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein bisschen Normalität
Zwei Teams mussten absagen, der eigene Koch ist zur Untätigkeit verdammt. Alles dreht sich um Corona. Gut, dass die deutsche Mannschaft nun spielen darf
Gizeh Zeit, dieses Wort fiel zuletzt immer wieder. Und anders als bei der stillen Post wussten bei der deutschen Handball-nationalmannschaft alle, was damit gemeint ist. Seit dem Start der Wm-vorbereitung am 3. Januar blieben dem Emfünften nur sehr wenige Einheiten, um sich auf das Turnier in Ägypten vorzubereiten. Das ist grundsätzlich schon ein Problem. Und es wird im konkreten Fall noch dadurch verschärft, dass der Bundestrainer Alfred Gislason aufgrund der langen Liste an Ausfällen nur auf wenigen Grundlagen aufbauen und viele Dinge neu einstudieren musste. So gut es eben ging.
Doch der Isländer ist vor dem Wm-auftakt am Freitag (18 Uhr,
ARD) gegen den krassen Außenseiter Uruguay trotzdem zufrieden: „Die Mannschaft hat das überragend im Training gemacht und sich auch außerhalb des Feldes sehr damit beschäftigt, was wir machen wollen. Die Jungs haben sich eingebracht. Die Vorbereitung konnte man kaum besser nutzen als wir.“
Die Deutschen starten also mit einem guten Gefühl in die WM. Oder zumindest mit einem besseren, als man es selbst kurz nach dem Jahreswechsel erwartet hatte. Ein paar „Sorgenfalten auf der Stirn“habe er nach den ersten Einheiten gehabt, gibt Kapitän Uwe Gensheimer zu. Auch der routinierte Kai Häfner bestätigt Fortschritte: „Wenn man unser erstes Training sieht und dann unser letztes Spiel, dann ist einiges passiert.“
In der Tat war der 34:20-Erfolg gegen Österreich überzeugend. Und auch wenn die Austria-auswahl kaum als Gradmesser gilt, sind die ersten Zweifel fraglos einer gewissen Zuversicht gewichen. Zumindest in sportlicher Hinsicht.
Denn ein paar Sorgen bereitet weiterhin das Quartier in Gizeh. „Ab und zu läuft einer ohne Maske durch die Gegend“, berichtet Gislason. Außerdem ist der mitgebrachte Koch zur Untätigkeit verdammt. Er darf keine Mahlzeiten zubereiten. „Das sind Sachen, die wir uns anders vorgestellt haben und uns anders zugesagt wurden“, sagte Gislason.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Nachdem der dänische Verband zuletzt ausbleibende Corona-tests beklagte, wurden die Deutschen am Donnerstag bereits zum dritten Mal seit ihrer Ankunft getestet. Immerhin das scheint zu klappen.
Unterdessen hat Dhb-präsident Andreas Michelmann erneut die
Austragung der WM in Ägypten ungeachtet der weltweiten Coronavirus-pandemie verteidigt. „Ich bin froh, dass die Weltmeisterschaft stattfindet. Dass es das Coronavirus gibt, wissen wir nun seit über einem Jahr. Es wird Zeit, dass wir lernen, nicht nur von Corona zu reden, sondern auch mit Corona zu leben“, sagte der Chef des Deutschen Handballbundes in einem Interview der Mitteldeutschen Zeitung.