Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Viel Lob für die Panther, aber ...
Augsburg befindet sich im Aufwind und will gegen Ingolstadt Revanche. Nur ein Rätsel ist noch ungelöst
Nicht zu hoch fliegen im Erfolg, nicht zu tief im Misserfolg. Der Sport ist voller Floskeln und mancher sagt, im Eishockey seien sie besonders beliebt. Panther-trainer Tray Tuomie ist keiner, der mit Kalenderweisheiten um sich wirft. Die eingangs zitierte nahm er sich dennoch zu Herzen. Auf den rauschhaften 6:5-Sieg in München vom vergangenen Dienstag reagierte er wenig berauscht. Natürlich habe er seiner Mannschaft auch die guten Szenen noch einmal auf Video gezeigt. Vor allem im zweiten Drittel hatte es davon einige gegeben, immerhin erzielten die Panther fünf Treffer. Aber er habe auch jede Menge Videomaterial gezeigt, auf dem zu sehen war, was noch nicht funktioniert hat.
In den Blickpunkt hatte sich die vierte Reihe gespielt. Im hierarchischen System einer Eishockeymannschaft tummeln sich dort oft junge Spieler, die den anderen drei Reihen Entlastung verschaffen sollen. Wenn sie dabei den Gegner auch noch ärgern kann, umso besser. In der Fachsprache heißt das dann, die Reihe habe viel Energie aufs Eis gebracht. Dennis Miller erzielte anfangs des zweiten Drittels den wichtigen Ausgleichstreffer zum 2:2. Noch auffälliger war Samir Kharboutli, der gleich vier Tore vorbereitete und danach von allen Seiten gelobt wurde. Auch Tuomie wollte sich dem nicht verwehren. „Natürlich habe ich ihn gelobt. Aber es gibt noch genügend Sachen, an denen er arbeiten muss. Das sind kleine Details in der Defensive und in unserem System. Aber er ist ein junger Spieler, der noch lernen muss und auch will.“
Ebenfalls auffällig war, was Markus Keller im Tor der Panther zeigte. Nach einer Muskelverletzung von Stammtorwart Olivier Roy war er in die Mannschaft gekommen und zeigt seitdem starke Leistungen. In München saß Roy schon wieder auf der Bank und scheint einsatzfähig. Tuomie: „Oli hat wieder trainiert, hat aber noch ein bisschen was gemerkt. Wir wollen nichts riskieren. Außerdem spielt Markus gerade sehr gut und wir haben in den letzten drei Spielen gepunktet. Also spricht nichts dagegen, dass er auch gegen Ingolstadt anfängt.“
Gegen die Oberbayern kassierten die Panther ihre bisher höchste Saisonniederlage. 1:5 endete der erste Vergleich kurz nach Weihnachten.
Vor allem im ersten Drittel tat sich phasenweise fast schon ein Klassenunterschied auf. 0:3 stand es nach 20 Minuten. Jetzt allerdings sind die Vorzeichen komplett andere. Vor allem, weil Augsburg mit den beiden Stürmern Spencer Abbott und Danny Kristo nachgerüstet hat. Tuomie warnt dennoch vor Ingolstadt, das am Freitag ab 20.30 Uhr im Curt-frenzel-stadion zu Gast ist. „Die haben eine sehr gute Mannschaft mit vier guten Reihen. Die kommen in Wellen und werden viel Druck ausüben. Wir müssen versuchen, das umzudrehen.“Für dieses Vorhaben kann der Trainer aller Voraussicht nach wieder auf Abbott zurückgreifen. Der Kanadier hatte gegen München leicht angeschlagen gefehlt.
Zu früh kommt die Partie dagegen für Henry Haase. Der Verteidiger leidet noch unter den Folgen einer Gehirnerschütterung und einer gebrochenen Nase. Zugezogen hatte er sich die Verletzungen bei einem harten Check im Spiel gegen Straubing vor eineinhalb Wochen. Und auch Niklas Länger ist nach seiner
Rückkehr von der U20-WM in Kanada und einer überstandenen Corona-infektion noch nicht einsatzbereit. Er ist zwar schon wieder mit der Mannschaft auf dem Eis gestanden, muss aber noch einen Trainingsrückstand aufholen.
Von der Tribüne aus wird er am Freitag beobachten, ob es seinen Kollegen gelingt, das derzeit größte Rätsel des Pantherspiels zu lösen. In allen 24 Überzahlsituationen der ersten sieben Saisonspiele gab es noch kein einziges Erfolgserlebnis. Damit stellt Augsburg das schlechteste Powerplay der Liga. In der vergangenen Saison erzielten die Panther bei numerischer Überlegenheit ligaweit noch die meisten Tore. Tuomie führt die aktuell missliche Lage auch auf personelle Veränderungen im Kader zurück. „Wir haben neue Leute dabei, die müssen sich erst noch finden. Aber natürlich müssen wir im Powerplay noch härter arbeiten, cleverer sein.“Und er fügt mit einem Grinsen an: „Das ein oder andere Tor in Überzahl wäre jetzt schon mal ganz gut, denn es würde uns das Leben sehr viel einfacher machen.“Dabei setzt er auf Neuzugang Abbott, der eine der beiden Überzahlformationen anführen soll.