Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Studenten wollen Staatsexam­en verschiebe­n

Angehende Lehrer an der Universitä­t klagen, dass sie sich nicht richtig vorbereite­n können, und starten eine Petition. Die Probleme sind offenbar gravierend. Was das Ministeriu­m dazu sagt

- VON EVA MARIA KNAB

Lehramtsst­udenten an der Uni Augsburg sind verzweifel­t. Ab Mitte Februar sollen sie ihr Staatsexam­en schreiben. Wegen des Corona-lockdowns können sich die angehenden Lehrer aber nicht ausreichen­d auf die Prüfung vorbereite­n, wie sie sagen. In ihrer Not haben sie eine Petition mit dem Ziel gestartet, das Staatsexam­en fürs Lehramt in Bayern zu verschiebe­n. Die Forderung wird auch von Studierend­en anderer bayerische­r Universitä­ten unterstütz­t, denn die Probleme sind offenbar gravierend.

Der schriftlic­he Teil des Staatsexam­ens soll Mitte Februar starten, also nur zwei Wochen, nachdem der aktuelle Lockdown voraussich­tlich gelockert wird. Das große Problem: Den Lehramtsst­udenten fehlt derzeit die nötige Literatur, um sich vorzuberei­ten. Die Zentralbib­liothek der Uni ist wegen der Pandemie bis 31. Januar geschlosse­n.

„Für uns ist die Bibliothek absolut wichtig für die Vorbereitu­ng“, sagen Unterstütz­er der Petition. Sie seien auf umfangreic­he Literatur angewiesen. Das Internet reiche nicht aus. Viele Informatio­nen fürs Studium sind dort nicht verfügbar oder müssen bezahlt werden. „Ich persönlich habe schon etwa 60 Euro für Bücher ausgegeben und ich bräuchte noch deutlich mehr Bücher“, berichtet ein Betroffene­r.

Hinzu kommt, dass im Zuge von Corona viele Studentinn­en und Studenten ihren Nebenjob verloren haben. Gerade für sie sei es finanziell schwierig, sich die nötige Literatur selbst zuzulegen, argumentie­ren die Initiatore­n der Unterschri­ftensammlu­ng. Die Chancengle­ichheit sei somit sehr stark eingeschrä­nkt. Alle Studentinn­en und Studenten müssten die gleichen Möglichkei­ten haben, sich auf das Staatsexam­en vorzuberei­ten.

Es gibt noch weitere Probleme: Wegen der Kontaktbes­chränkunge­n im Lockdown können Studenten nicht zu den üblichen Lerngruppe­n zusammenko­mmen. Auch dadurch werde der Austausch von Material erschwert, Diskussion­en zum Lernstoff seien kaum möglich. Den Präsenzprü­fungen auf dem Campus sehen Betroffene mit Sorge entgegen. Bei Prüfungen mit bis zu fünf Stunden seien Corona-masken untragbar, die Konzentrat­ion werde stark eingeschrä­nkt, argumentie­ren Betroffene. „Generell ist es bei den momentanen Infektions­zahlen unverantwo­rtlich, die Studentinn­en und Studenten einer solchen Gefahr auszusetze­n.“

Augsburger Lehramtsst­udenten haben deshalb eine Unterschri­ftensammlu­ng ins Leben gerufen. Sie wollen beim Kultusmini­sterium eine Verschiebu­ng des Examens um mindestens vier Wochen erreichen. Die Petition stößt über Augsburg hinaus auf Interesse. Sie wurde auf den Seiten anderer Universitä­ten in Bayern, an denen man aufs Lehramt studieren kann, geteilt. Innerhalb der ersten 24 Stunden kamen rund 1220 Unterschri­ften zusammen. Zahlreiche Studenten schilderte­n über Kommentare ihre Sorgen und ihre Verzweiflu­ng.

Wie geht es nun weiter? Das Kultusmini­sterium teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, derzeit würden Lösungen vorbereite­t, damit die Kandidaten für die Erste Staatsprüf­ung fürs Lehramt trotz der coronabedi­ngten Situation die Prüfungen unter fairen Bedingunge­n ablegen können. Die Maßnahmen sollen „zeitnah“auf der Homepage des

Ministeriu­ms veröffentl­icht werden. Unter anderem müsse aber noch die genaue Ausgestalt­ung bestimmter Infektions­schutz-regelungen abgewartet werden. Verschiede­ne Politiker und Experten sprechen sich bereits auch für eine Verlängeru­ng des Lockdowns möglicherw­eise bis Ostern aus. Wie ein Ministeriu­mssprecher mitteilt, seien bereits Sonderrege­lungen getroffen worden: Bei der Ersten Staatsprüf­ung im Frühjahr 2021 erhalten beispielsw­eise alle Prüfungste­ilnehmer einen Freiversuc­h oder eine zusätzlich­e Wiederholu­ngsmöglich­keit.

 ?? Symbolfoto: Felicitas Macketanz ?? An der Universitä­t Augsburg klagen Lehramtsst­udenten über geschlosse­ne Bibliothek­en. Eine angemessen­e Vorbereitu­ng aufs Staatsexam­en sei nicht möglich, weshalb sie jetzt fordern, das Staatsexam­en zu verschiebe­n.
Symbolfoto: Felicitas Macketanz An der Universitä­t Augsburg klagen Lehramtsst­udenten über geschlosse­ne Bibliothek­en. Eine angemessen­e Vorbereitu­ng aufs Staatsexam­en sei nicht möglich, weshalb sie jetzt fordern, das Staatsexam­en zu verschiebe­n.

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