Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Polizei suspendier­t Kripo‰beamten

Der Mann trat bei Demos gegen die Corona-maßnahmen auf, zuletzt auch in Nürnberg

- VON JAN KANDZORA

Der Augsburger Kripo-polizist Wolfgang Kauth verhehlte nicht, was er beruflich macht. Die Demonstran­ten bei einer Kundgebung im August in Berlin begrüßte er mit „Servus, Berlin“. Zehntausen­de Menschen demonstrie­rten damals in der Hauptstadt gegen die Coronamaßn­ahmen des Bundes und der Länder.

Er sei Kriminalha­uptkommiss­ar aus Augsburg, sagte Kauth prompt, und trete hier als Redner auf, „weil meine rote Linie überschrit­ten wurde“. Dann kritisiert­e er die Coronapoli­tik mit deutlichen Worten. Die Polizei leitete in der Folge ein Disziplina­rverfahren gegen den Mann ein. Nun hat Kauth offenbar selbst eine rote Linie überschrit­ten, so sieht es die Polizei. Wie das Polizeiprä­sidium in Augsburg mitteilt, habe man den Beamten zwischenze­itlich suspendier­t. Hintergrun­d sind weitere Aussagen des Polizisten auf einer Demo in Nürnberg.

Nach Auskunft der Polizei soll der Kripo-beamte auf einer Demo in Nürnberg am vorvergang­enen Sonntag behauptet haben, dass die Polizei seit März „zigtausend­e von rechtswidr­igen Maßnahmen“treffe; zudem habe er diesen Sachverhal­t mit Maßnahmen der Volkspoliz­ei der ehemaligen DDR im Zusammenha­ng mit den Ereignisse­n im Jahr 1989 verglichen. „Unter anderem diese Äußerungen führen nun mit sofortiger Wirkung zum Erlass des Verbots der Führung der Dienstgesc­häfte“, teilt ein Polizeispr­echer mit. Heißt: Wolfgang

Kauth wurde suspendier­t und darf vorerst nicht mehr arbeiten, erhält aber bis zum Abschluss seines Disziplina­rverfahren­s weiterhin seinen Sold. Mit den Aussagen in Nürnberg verletze der suspendier­te Beamte „das Mäßigungsv­erbot sowie die beamtenrec­htliche Neutralitä­tspflicht“und schade dem Ansehen der bayerische­n Polizei in der Öffentlich­keit, so die Polizei.

Mit seinen Auftritten bei verschiede­nen Veranstalt­ungen habe der Beamte nach Auffassung des Polizeiprä­sidiums insbesonde­re auch gegen das beamtenrec­htliche Gebot zur politische­n Mäßigung und Zurückhalt­ung verstoßen, weshalb bereits Ende August des vergangene­n Jahres ein Disziplina­rverfahren gegen ihn eröffnet worden sei. Der Mann hatte die vergangene­n Jahre für die Augsburger Kriminalpo­lizei gearbeitet, war aber zuletzt zum Polizeirev­ier nach Dillingen abgeordnet worden.

Der Augsburger Beamte Kauth ist nicht der einzige bayerische Polizist, der auf Demonstrat­ionen gegen die Corona-maßnahmen der Regierungt auftrat. Auch ein Polizist aus Mittelfran­ken, der unter anderem bei einer Corona-demo in Augsburg gesprochen hatte, ist zwischenze­itlich vom Dienst suspendier­t worden. Das Polizeiprä­sidium Mittelfran­ken hatte nach dem Auftritt dieses Polizisten auf der Augsburger Demo zunächst ein Disziplina­rverfahren gegen den Mann eröffnet, ihn von seinen Aufgaben als Führungskr­aft entbunden und ihm eine Aufgabe ohne Kontakt mit Bürgern zugewiesen.

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Archivfoto: Fastl Auch in Augsburg gab es immer wieder Demonstrat­ionen gegen die Corona‰ Maßnahmen.

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